willkürlichen Verhältnisse und ihre
geringe Belebung. Aber auch ge-
wisse Stärken erklären sich aus die-
ser Herkunft: die ausserordentliche
Einfachheit der Mittel, die Treff-
sicherheit und Kraftersparung, auf
welche die ostasiatischen Schreiber
immer grosses Gewicht gelegt ha-
ben, sowie die treffliche flächen-
hafte Gesammtwirkung, die uns
meist gar nicht merken lässt, wie
selbständig sich der Künstler der
Natur gegenüber verhalten hat.
Kann man in der japanischen
Kunst, am wenigsten nicht in den
Arbeiten der Lack- und Metallar-
beiter auch eine bestimmte Weiter-
entwicklung zu immer grösserem
Naturalismus bemerken, jene Be-
schränkungen bleiben doch allen
Zweigen der Kunst bis in ihre
letzten Phasen gemeinsam, höchs-
tens, dass, wie gesagt, um 1780
die europäische Linearperspektive
stellenweise eindringt; aber selbst
dann hält sich der Japaner von
Schlagschatten und Glai.zlichtern
noch ferne. So reizend die land-
schaftlichen Hintergründe sich auch
gestalten, eigentliche Naturnachah-
mung beabsichtigt der Japaner in
dem Bilde denn doch nicht.
Und dennoch — das ist das
Eigentümliche — zieht es ihn
immer wieder und unwidersteh-
lich hin zur Natur.
Es ist sehr auffallend, jener
Theil des Kunstschaffens, der wie
Architektur und reine Dekoration,
unabhängig von der äusseren Na-
tur, bloss aus dem Innern des Men-
schen seine Anregung nimmt, spielt
in der japanischen Kunst fast gar
keine Rolle. Seine Architektur ist
entweder die fremde, indisch-chine-
sische oder reiner Constructions-
bau, dessen Flächen, wenn über-
haupt geschmückt, dieselben Ver-
zierungen aufweisen, wie Lackar-
beiten, Stoffe oder Porzellan. Ein
EMIL ORLIK = NOCTURNO -
GHETTO IN PRAG
NACH EINER ORIGINAL-LITHOGRAPHIE
geringe Belebung. Aber auch ge-
wisse Stärken erklären sich aus die-
ser Herkunft: die ausserordentliche
Einfachheit der Mittel, die Treff-
sicherheit und Kraftersparung, auf
welche die ostasiatischen Schreiber
immer grosses Gewicht gelegt ha-
ben, sowie die treffliche flächen-
hafte Gesammtwirkung, die uns
meist gar nicht merken lässt, wie
selbständig sich der Künstler der
Natur gegenüber verhalten hat.
Kann man in der japanischen
Kunst, am wenigsten nicht in den
Arbeiten der Lack- und Metallar-
beiter auch eine bestimmte Weiter-
entwicklung zu immer grösserem
Naturalismus bemerken, jene Be-
schränkungen bleiben doch allen
Zweigen der Kunst bis in ihre
letzten Phasen gemeinsam, höchs-
tens, dass, wie gesagt, um 1780
die europäische Linearperspektive
stellenweise eindringt; aber selbst
dann hält sich der Japaner von
Schlagschatten und Glai.zlichtern
noch ferne. So reizend die land-
schaftlichen Hintergründe sich auch
gestalten, eigentliche Naturnachah-
mung beabsichtigt der Japaner in
dem Bilde denn doch nicht.
Und dennoch — das ist das
Eigentümliche — zieht es ihn
immer wieder und unwidersteh-
lich hin zur Natur.
Es ist sehr auffallend, jener
Theil des Kunstschaffens, der wie
Architektur und reine Dekoration,
unabhängig von der äusseren Na-
tur, bloss aus dem Innern des Men-
schen seine Anregung nimmt, spielt
in der japanischen Kunst fast gar
keine Rolle. Seine Architektur ist
entweder die fremde, indisch-chine-
sische oder reiner Constructions-
bau, dessen Flächen, wenn über-
haupt geschmückt, dieselben Ver-
zierungen aufweisen, wie Lackar-
beiten, Stoffe oder Porzellan. Ein
EMIL ORLIK = NOCTURNO -
GHETTO IN PRAG
NACH EINER ORIGINAL-LITHOGRAPHIE