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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 2.1899

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Heft 4 (April 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8876#0130
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WEBEREI.
„ABIMELECH."

weit eine leichte Brücke. Es wäre beinahe zu
raffiniert, wenn man nicht den ungeheuren Ernst
herausfühlte und diese Tiefe der Empfindung.
Man muss die zarten Farbenkompositionen dieses
Künstlers, der später sehr
roh wiedergegeben ist, in
den alten Drucken b
wundern. An Feinheit;
an lyrischer Kraft steht
er unter seinen Genossen
einzig da. Und wie war
sein Leben? Ist es nicht
rührend und klingt wie
ein Märchen?

1797 in Jedo geboren;
sein eigentlicher Name
ist Kondo Jrubei; seiner
Stellung nach war er

Feuerwehrmann. Sein
Lehrer ist Utagawa Toyo- >
hiro, von dem er den
Namen „Hiro" sich bei-
legte, dessen Buntdrucke
einen wundervoll farbigen
Ton zeigen.

Sein künstlerischer Bil-
dungsgang soll sehr un-
vollkommen gewesen sein
und viele wollen bei ihm
schon den Rückgang der
Entwicklung sehen, Spu-
ren einer verweichlichten
Kraft. Aber niemand
wird die überwältigende
Intensität der Stimmung,
die Lyrik seiner matten
Farben verleugnen kön-
nen. Er starb 6t Jahre
alt 1858 während der
Cholera-Epidemie.

Der Ursprung der japa-
nischen Malerei ist die Religion. "Wir finden die
Übereinstimmung mit indischen Formen. Helden-
gedichte und Märchen stammen aus jener sagen-
haften Zeit. Die japanische Mythologie bietet
unendlich viel Motive für den religiös begeisterten
Künstler. Es ist die alte einheimische Religion
des Shintoismus.

Das Reich breitet sich aus; im 6. Jahrhundert
n. Chr. sehen wir das kriegerische Volk auf

neuen Eroberungszügen. Verbindungen werden
hergestellt mit China, das viele neue Ideen giebt.
Die Heilkunde, die Schrift, Litteratur, Industrie
und Kunstgewerbe nehmen ungeheuren Auf-
schwung, Der Buddhis-
mus dringt ein. Priester
ziehen von Stadt zu
Stadt, zugleich als Träger
der Kunst und Wissen-
schaft.

Die erste japanische
Malerschule ist daher
die BUDDHISTISCHE.
Ihre Denkmäler zeigen
die Erhabenheit, Ruhe
und Tiefe dieser Reli-
gion. Sorgfältige Tech-
nik, Pracht des Beiwerks,
tiefe Inbrunst der Auf-
fassung zeichnen diese
Epoche aus.

Es folgt das Zeitalter
der Ritterlichkeit, des
Adels und der Könige.
Revolutionen zerreissen
das Land. Die Epen-
bildung setzt ein. Ihr Re-
präsentant ist die TOSA-
SCHULE; als Kunst der
hohen Gesellschaft ver-
leugnet sie nie den vor-
nehmen nationalen Cha-
rakter, nie die Gross-
artigkeit der Haltung.

Die dritte Periode
setzt mit der KANO-
SCHULE ein. Von China
kommen bedeutende An-
regungen, welchem
Lande man überhaupt in
Japan tiefe Verehrung
zollt. Lesshin soll der erste Maler gewesen sein,
der in China die alten Meister studiert. Der
Gründer Kano-Massanobu (1424—J 520) stellt die
endgültige Verbindung von chinesischem und japa-
nischem Geist her. Der berühmteste Vertreter
dieser Schule ist Motonabu, der Sohn des Vorigen;
er leistete in der heroischen Landschaft Hervor-
ragendes. Die Kano-Schule vertritt die Schwarz-
Weiss-Malerei unter Beifügung von Schwarz-Braun.

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