Wirtschaftlicher Verband Bildender Künstler Berlin [Hrsg.]: Wachtfeuer: deutsche Kunstblätter (1914/15 (Nr. 1-64))

Das sov-Gramm-ZeldpostpSSchen.

Mädel, schickst du an den Liebsten
Dies besagte kleine Päckchen,
Überlege, was du sendest:
Nutze fleißig jedes Eckchen!
Laß beim Packen mit der Liebe
Die Vernunft wohl sein im Bunde:
Alles mußt du schlau verteilen
Zum Gewicht von einem Pfunde!
Wählst du wirklich klug und weiss
Unter vielen hundert Dingen,
Alle Schätze beider Indien
Kannst du beinah' unterbringen.
Zu empfehlen mär' ein Schnäpschen
Wohl in einem winzig Fläschchen;
Sechs Zigarren, aber leichte,
Fein im selbstgestickten Täschchen!

Kaffee magst du etwas mahlen
Im Gewicht von fünfzig Grämmchen!
In die kleine Tüte Zucker
Leg' noch ein paar blanke Emmchen!
Auch ein Würstchen zu empfehlen
Wäre hier an dieser Stelle —
Nur nicht römische Salami! —
Und vor allem — dünne Pelle!
Fünfzig Gramm noch Schokolade —
Steht er Posten, soll er naschen!
Auch ein winzig Stückchen Seife,
Will dein Liebster mal sich waschen.
Auch ein Kämmchen zu empfehlen,
Finde ich gar wohl am Platze,
Teils aus reinen Schönheitszwecken,
Teils auch — wenn es ihn mal kratze!

Daß das Pfündchen voll sich runde,
Fehlt noch etwas beim Gewichte,
Sollst du auch ein Brieflein schreiben,
Prosa — oder auch Gedichte!
Küsse darfst du bei ihm fügen
Vis zu hunderttausend Stücken!
Schickst du mehr, so bitte KrätKe,
Hier ein Auge zuzudrücken!

M. Br.