NACH ORIGINAL-
HOLZSCHNITTEN VON
EMIL ORLIK
die letzten grossen Künstler, die das Ende nahen
fühlten, Anlehnung an die europäische Kunst,
deren Ueberlegenheit auf manchem Gebiet sie er-
kannten. Hiröshige und Hök'sai soll
man heute nach der orthodoxen Lehre
zwar schon zu den Degenerierten
rechnen; ich muss aber gestehen, dass
ich ihre Werke für die reizvollsten
halte, für so entzückend, wie die Wer-
ke der Rococozeit, die ja umgekehrt
im fernen China und Japan so manche
ihrer prickelndsten Anregungen ge-
funden hatten.
Heute bemüht man sich, und be-
sonders Fenollosa's Bestreben ist darin
unermüdlich, die Blüthe japanischer
Kunst möglichst weit zurück zu ver-
legen, womöglich vor die Zeit der
letzten Shogun-Geschlechter. Man be-
greift ja, dass die jetzige Herrschaft, die auch den
alteinheimischen Shinto-Glauben begünstigt, ein
Interesse daran hat. Uns können solche Beweg-
gründe gleichgiltig sein, um so mehr,
als wir wissen, dass nie Fürsten an
sich, seien es nun angestammte oder
neugewordene, Kunst gemacht haben,
sondern dass jede klare Culturepoche
in einem künstlerisch begabten Volke
ihren entsprechenden Ausdruck findet.
Das Eine können wir allerdings zu-
geben, dass bei Hiröshige und Hök'sai
die altjapanische Kunst sich bereits in
ihrer letzten Entfaltung zeigt und zum
Theile aus sich selbst herausgetreten
ist, etwa wie die europäische im Ro-
coco, und dass der sogenannte „hero-
ische" und „grosse Stil" in früherer
Zeit zu suchen ist. Eine wirkliche
HOLZSCHNITTEN VON
EMIL ORLIK
die letzten grossen Künstler, die das Ende nahen
fühlten, Anlehnung an die europäische Kunst,
deren Ueberlegenheit auf manchem Gebiet sie er-
kannten. Hiröshige und Hök'sai soll
man heute nach der orthodoxen Lehre
zwar schon zu den Degenerierten
rechnen; ich muss aber gestehen, dass
ich ihre Werke für die reizvollsten
halte, für so entzückend, wie die Wer-
ke der Rococozeit, die ja umgekehrt
im fernen China und Japan so manche
ihrer prickelndsten Anregungen ge-
funden hatten.
Heute bemüht man sich, und be-
sonders Fenollosa's Bestreben ist darin
unermüdlich, die Blüthe japanischer
Kunst möglichst weit zurück zu ver-
legen, womöglich vor die Zeit der
letzten Shogun-Geschlechter. Man be-
greift ja, dass die jetzige Herrschaft, die auch den
alteinheimischen Shinto-Glauben begünstigt, ein
Interesse daran hat. Uns können solche Beweg-
gründe gleichgiltig sein, um so mehr,
als wir wissen, dass nie Fürsten an
sich, seien es nun angestammte oder
neugewordene, Kunst gemacht haben,
sondern dass jede klare Culturepoche
in einem künstlerisch begabten Volke
ihren entsprechenden Ausdruck findet.
Das Eine können wir allerdings zu-
geben, dass bei Hiröshige und Hök'sai
die altjapanische Kunst sich bereits in
ihrer letzten Entfaltung zeigt und zum
Theile aus sich selbst herausgetreten
ist, etwa wie die europäische im Ro-
coco, und dass der sogenannte „hero-
ische" und „grosse Stil" in früherer
Zeit zu suchen ist. Eine wirkliche