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Kunstwerke der Akademie der Künste. 155

angelo wird mit Unrecht diesem selbst beigemessen.
Das Verständnifs der Formen ist zu wenig tief für
ihn, die Abrundung der einzelnen Theile zu gering,
die ganze Ausführung zu flüchtig. Demohngeachtet
ist diese, vordem im Hause Vecchietti zu Florenz
befindliche Zeichnung eine alte Copie von gröfsem
Verdienst; besonders ist der Kopf der Leda höchst
edel und geistreich.

Das bestimmte Gepräge des Genius, wie der
Hand des Michelangelo, hat dagegen ein marmornes
Rund, worin, in sich dem vollen Rundwerk näherndem
ReKef, die Maria mit dem Kinde auf dem Schoofse
und der kleine Johannes gebildet sind. Bis auf das
Christuskind und den Kopf der Maria ist alles nur
mehr oder minder Anlage (Sbozzo.) Das Ganze ist,
wie Vasari bemerkt, im Geiste des Donatello erfun-
den; in jenen vollendeten Theilen herrscht aber zu-
gleich eine grofse Naivetät des Gefülds, welches im
Kopf der Maria mit ungemeiner Lieblichkeit, in dem
lebhaft bewegten Kinde mit jenem Flufs, jener Weiche
der Formen vereinigt ist, welche die früheren Scul-
pturen des Michelangelo so anziehend machen. Sein
Neffe Lionardo schenkte es dem Grolsherzog Cosmns I.
von Florenz, Cosimo II. gab es aber dem jüngeren
Michelangelo zurück, um es in einer Gallerie, welche
dieser erbaut hatte, aufzustellen. Während der Re-
volution kam es in die Hände vom Maler Vicar, und
gelangte durch Sir George Beaumont, welcher auch
die Nationalgallerie so reich bedacht hat, an seine
jetzige Stelle.

Sehr interessant ist die Copie des Marco Og-
gione, eines Schülers des Lionardo da Vinci, nach
dessen berühmtem Abendmahl in der Gröfse des Chi-
 
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