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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 2.1899

DOI issue:
Heft 9 (September 1899)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8876#0311
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träum nur zu träumen, der Wahrheit ist und doch
wie hervorgezaubert von leichten, flatternden
Händen und bestimmt im Nu, wie er gekommen,
wieder zu verschwinden.

Lange Streifen vibrirenden zuckenden Lichtes liegen
auf dem Wasser, soweit es sich im Ausschnitt dem
Auge bietet; Striche wie mit einem flotten, zügel-
losen Pinsel in Willkür hingesetzt; schwarz, weiss
und violett blinkt das Wasser und funkelt in Glätte;
und darüber streicht die wohlige blüthengetränkte
Luft hin.

Die Ampeln über dem Haupt schwanken — das
Geländer lässt ein knarrendes Geräusch hören und
der Gäste werden immer mehr — es mahnt eine
Stimme: Erwache!

Da erheben sich die Gedanken und steigen lang-

sam die Stiege hinab; im Herzen schlummert ein
weher, sehnsüchtiger Gedanke, der nicht ruht; die
Wünsche erheben sich und pochen noch einmal,
mit aller Kraft und Verzweiflung und Wehmuth
und werden quälend; aber die Gäste brechen durch
die suchenden Blicke — die Gedanken wenden sich
und gehen am Strande entlang, dem allgemeinen
Zuge folgend.

Durch die Zweige des Waldes schweben die
Lichter, die die Kinder an langen Stöcken tragen;
sie schweben, wie an unsichtbaren Fäden von
oben gehalten, in gemächlichem, gleichmässigem,
sehnsüchtigem Zuge. Ein Kleiner trägt mit pfiffi-
gem Gesicht einen Kasten, hinter dessen schwarzen
Gitterstäben ein paar Mäuse mit klugen Augen
sitzen.
 
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