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Walden, Nell [Hrsg.]; Walden, Herwarth [Ill.]
Der Sturm: ein Erinnerungsbuch an Herwarth Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis — Baden-Baden, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.28011#0307
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Und ebenso wie es in der Musik nicht an ausgezeichneten Kunstwerken fehlt, die eincn großen Kreis
von Aufnehmern finden, entstehen audi in der neuen Malerei Werke, die vielen eine tiefe und reine
Freude bereiten können. Jedes Formengebilde, das ein geistiges Leben erhalten hat, ist ein Kunstwerk,
ob es groß oder klein sei, einfach oder vielfältig gestaltet. Für die große Menge aber wird diese Kunst
nur da vorhanden sein, wo sie dekorativ bleibt, oder zur Modernisierung einer impressionistischen
Malerei mißbraucht wird. Mag auch die Zeit, die Gewohnheit und die Übung des Anschauens vielen
der einst Geschmähten und Verhöhnten zur Anerkennung verholfen haben, uns bleibt ganz gewiß der
Kampf für die Jüngeren und Neueren. Wenn auch das Verständnis für die neue Kunst mit den Jahren
gewachsen ist, so fehlt es doch nicht an Verwirrungen des Kunsturteils bei Laien und Fachleutcn.
Gerade in dieser Zeit wird von Unverantwortlichen gegen die neue Kunst eine Hetze unternommen, die
ihren Grund sowohl in der Ausbreitung dieser Kunst, wie in der geistigen Schwäche ihrer Beschimpfer
hat. Am gefährlichsten scheinen diejenigen zu sein, die einst als Anhänger und Förderer der ncuen
Kunst auflraten. Sie zeigen heute, daß sie nur aus Mode sich für etwas einsetzten, das keine Mode ist
und das sie nie begriffen haben. Sie irren sich, wenn sie glauben, daß das Ende des Expressionismus
gekommen sei. Denn sie verwechseln das Ende ihrer Fähigkeiten mit dem Anfang einer Trennung
zwischen dem Wahren und dem Falschen. Jene törichten Lehren über den Expressionismus, die sie
seit Jahren in Büchern und Vorträgen verbreitet haben, können kein gläubiges Publikum mehr finden.
Die Menschen beginnen jetzt, sich selbst eine viel lebendigere und wahre Vorstellung von dieser neuen
Kunst zu machen. Sie werden auch erkennen, daß DER STURM sich niemals die Grenzen einer „Richtung"
gezogen hat. Der Expressionismus im Sinne geistiger, also reiner Kunst gibt dem Künstler eine
Freiheit, die ihre Grenzen nur in der künstlerischen Idee selbst findet. Diese Grenzen werden nicht
gemacht, sondern erkannt. Und da zwar diese Grenzen lehrbar sind, nicht aber die künstlerische Vision,
so kann es d i e s e n Grenzen keine Richtung, Schule oder Akademie geben ...“

Zur Geschichte des STURM

Die Kunstausstellung DER STURM wurde von Herwarth Walden im Jahre 1912 gegründet, um den
damals von Publikum und Kritik verhöhnten Künstlern des F.xpressionismus eine Ausstellungs-
möglichkeit in Berlin zu schaffen.

Die erste Ausstellung wurde am 12. März 1912 eröffnet. Durch die Kunstausstellung DER STURM sind
in Berlin unter anderen die folgenden Künstler eingeführt worden, zum größten Teil außerdem in
Deutschland, zu einem größeren Teil auch im Ausland:

Franz Marc J
Oskar Kokoschka
Wassily Kandinsky J
Marc Chagall
Jacoba van Heemskerck J
Heinrich Campendonk
Alexander Archipenko f
Paul Klee f
August Macke f
Umberto Boccioni f
Carlo D. Carra
Gino Severini
Luigi Russolo
Ardengo Soffici
Alexei von Jawlensky f
Marianne von Werefkin f
Albert Gleizes f
Jean Metzinger

Fernand Leger

Pablo Picasso

Robert Delaunay f

Francis Picabia

Vincenc Benes

Emil Filla

Otto Gutfreund

Otokar Kubin

Carl Mense

Lyonel Feininger

Fritz Baumann

Georg Muche

Max Ernst

Jsaac Grünewald f

Sigrid Hjerten-Grünewald f

Johannes Itten

Georg Schrimpf f

Nell Walden

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