INE Zeitlang war die Linie ganz verpönt. In der
Farbe, glaubte man, sei es einem rechtschaffenen
Künstler einzig möglich, sich naturgemäß auszu-
^drücken. Man fragte: „Wo sind in der Natur feste
Linien? Ist nicht in Wahrheit alles umrißlos? Jedes Gesicht
und jeder Baum und jede Wolke? Die Festigkeit der Linie
widerspricht der Rundheit, der allenthalben vergleitenden
Weichheit der plastischen Körper. Die Linie ist eine Ab-
straktion, sie ist ein Sehfehler. Oder sie ist bestenfalls eine
lässige Bequemlichkeit, durch die wir die Unfaßbarkeit und
Unendlichkeit der Natur für unsere endlichen Sinne faßbar
machen wollen." So etwa äußerte sich schon Delacroix
und die Pointillisten haben es sich nicht entgehen lassen,
ihm das nachzusprechen. ©©©
© Und jetzt auf einmal haben wir eine Linienkunst und
sie wirkt auf uns wie ein Gebot unserer Zeit. Wir sind ein
wenig mit Farbe übersättigt. Wir sind auch des ewigen
Nebels müde. Und da haben wir uns denn darauf besonnen,
daß neben der Farbe doch auch die Linie ein künstleri-
sches Ausdrucksmittel sei. Und eben, weil sie ein solches
in
Farbe, glaubte man, sei es einem rechtschaffenen
Künstler einzig möglich, sich naturgemäß auszu-
^drücken. Man fragte: „Wo sind in der Natur feste
Linien? Ist nicht in Wahrheit alles umrißlos? Jedes Gesicht
und jeder Baum und jede Wolke? Die Festigkeit der Linie
widerspricht der Rundheit, der allenthalben vergleitenden
Weichheit der plastischen Körper. Die Linie ist eine Ab-
straktion, sie ist ein Sehfehler. Oder sie ist bestenfalls eine
lässige Bequemlichkeit, durch die wir die Unfaßbarkeit und
Unendlichkeit der Natur für unsere endlichen Sinne faßbar
machen wollen." So etwa äußerte sich schon Delacroix
und die Pointillisten haben es sich nicht entgehen lassen,
ihm das nachzusprechen. ©©©
© Und jetzt auf einmal haben wir eine Linienkunst und
sie wirkt auf uns wie ein Gebot unserer Zeit. Wir sind ein
wenig mit Farbe übersättigt. Wir sind auch des ewigen
Nebels müde. Und da haben wir uns denn darauf besonnen,
daß neben der Farbe doch auch die Linie ein künstleri-
sches Ausdrucksmittel sei. Und eben, weil sie ein solches
in