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Walden, Nell [Hrsg.]; Walden, Herwarth [Ill.]
Der Sturm: ein Erinnerungsbuch an Herwarth Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis — Baden-Baden, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.28011#0128
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Herwarth Walden

RUDOLF BLÜMNER
zum fünfzigsten Geburtstag

Sonderblatt: 19. August 1923
Bekenntnisse und Erkenntnisse

OSKAR KOKOSCHKA, BILDNIS RUDOLF BLÜMNER

Vor fünfzig Jahren wurde ein Mensch geboren, den ich seit zwanzig Jahren liebe und
der mich seit zwanzig Jahren liebt. Ich bekenne mich zu ihm, wie er sich zu mir bekennt.
Wir sind Freunde. Freunde trotz täglichem Umgang. Deshalb habe ich das Recht, ihm
ein Mal zu setzen, das über unser Denken geht. Das über unser Fühlen kommt. Ein
Denkmal über vieler Gehen und Kommen.

Warum soll man das Denkmal nicht vor das Leben setzen. Ist das Leben nicht zu
denken wert, ist das Leben nicht zu danken wert, dann ist das Leben nicht wert, gelebt
zu sein.

Der fünfzigste Geburtstag ist ein äußerer Anlaß, sagen die Reichen im Geiste. Und ist
die Geburt nicht ein äußerer Anlaß. Ist irgend etwas innen, was außen zu lassen ist.
Tun nicht die meisten außen, was innen zu lassen ist. Lassen nicht die meisten innen,
was außen zu tun ist. Hier ist ein Mensch, dessen Tun Tun und dessen Lassen Lassen
ist. Außen zu innen. Innen zu außen. Ein Mensch.

Freundschaft ist Pflicht. Liebe Treue.

Pflicht ist Erkentnis des Tuns und des Lassens im Verhältnis zu den andern. Freundschafl:
die gleiche Stufe dieser Erkenntnis.

Liebe ist das Bekenntnis für einen anderen. Das Tun zu lassen oder das Lassen zu tun.

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