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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 5.1902

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.8879#0147
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gegen die Hochebene Glazinac. Von der Höhe kann man
ein weites, wellenförmiges Land mit Feldern, Wiesen,
Dörfern, Baumgruppen und kleinen Wäldchen sehen. So
mag Moses ins gelobte Land gesehen haben. ©©©
© Tiefer unten gerät man wieder in den Urwald. Aber
die Straße und die alten türkischen Wege sind heute nicht
einsam: morgen ist Markttag in Sarajevo. Saumtierkolon-
nen, Ziegenherden und breitgestirnte, zottige Rinder be-
gegnet man genug. Reizende Bilder sind zu sehen. Rastende
Bauern. Sie liegen auf den Säcken mit Wolle, die man
von den Tragpferden abgeladen hat. Die Tiere grasen im
Föhrenwalde und melancholisch bimmeln die Glocken an
ihrem Halse. = Dann wieder Ochsen, die in einer grünüber-
zogenen Pfütze vor der sengenden Sonne Schutz suchen. -
Dann ein einsames Wirtshaus im Walde. = ©©©
© Das letzte Stück meines Weges durch den Urwald ging
ich zu Fuß; denn große Steintrümmer, gestürzte Stämme und
Farnkrautdickicht engten den Weg ein oder machten ihn
unsichtbar. Mir aber war die Richtung durch eine Tele-
graphenleitung gegeben, die von der vielgewundenen Post-
straße abweichend der Luftlinie folgt. ©©©
© Dann kommen die Ausläufer des Waldes; junge Fich-
ten, dann wieder mannshohe Farnkräuter, die den Wald-
boden decken. Alte, große Föhren mit prachtvollen Kronen
recken sich aus dem Dickicht empor, wie Speere eines
Fähnleins Gewappneter. ©©©
© Schräg bescheint die Sonne nur noch die flüsternden
Wipfel; mein Roß und ich fühlen die Wohltat kühlen
Schattens. Zwischen den Stämmen hinaus sieht man wie-

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