an: der Stich von „Adam und Eva" ist das für ihn zunächst ab-
schließende Ergebnis dieses Bemühens. Man sieht, auch wenn
man die zum Teil sehr schönen Einzelstudien zum Adam nicht hin-
zunehmen könnte (Abb.1Z),rvie sehr die Wirkungen dieser beiden
Gestalten errechnetsind. DiekörperlichenMotivewirkeninwesent-
lichen Punkten unklar und das ganze Formengefüge allzu ab-
sichtlich, und die wunderbare zeichnerische und stecherische Leistung
kann für diesen Mangel nur ungenügend entschädigen. Man muß
historisch denken, um gerecht zu bleiben. Dann wird man zugeben,
daß dieses Menschenpaar mit seinen neuen Bewegungsformen,
mit seiner Art, überall die klarste und erschöpfendste Ansicht darzu-
bieten, mit seiner Sicherheit in der Funktion der Gelenke der müde
gewordenen Kunst der Gotik den Garaus machte, daß die deutsche
Kunst hierdurch gezwungen wurde, ihre Menschlichkeit auf andere,
festere Füße zu stellen und sich klar zu werden über das formelle
Verhältnis von Figur und Raum im Bilde. Weil Dürer dies
für sich und für andere mit diesem Resultat seiner Proportions-
studien erreichte, bleibt sein Adam und Eva-Stich kanonisch. Nicht
mehr,- aber auch nicht weniger.
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schließende Ergebnis dieses Bemühens. Man sieht, auch wenn
man die zum Teil sehr schönen Einzelstudien zum Adam nicht hin-
zunehmen könnte (Abb.1Z),rvie sehr die Wirkungen dieser beiden
Gestalten errechnetsind. DiekörperlichenMotivewirkeninwesent-
lichen Punkten unklar und das ganze Formengefüge allzu ab-
sichtlich, und die wunderbare zeichnerische und stecherische Leistung
kann für diesen Mangel nur ungenügend entschädigen. Man muß
historisch denken, um gerecht zu bleiben. Dann wird man zugeben,
daß dieses Menschenpaar mit seinen neuen Bewegungsformen,
mit seiner Art, überall die klarste und erschöpfendste Ansicht darzu-
bieten, mit seiner Sicherheit in der Funktion der Gelenke der müde
gewordenen Kunst der Gotik den Garaus machte, daß die deutsche
Kunst hierdurch gezwungen wurde, ihre Menschlichkeit auf andere,
festere Füße zu stellen und sich klar zu werden über das formelle
Verhältnis von Figur und Raum im Bilde. Weil Dürer dies
für sich und für andere mit diesem Resultat seiner Proportions-
studien erreichte, bleibt sein Adam und Eva-Stich kanonisch. Nicht
mehr,- aber auch nicht weniger.
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