etlich 1000 Glass-Ampeln illuminirt." Am Portal zeigte sich über
allegorischen Figuren das Herzogliche Wappen nebst dem Fürsten-
hut in transparenter Malerei. „Sodann wäre das Portal nach dem
Raum des Hofs perspectivisch geziert. Es stellte eine Einsicht in
einen Garten vor, in deren Mitte sich eine Grotte von Porcellain
präsentirte, da aus einem Frazen-Kopf das Wasser auf 2 grosse
Muscheln abfiel, und sich in ein Reservoir senkte. Nebenzu waren
6 Thermes [sic!], zu jeder Seiten 3 gestellt, welche Köpfe der
Weltweisen vorstelleten. Übrigens wäre das Parterre mit leben-
digen Blumen sehr häufig geziert, und mit lauter Porcellain-
Scherben bestellt, und nach der Zeichnung ausgestreut. Neben
dem Thor zeigte sich im Lampen-Feuer zu beeden Seiten aus-
getheilt: Vivat Carolus! auf den 4 Haupt-Säulen aber folgende
Emblemata und Devisen: 1. Zur Rechten: Die aus dem Meer auf-
steigende Sonne: Nova Luce; 2. Zur Linken: Die Sonne, so das
Erdreich beleuchtet: Animat; 3. Besser zur rechten Hand: Die
Göttin des Überflusses mit dem Cornu copias: Novis donis;
4. Weiter hin zur linken Hand: Die Göttin der Jugend, einen
Baum umfassend: Sub umbra gaudet." — Die Huldigung war hier
wenigstens nicht grundlos, da der Herzog „auf seinen Reisen
immer das Beste, das er in Porzellan sah, aufkaufte, um es der
Fabrik als Muster zugehen zu lassen."
An die „venezianischen Messen", welche Serenissimus auf
dem Marktplatz in Ludwigsburg zu veranstalten liebte, erinnern
jene kleinen Kaufläden mit freistehenden Verkäufern aus Porzellan,
marchand d’epiceries, m. de draps, rn. de masques, m. d'estampes,
deren Waren en miniature an den Wänden zu sehen sind.
Das eigentliche Porzellan-Geschirr in den zwei Haupt-
gattungen Kaffee- oder Teegeschirr und Tafel gut wurde
in grosser Auswahl hergestellt: schlicht in Blau gemalt, reicher
mit Landschaften, Vögeln oder Bouquets, Streublümchendekor
und Randvergoldung, oft auch Reliefverzierung mit Flechtrand
ä la corbeille (auch en osier, d. h. wie Weidengeflecht) oder
fassoniert (d. h. mit Leinwanddessin), oder endlich mit Schuppen-
muster. In Gefässformen, besonders in den Terrinen, herrschte,
wie sich denken lässt, ebenfalls das Rokoko. „Sowohl bei dem
Grund- als auch bei dem Höhenprofil wurden die gleichförmigen
Linien gebrochen, ein- und ausgebogen und geschweift, ja nicht
einmal für die allgemeine Grundform duldete man mathematisch
reguläre, elastisch gespannte Kurven, sondern zeichnete sich eigene,
mattere, aber durch Abschweifungen pikant gemachte Linien."
Bedeutsame Stellen des Gefässes, der Deckel und die Partien am
Henkel, wurden mit plastischen Blumen oder Bijoux-Figuren ge-
schmückt, das übrige in Malerei gegeben. Im Blumengewimmel
wurde gewöhnlich „ein Platz ausgespart für eine Landschaft oder
eine figürliche Darstellung, oder auch für ein grösseres Bou-
quet". — „Zahlreiche Ludwigsburger Services, darunter besonders
Kaffee- und Teeservices mit sehr kleinen Tassen in Schalenform,
sind auf den gerippten oder geflechtartig modellierten Rändern
mit miniaturartig feingemalten Motten, Mücken und ähnlichen
kleinen Insekten verziert, während auf den Mittelfeldern ebenso
behandelte inländische Vögel, Spechte, Hühner und Singvögel,
auf spärlich beblätterten, verästelten Sträuchern sitzend, abgebildet
sind." Auf Tellern und Platten liebte man Corbeille-Rand mit
Streublumen auf Meissner Art, innen Watteau-Szenen in „rose
Pompadour" gemalt. Vereinzelt findet man auch chinesischen
Dekor nach Meissner Vorgang.
In Ludwigsburg gab es unter Herzog Karl, wie unsere Liste
zeigt, eine Reihe trefflicher Porzellanmaler. Als Obermaler
war gleich anfangs, 1759, Gottlieb Friedrich Riedel aus Dresden
(1724 — 1784) angestellt worden; er hatte 1743—1756 in Meissen
gearbeitet und war über Höchst und Frankental gekommen; ein
Künstler, „der besonders Landschaften, Vögel und Verzierungen
zu malen wusste". Riedel trug den sächsischen Geschmack nach
Württemberg. Sein Hauptverdienst — man scheint das früher
übersehen zu haben — erblicken wir darin, dass er für Form
und Staffierung des Porzellangerätes massgebend wirkte; eine
grosse Menge der prächtig gezeichneten Entwürfe seiner Hand
aus den 1760er Jahren — z. B. Terrinen, Kannen, Präsentierteller
und „plats de menage" — besitzt die K. Kupferstichsammlung.
Er blieb bis 1779 und wandte sich dann nach Augsburg, wo er
bis zu seinem Tode als Kupferstecher tätig war. Ein Schüler
von ihm sollte für Ludwigsburg gleichfalls höhere Bedeutung
gewinnen (s. u.).
Ein Künstler, dessen Familie in Württemberg Wurzel fasste,
ist der Landschafts- und Tiermaler Johann Friedrich Stein köpf,
geboren zu Oppenheim am 5. März 1737. Mit Mühe erhielt er
von seinem Vater, dem Posthalter, die Erlaubnis, nach Frankental
zu gehen und zeichnete sich dort binnen kurzem als Schmelzmaler
aus. Seit dem 16. August 1759 finden wir ihn als Buntmaler in
Ludwigsburg beschäftigt; durch Anstellungsdekret d. d. Ossweil
15. Sept. 1759 erhält er monatlich 33 fl. Lohn. Seine Kaution in
Frankenthal bei Hannong löste Herzog Karl ein, dafür sollte sich
der Künstler, „wo nicht ad dies vitae, doch wenigstens auf zehn
oder zwanzig Jahre" verpflichten. Er soll jedoch bald einen jähr-
lichen Urlaub von vier Monaten zu seiner weiteren Ausbildung er-
halten haben. Von ihm sind wohl hauptsächlich Teller und Platten
mit Reitergefechten und Jagdszenen. „Als die Anstalt ins Stocken
kam", d. h. gegen 1776, siedelte er nach Stuttgart über und warf
sich auf die Tiermalerei in Öl. Zeichenlehrer am Gymnasium
allegorischen Figuren das Herzogliche Wappen nebst dem Fürsten-
hut in transparenter Malerei. „Sodann wäre das Portal nach dem
Raum des Hofs perspectivisch geziert. Es stellte eine Einsicht in
einen Garten vor, in deren Mitte sich eine Grotte von Porcellain
präsentirte, da aus einem Frazen-Kopf das Wasser auf 2 grosse
Muscheln abfiel, und sich in ein Reservoir senkte. Nebenzu waren
6 Thermes [sic!], zu jeder Seiten 3 gestellt, welche Köpfe der
Weltweisen vorstelleten. Übrigens wäre das Parterre mit leben-
digen Blumen sehr häufig geziert, und mit lauter Porcellain-
Scherben bestellt, und nach der Zeichnung ausgestreut. Neben
dem Thor zeigte sich im Lampen-Feuer zu beeden Seiten aus-
getheilt: Vivat Carolus! auf den 4 Haupt-Säulen aber folgende
Emblemata und Devisen: 1. Zur Rechten: Die aus dem Meer auf-
steigende Sonne: Nova Luce; 2. Zur Linken: Die Sonne, so das
Erdreich beleuchtet: Animat; 3. Besser zur rechten Hand: Die
Göttin des Überflusses mit dem Cornu copias: Novis donis;
4. Weiter hin zur linken Hand: Die Göttin der Jugend, einen
Baum umfassend: Sub umbra gaudet." — Die Huldigung war hier
wenigstens nicht grundlos, da der Herzog „auf seinen Reisen
immer das Beste, das er in Porzellan sah, aufkaufte, um es der
Fabrik als Muster zugehen zu lassen."
An die „venezianischen Messen", welche Serenissimus auf
dem Marktplatz in Ludwigsburg zu veranstalten liebte, erinnern
jene kleinen Kaufläden mit freistehenden Verkäufern aus Porzellan,
marchand d’epiceries, m. de draps, rn. de masques, m. d'estampes,
deren Waren en miniature an den Wänden zu sehen sind.
Das eigentliche Porzellan-Geschirr in den zwei Haupt-
gattungen Kaffee- oder Teegeschirr und Tafel gut wurde
in grosser Auswahl hergestellt: schlicht in Blau gemalt, reicher
mit Landschaften, Vögeln oder Bouquets, Streublümchendekor
und Randvergoldung, oft auch Reliefverzierung mit Flechtrand
ä la corbeille (auch en osier, d. h. wie Weidengeflecht) oder
fassoniert (d. h. mit Leinwanddessin), oder endlich mit Schuppen-
muster. In Gefässformen, besonders in den Terrinen, herrschte,
wie sich denken lässt, ebenfalls das Rokoko. „Sowohl bei dem
Grund- als auch bei dem Höhenprofil wurden die gleichförmigen
Linien gebrochen, ein- und ausgebogen und geschweift, ja nicht
einmal für die allgemeine Grundform duldete man mathematisch
reguläre, elastisch gespannte Kurven, sondern zeichnete sich eigene,
mattere, aber durch Abschweifungen pikant gemachte Linien."
Bedeutsame Stellen des Gefässes, der Deckel und die Partien am
Henkel, wurden mit plastischen Blumen oder Bijoux-Figuren ge-
schmückt, das übrige in Malerei gegeben. Im Blumengewimmel
wurde gewöhnlich „ein Platz ausgespart für eine Landschaft oder
eine figürliche Darstellung, oder auch für ein grösseres Bou-
quet". — „Zahlreiche Ludwigsburger Services, darunter besonders
Kaffee- und Teeservices mit sehr kleinen Tassen in Schalenform,
sind auf den gerippten oder geflechtartig modellierten Rändern
mit miniaturartig feingemalten Motten, Mücken und ähnlichen
kleinen Insekten verziert, während auf den Mittelfeldern ebenso
behandelte inländische Vögel, Spechte, Hühner und Singvögel,
auf spärlich beblätterten, verästelten Sträuchern sitzend, abgebildet
sind." Auf Tellern und Platten liebte man Corbeille-Rand mit
Streublumen auf Meissner Art, innen Watteau-Szenen in „rose
Pompadour" gemalt. Vereinzelt findet man auch chinesischen
Dekor nach Meissner Vorgang.
In Ludwigsburg gab es unter Herzog Karl, wie unsere Liste
zeigt, eine Reihe trefflicher Porzellanmaler. Als Obermaler
war gleich anfangs, 1759, Gottlieb Friedrich Riedel aus Dresden
(1724 — 1784) angestellt worden; er hatte 1743—1756 in Meissen
gearbeitet und war über Höchst und Frankental gekommen; ein
Künstler, „der besonders Landschaften, Vögel und Verzierungen
zu malen wusste". Riedel trug den sächsischen Geschmack nach
Württemberg. Sein Hauptverdienst — man scheint das früher
übersehen zu haben — erblicken wir darin, dass er für Form
und Staffierung des Porzellangerätes massgebend wirkte; eine
grosse Menge der prächtig gezeichneten Entwürfe seiner Hand
aus den 1760er Jahren — z. B. Terrinen, Kannen, Präsentierteller
und „plats de menage" — besitzt die K. Kupferstichsammlung.
Er blieb bis 1779 und wandte sich dann nach Augsburg, wo er
bis zu seinem Tode als Kupferstecher tätig war. Ein Schüler
von ihm sollte für Ludwigsburg gleichfalls höhere Bedeutung
gewinnen (s. u.).
Ein Künstler, dessen Familie in Württemberg Wurzel fasste,
ist der Landschafts- und Tiermaler Johann Friedrich Stein köpf,
geboren zu Oppenheim am 5. März 1737. Mit Mühe erhielt er
von seinem Vater, dem Posthalter, die Erlaubnis, nach Frankental
zu gehen und zeichnete sich dort binnen kurzem als Schmelzmaler
aus. Seit dem 16. August 1759 finden wir ihn als Buntmaler in
Ludwigsburg beschäftigt; durch Anstellungsdekret d. d. Ossweil
15. Sept. 1759 erhält er monatlich 33 fl. Lohn. Seine Kaution in
Frankenthal bei Hannong löste Herzog Karl ein, dafür sollte sich
der Künstler, „wo nicht ad dies vitae, doch wenigstens auf zehn
oder zwanzig Jahre" verpflichten. Er soll jedoch bald einen jähr-
lichen Urlaub von vier Monaten zu seiner weiteren Ausbildung er-
halten haben. Von ihm sind wohl hauptsächlich Teller und Platten
mit Reitergefechten und Jagdszenen. „Als die Anstalt ins Stocken
kam", d. h. gegen 1776, siedelte er nach Stuttgart über und warf
sich auf die Tiermalerei in Öl. Zeichenlehrer am Gymnasium