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Dies siegelt er nun ganz famos

Und schickt's nach Iodringkehmen los. —

Kaum waren vierzehn Tage nur
Verstnchen, kam ein Brief retur.

„Ach Gott, uns zittern alls Knie
Von wegen der Photographie?

Ach Fritz, du handelst döch garnich recht
Und du bsträgst dir wirklich schlecht,

Daß du so garnich nach uns frägst
Und hoch dir in der Luft bewegst!

Fritz, denk dir unsre Ängste hier!

Konnt' einsr ahnen das — von dir!

Und fieht dje Tante dir so fliegen,

Dann will se fast die Krämpfe kriegen!

Sie sagt: ,Du paßt zu dem Fliegen nicht!

Die Plischkats sind garnich drauf emgericht!
Wei! ihre Körpermasse zu dick,

Und wei! sie haben dem kurzen Gemck!

Sie eignen sich garnich zum Luftdurchfliegen,

Weil ss Schwinde! rmd Drang nach unten kriegen!
Dein Dater is mal in Uschergallen —

So sagt se — von einer Scheune gefallen
Und ist auf seinen Rücken geflogen,

Und hat sich dem linken Besätz verbogen!

Drei Wochen hat er ganz krumm gelegen,

Vloß dieser bösen Verstauchung wegen!'

Und du willst aus der ArL nu schlagen
Und nach Konstopel zu fliegen wagen!

Mein Fritz, meinSchatz, ich beschwör' dir auf's neu':

Laß bloß dis koddrige Fliegerei

Und schmeiß dir nich in den Wolkenrachen!

Du weißt, wir wollen doch — HochzeiL machen!
Und dringend muß ich dir nochmals schreiben:
Du hast auf dieser Erde zu bleiben!"

Wie lachte Plischkat nun Kreuzvergnügt,

Als er diesen Sermon vom Kusinchen kriegt,

Und er schrieb : „Ihr seid woh! ganz verrückL!

Ich hab' euch in dem April geschickt,

Und ich fliege so wenig meinerseits,

Wie der große Bull von Buttgereits!

Entschuld'ge meinen niedlichen Scherz!

Es grüßt dich, mein süßes Zuckerherz,

Fritz Plischkat,

immer noch Gardefüselier zu Lande!

M. Br.
 
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