Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]: Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs (4.1901)

an das andere zu passen, dass sie verwachsen konnten.
Seine Stadt auf der Mathildenhöhe ist wie ein Atlas seiner
ganzen Entwicklung. Das Haus der Blumen, da ist noch
der ungezügelte Hidalgo, aber seht denselben in der grünen
Halle seines Hauses an, wie er sich da vor dem Deutschen
beugt und mit dem Kelten gesellt, bis sein Stolz, durch diese
Laune erhellt, durch jenes Gemüth erwärmt, sich zur
Würde verklärt! Sein Haus scheint mir überhaupt das Höch-
ste zu sein, was er noch geschaffen hat. Es ist ernst, ohne
feierlich, es ist einfach, ohne gewöhnlich, es ist froh, ohne
frech zu sein, es drückt alle Stimmungen aus, schwere und
spielende, strenge und zärtliche, gesellige und einsame, mit
einer Ruhe, die niemals starr, einer Macht, die niemals grell
wird, in der festen und heiteren Sicherheit, die ein grosser
Mensch hat, der befehlen kann, ohne erst schreien zu müs-
sen. Es ist immer gefährlich, den Propheten zu machen,
aber ich glaube gewiss zu sein, dass er nun, von dieser
Harmonie aus, die sein Wesen hier erreicht hat, mit einer
leicht das Grösste verschenkenden Kraft die schönsten Wun-
der ausstreuen wird. © © ©

© Dies alles ist doch unser Werk! und: Hier hat einmal
einer von uns, was in den andern sich noch wirr verschlingt,
klar und gross gezeigt und uns ein Beispiel gegeben, dass
nicht der Verzichtende, nicht der Entsagende, sondern nur
wer die Gewalt sich treu zu bleiben hat, reif werden kann
= das sind die Gedanken gewesen, die ich dort auf der
Höhe gehegt habe, den Blick zum Odenwald, die Seele
nach Euch gewendet, immer nach Euch! © © ©

HERMANN BAHR.

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