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Waetzoldt, Wilhelm
Bildnisse deutscher Kunsthistoriker — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 14: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68793#0008
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Stilgeschichtlichen. Wenn auch nicht frei von ästhe-
tischem Dogmatismus, gibt doch der Stendaler
Schusterssohn, den Mörderhand aus Glanzund Glück
römischer Gesellschaft und Geistigkeit riß, seiner
Nation ein neues Auge, Kunst zu sehen, eine neue
Sprache, von Kunst zu reden, eine neue — die gene-
tische — Auffassung, Kunst zu erforschen. Freund
und Schüler ist dem Gelehrten ein Maler: Anton
Raphael Mengs. Sächsisches Wunderkind, euro-
päischen Akademikerruhmes sich freuend, huldigt
er in klugen Schriften dem Dreigestirn: Correggio,
Raffael, Tizian. Kunstliteratur verschwistert sich
mit Atelierästhetik. 1762 erscheinen des kunst-
päpstlich-starren Mengs „Gedanken über die Schön-
heit und den Geschmack in der Malerei“ und des
diplomatisch-geschmeidigen Ludwig von Hage-
dorn „Betrachtungen über die Malerei“. Alles ver-
stehend, alles verzeichnend, das durch Sammeln
geschulte Auge offen für die Entwicklung des Kolo-
rits und den Charme verachteter Rokokomalerei,
schreibt Hagedorn für weltmännische Liebhaber
der Künste. Der doppelbegabte Salomon Geßner,
der literarisch und graphisch die Landschaftsmalerei
rehabilitiert, und der andere, in England spleenig
gewordene Schweizer Heinrich Füssli d. J., sowie
Friedrich Oeser, selbst nicht schreibend, aber
die jungen Genies, die seine Schüler waren, zu
Büchern anregend, sie leiten von den Malern zu den
Dichtern über. In ihrer Hand liegt bis zum Aus-
gang der Romantik die Kunstgeschichtsschreibung.

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