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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 2.1899

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Heft 11 (November 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8876#0392
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THEO VAN RYSSEL-
BERGHE. PORTRÄT
J886

in der bildenden Kunst lange nicht besass, ein
Dichter, der die Seele in Höhen und Tiefen kennt
und was fast mehr, auch dort wo Dunkel und
Licht die beglückende Dämmerung; weben. Sein
Geist ist wirklich tausendfach gelaunet und der
quellenreiche Strom unendlicher Empfindung, daran
Platen den Dichter gekannt sehn will, rauscht
durch jedes seiner Werke, von der leichten Skizze
bis zum mühsam erarbeiteten Resultat seines eher-
nen Fleisses.

Denn er, der soviel kann, thut sich nicht so
bald genug, das ist nöthig zu betonen dem Miss-
geschick gegenüber, das den Künstler bei seinem
letzten mit voller Wucht hingestellten Werk, der

Statue Balzac's betraf. Für ihn war seine Idee
deutlich und er zog die Hand davon, als die
riesige Gestalt kaum aus dem Block trat; wie
Rembrandt hielt er damit seine Arbeit gethan.
Es war kein fertiges Werk und hätten, die es ab-
lehnten, nicht dem trivialen Machwerk Bourgeois
den Vorzug gegeben, man könnte ihnen keinen
Vorwurf machen. Aber die Kränkung des Künst-
lers wird begreifen, wer die vorbereitenden Skizzen
gesehen, die sich diesem beneidenswerth interes-
santen Modell von allen Seiten näherten, 'seine
Formen ergründeten, wie seinen bald aufgeregt, bald
in der Ruhe gefassten Ausdruck. Was dann der
Ausführung gefährlich wurde, darin liegt sonst ein

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