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„VM«vÄ><rn" Srn* r»ls A5una«ri'Mf«i'.
„Swjet" vom 14. 6. weiß zu erzählen: Drei Artilleristen
hatten im Kriege die Sprache und das Gehör verloren. Sie wurden
in das Zarsko-Selsker Lazarett übergesührt und dort bei einer
Parade dem Zaren vorgeführt. Der Anblick des Monarchen, den
sie zum erstenmal in ihrem Leben sahen, wirkte so erschütternd
auf sie, daß sie sofort Sprache und Gehör wiedererlangten.
Hört, Leser, diese frohe Kunde
Don einem Märchen wundersam:
Wie „Väterchen" zu hohem Ruhme
Als wundertät'ger Heiliger kam!
Der lange Nikolai, sein Onkel,
Schlug an der Front, vor Wut schon blind,
Drei Artill'risten Maulesschellen,
Die, wie ihr wißt, recht saftig sind.
Doch alle drei seit diesem Tage —
So grenzenlos war das Malheur
Von diesen kolossalen Hieben! —
Verloren Sprache und Gehör.
Vergebens mühten sich die Ärzte
An diesen Armen stark herum:
Sie blieben alle wie die Fische,
Auf beiden Ohren taub — und stumm!
Sie wurden als „des Krieges Opfer"
Nun in die Listen inskribiert,
Bis einst bei einer Schloßparade
Der gute Zar sie inspiziert.
Der kannte prächtig seine Russen!
Als diese traten stramm hervor,
Da flüstert schlau der Enke! Peters
Nun einem jeden dies in's Ohr:
„Vernimmst Du wohl das feine Klingen
In meiner Tasche, lieber Sohn?
Pro Wort gibt's — einen Silberrubel!
So sprich doch, Lümmel: Hörst Du schon?"
Da melden sich Gehör und Stimme —
Wer fände das nicht wunderbar!
Drei brüllen laut aus Heller Lunge:
„Lang' lebe unser guter Zar!"
Und durch ganz Rußland drang die Kunde
Per Extrablätter, Tag und Nacht:
Wer hätte je ein solches Wunder
Wie unser „Väterchen" vollbracht!
Mit Schmunzeln sprach der Zar dann später,
Als man ihn pries wohl immer noch:
„Der einzig wahre Wundertäter
In Rußland bleibt der Rubel doch!" M. Br.
 
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