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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 4.1901

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.8878#0040
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© Es war für das Wien der „Secession" in dem fatalen
Sinne dieser flinken Bezeichnung vielleicht ein harter
Bissen. Man hatte gläubig vor Khnopff gestanden, den ein
undefinierbares Etwas selbst bei halsbrechend mystischen
Dunkelheiten vor dem Refus schützte; dieses Etwas, das
der Snob im fremdländischen Schnitt der Hose wie im
fremden Kunstwerk so felsenfest verständnisinnig wittert,
und das er Originalität zu nennen pflegt. . . Man hatte
Meuniers Tüchtigkeit mit herzlicher Freude hingenommen
und vielleicht im letzten Falle nicht besser verstanden -
wem von den vielen Begeisterten gibt heute Meunier etwas
anderes als Rührung, stoffliche Zärtlichkeit, digestive Be-
trachtung ? ... Schön in dem überlieferten Sinne war auch
das Nackte bei Meunier nicht, aber es war ernst und von
socialer Bedeutung, ein Zeichen der Zeit u. s. w. = Darauf
diese absolut nichtssagende Nacktheit, bei der sich nichts,
gar nichts denken lässt, dies absolute Schweigen aller hohen
und niedrigen Dramatik, kein erbauliches Detail, keine
Originalität = also was zum Kuckuck! © © ©

© Ob nicht auf alle diese Fragen, die zuweilen wie klap-
pernde Fledermäuse durch den schönen Tempel, wo der
Brunnen stand, huschten, von dem Weiss der Figuren, von
dem ewig Abgewendeten dieser Gottesruhe in den Glie-
dern so etwas wie eine Antwort kam? Ich habe biedere
Leute solo eintreten gesehen, die ganz ernsthaft ergriffen
waren, d. h. nicht recht wussten, wie, wo, warum, sich
dann ängstlich umsahen, nach einem Bekannten suchten,
und erst wenn sie ihn hatten, wenn das commune Com-
munistische ihnen die lederne Kraft gab, in den obligaten

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