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La Faille, Jacob-Baart de; Otto Wacker (Firma); Gogh, Vincent van [Ill.]
Vincent Van Gogh: erste grosse Ausstellung seiner Zeichnungen und Aquarelle, Dezember 1927 — Berlin: Otto Wacker, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.70324#0016
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Wer diese Werke der Zeichenkunst ablehnen will, muß folgerichtig
auch Dürer den Ruhm als Zeichner streitig machen, denn an ihn
wecken van Goghs graphische Arbeiten häufig die Erinnerung.
Die verschiedenen Zeitperioden, die in seinen Malereien so deutlich
zum Ausdruck kommen, sind auch in seinem zeichnerischen Werk
erkennbar.
In dem Borinage in Belgien beginnt Vincent van Gogh im Jahre 1880
zu zeichnen, und seine ersten Arbeiten kündigen schon ein Talent in
statu nascendi an und verraten auch schon seine leicht erregbare, be-
geisterungsfähige Seele. Diese Zeichnungen sind zärtlich ausgeführt in
feinen, weichen Linien. Sie illustrieren das düstere Leben der Bergleute
und lassen die empfindsame Seele van Goghs erkennen, die schrecklich
leidet unter dem Kampfe seines Glaubens mit dem Zweifel, und die
durch den täglichen Anblick des Elends um ihn herum gepeinigt wird.
Er zeichnet die vorzeitig geschwächten und kraftlosen jungen Bergleute,
wie sie sich bei Tagesanfang in das Innere der Erde begeben, an
ihre Arbeit. Er sieht schon die Wirklichkeit, aber diese Zeichnungen
bewahren in ihrer Komposition noch eine gewisse jugendliche Scheu
und lassen die keimende Auffassung eines Visionärs erkennen. Er
verläßt dann das Borinage, um in Brüssel zu wohnen, wo er nach der
Zeichenmethode von Bargues arbeitet und die anatomischen Skizzen
zum Gebrauche der Künstler von John zeichnet,- auch nach Photo-
graphien, die Gemälde von Millet darstellen. Aus dieser Zeit sind
sehr wenige Zeichnungen erhalten.
Mehr Zeichnungen sind bewahrt geblieben aus seinem Aufenthalt in
Etten <April bis Dezember 1881>. Er wohnt dort bei seinen Eltern
und arbeitet in der Umgebung des elterlichen Hauses. Da es immer
die kleinen Leute sind, die ihn anziehen, so sucht er eifrigst nach
 
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