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Aie Tante, die hat sich nu vorgenommen,

"er Sache gleich auf den Grund zu gehn
Und in Czernowitz nach dem Rechten zu seh'n,
Um Ihnen gehörig dem Kopp zu waschen!

Sie hat gepackt schon ihre Taschen,

Um Ihre Neigung für fremde Margellen
Dem Herrn von Mackensen vorzustellen!

Der wird Ihnen aber gründlich dienen!

Das merken Sie sich! Ich verachte Ihnen!
Hochachtungsvsll

Ihre ehemalige Vraut und Kusine.

N a ch s ch r i f t.

O mein einziger Fritz, was hast Du geduldet! — —

Der Brief, der Dir so schändlich beschuldet,

Wo neulich bei uns augekommen,

Und dem wir diese Gemeinheit entnommen,

Der war unterschrieben mit „Anonihmer",

Und eben sagt uns der Kantor Wiemer:

„Ein Anonihmer, das is gar keiner!

Denn meistens is Anonihmer einer,

Wo ehrliche Leute tut schändlich verschwärzen
Und ZwieLrcchi mengelt in liebende Herzen."

Man joll sich hüten zu glauben deswegen,

Was „Anonihmers" zu schreiben pflegen!

Und deshalb, erklärt uns der Kantor Wiemer,
Unterschreiben sie alle mit „Anonihmer!"

Ich verbleibe slso in ewiger Zeit
Dein Kusinche in glühender Seligkeit!

Und verzeihe mir alles, geliebter Fritz,

Auch die Tante fährt nich nach Czernowitz,

Und sie wird auch dem Mackensen garnuscht sagen,

Don dem, wo bei uns sich zugetragen!

Auch Räucherwurscht kriegst Du bald zugeschickt,

Und eine aus Leber, mit Speck gespickt!

Und verzeihe mir meinen wütenden Ton,

Daß ich Dir benannte — eine Person!

Doch eines hoff' ich noch ungestümer:

Fritz, wenn Du bloß kriegtest — dem Anonihmer!

M. Br.
 
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