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Geschichte einer Sammlung

Im Jahre 1944 wurde meine Sammlung im Berner Kunstmuseum ausge-
stellt. Bei einem von Professor Dr. Max Huggler für die Freunde des Kunst-
museums veranstalteten Abend stellte man mir die Frage, wie icb zum
Sammeln gekommen sei. Ich konnte wahrheitsgemäß antworten: »Sam-
meln ist bei mir ein vererbtes Laster!«

Mein Großvater mütterlicherseits stammte aus Schottland. Sein Vater war
nach Schweden eingewandert. Mein Großvater war in jeder Beziehung ein
bedeutender Mann. Weltoffen und großzügig. Er wurde der mngekrônte
Kônig< der südschwedischen Stadt Trelleborg genannt. Er hat dieser Ort-
schaft unter anderem die Stadtprivilegien verschaffen können. Er war Groß-
kaufmann und Reeder. Seine Schiffe gingen nach Indien, China und Japan.
Sie brachten aus jenen Lândem neben der Handelsware auch Kunstgegen-
stände mit. Als Kind war es meine größte Freude, im großelterlichen Haus
zu sein, dessen große Rämne, gefüllt mit Gegenstânden aus Ostasien, mich
faszinierten. Sicher habe ich meine Sammelleidenschaft vom Großvater
geerbt.

Spâter, als ich im Elternhaus mein eigenes Zimmer hatte, habe ich mein
ganzes Taschengeld zum Ankauf von Reproduktionen von Kunstwerken
verwendet, die ich hübsch rahmen ließ, mit denen ich die Wânde meines
Zimmers >tapezierte<. Mutter nannte es >Nells Bildergalerie<. Der Unter-
schied des Sammelns bestand also nur darin, daß ich spâter statt Reproduk-
tionen Originale sammelte. Es blieb in meiner Berliner Zeit aber nicht beim
Bildersammeln; es kam noch eine ethnographische Sammlimg hinzu, vor
allem in meiner zweiten Ehe, denn meinen Mann, Dr. Hans Heimann,
 
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