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Zrühlingrtag und Winternacht.
I. Frühlingstag.
Im knospenden Walde zur Frühlingszeit
Seliges Wandern, Jung-Mädel zur Seit';
Froh flötet der Fink, der Täuber lacht,
Die Welt umschmeichelt der Sonne Pracht.
Webt zartgrüne Schleier Frau Virke ins Haar,
Weckt glitzernde Funken im Bächlein so klar.
Ein heimliches Sehnen trägt zitternd die Luft,
Aus feuchtbrauner Erde steigt würziger Duft.
Jung-Mädelchen wird beklommen zumut' —
Zwei Augen werben: „Ich bin Dir so gut!"
Ein scheues Tasten von Hand zu Hand-
Glückliche Jugend im Sonnenland!-

H. Winternacht.
Laut heult der Sturm wild tobend ums Haus,
Ein Weib starrt in die Nacht hinaus:
„Wo weilst Du, mein Liebster, in Feindesland?
Schon längst kam kein Gruß mehr von Deiner Hand!"
Der Wind trägt die Seufzer nach Osten fort
Zur öden Steppe, — er kennt den Ort:
Im Schnee ein frisches Soldatengrab,
Dort senkten sie ihren Liebsten hinab.
Ein hölzernes Kreuz auf dem Hügel steht, —
Don leisen Flocken wie bald verweht!-
Fahr' wohl, du leuchtender Frühlingstag!
Des Winters Not zwei Herzen brach.

Irma Zahn.
 
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