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Walden, Herwarth
Das Buch der Menschenliebe — Berlin, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.26640#0014
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Der Bogen steht.

Der Bogen leuchtet.

Sein Bück geblendet schießt zum Steingarten des Kaffees am
Kurfürstendamm.

Zwei seidene Fräulein sitzen am Marmortisch.

Wir wollen uns etwas wärmen, schlägt der Dichter vor.

Besetzt, schreien die beiden seidenen Fräulein zum Oberkellner.
Wir warten auf einen Herrn.

Auf den Herrn können Sie lange warten, das ist hier bei uns nicht

Guten Abend, meine Damen rettet sie der Arzt. Ihre Kleider
waren mir zwei Sonnen, die mich den Weg führten.

Die Sonnen können Sie sich schenken.

Aber ich habe Ihnen etwas mitgebracht. Mein neues Buch.

Bücher brauchen wir nicht.

Wir brauchen uns nicht zu wärmen, das kostet zu viel.

Aber wenn erst mein neuer Roman „Der Regenbogen“ fertig ist,
brauchen wir uns nichts mehr zu schenken.

Wenn wir uns nichts mehr zu schenken brauchen

Du bist verstimmt. Also Heber auf morgen. Wirst du auch
nachts an mich denken.

Ich liebe dich, aber ich finde mich nicht. Gute Nacht.

Ober, noch einen Stuhl. Aller guten Dinge sind vier. Das heißt,
ich werde, auch allein mit zweien fertig. Aber ein Dichter schwärmt
für Einsamkeit.

Guten Abend. Ich wollte eigentlich schreiben. Aber man muß
Eindrücke sammeln.

Und Fräulein Müller?

Träumt von mix.
 
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