Bildes offenbar selbst im Dunkel des dargestellten Raumes saß, wo docb jeder
Blick nach den beleuchteten Personen und Gegenständen sein Auge blenden mußte!
Vielleicht auch hat der Meister dieses Bild umgekehrt, indem er seinem
Objekt den Rücken wandte, aus einem vor ihm aufg-estellten Spiegel gemalt? Er
scheint diese Methode ab und zu geübt zu haben, denn ich selbst sah ihn seiner-
zeit im Prater, in der Nähe der Rasumofskybrücke eine große Baumpartie, die
gegen die Abendsonne stand, im Spiegel aufgefangen wiedergeben. Er saß da
unweit der damals noch bestehenden Planke auf seinem niederen Malsesselchen,
vor ihm der Spiegel und neben ihm auf der Erde mit einem Strickstrumpf in der
Hand seine zweite Frau, die ihm mit treuer Liebe anhing und ihn auf allen seinen
Studiengängen begleitete, wenn es nötig war, seinen Malschirm richtete, ihm Farben
und Pinsel reichte usw.
„Die Heimkehr von der Trauung” heißt das schon wegen seiner Beleuchtung
so interessante Bild. Die Heimkehrenden bewegen sich im vollsten Sonnenlichte der
Türe des Hauses zu, während im Innenraume die Insassen des Bauernhauses sie an
der Schwelle erwarten und von dem scharfen, durch die offene Türe einfallenden
Streiflichte getroffen werden. Die Wirkung ist so frappant, daß man mit dem alten
Großvater die Hand vor die Augen halten möchte, so sehr ist hier die Nach-
ahmung der Natur geglückt.
Waldmüllers zweites Bild „Die Fütterung” ist ebenfalls im stärksten
Sonnenlichte gemalt und auch hier ist die Lösung des Problems vortrefflich ge-
lungen — eines Problems, das sich Waldmiiller so oft, namentlich aber in der
zweiten Hälfte seines Schaffens unermüdlich immer wieder gestellt hat. Es sind
eben die schwierigsten Aufgaben, welche der echte Künstler so gerne wählt und
zu lösen versucht, aber nur eine Kraft wie die Waldmüllers, eine Zähigkeit
und Gewissenhaftigkeit wie die seine kann dem eigenen Wollen in solcher Weise
gerecht werden.
Der durcb Jahrzehnte fast vergessene, oder doch in den Hintergrund ge-
drängte Meister Amerling ist nun auch wieder zum Leben erwacht. Es gibt
schier keine Auktion mehr, auf welcher nicht eine seiner Arbeiten zum Vorschein
kommt und immer bedeutet dies einen Erfolg für Amerlings Kunst, die ja auch
seinerzeit so hoch geschätzt war und der das abgeklärtere Urteil der Nachwelt
nun wieder zu der ihr gehührenden Ehre verhilft. Wir kennen Amerlings Werde-
gang. In England holte er sich seine künstlerische Richtung im Porträtfache und
er tat gut daran, denn England war von jeher der Boden für das individualistische
Porträt und war es namentlich schon zu einer Zeit, wo in Frankreich und Deutsch-
VII
Blick nach den beleuchteten Personen und Gegenständen sein Auge blenden mußte!
Vielleicht auch hat der Meister dieses Bild umgekehrt, indem er seinem
Objekt den Rücken wandte, aus einem vor ihm aufg-estellten Spiegel gemalt? Er
scheint diese Methode ab und zu geübt zu haben, denn ich selbst sah ihn seiner-
zeit im Prater, in der Nähe der Rasumofskybrücke eine große Baumpartie, die
gegen die Abendsonne stand, im Spiegel aufgefangen wiedergeben. Er saß da
unweit der damals noch bestehenden Planke auf seinem niederen Malsesselchen,
vor ihm der Spiegel und neben ihm auf der Erde mit einem Strickstrumpf in der
Hand seine zweite Frau, die ihm mit treuer Liebe anhing und ihn auf allen seinen
Studiengängen begleitete, wenn es nötig war, seinen Malschirm richtete, ihm Farben
und Pinsel reichte usw.
„Die Heimkehr von der Trauung” heißt das schon wegen seiner Beleuchtung
so interessante Bild. Die Heimkehrenden bewegen sich im vollsten Sonnenlichte der
Türe des Hauses zu, während im Innenraume die Insassen des Bauernhauses sie an
der Schwelle erwarten und von dem scharfen, durch die offene Türe einfallenden
Streiflichte getroffen werden. Die Wirkung ist so frappant, daß man mit dem alten
Großvater die Hand vor die Augen halten möchte, so sehr ist hier die Nach-
ahmung der Natur geglückt.
Waldmüllers zweites Bild „Die Fütterung” ist ebenfalls im stärksten
Sonnenlichte gemalt und auch hier ist die Lösung des Problems vortrefflich ge-
lungen — eines Problems, das sich Waldmiiller so oft, namentlich aber in der
zweiten Hälfte seines Schaffens unermüdlich immer wieder gestellt hat. Es sind
eben die schwierigsten Aufgaben, welche der echte Künstler so gerne wählt und
zu lösen versucht, aber nur eine Kraft wie die Waldmüllers, eine Zähigkeit
und Gewissenhaftigkeit wie die seine kann dem eigenen Wollen in solcher Weise
gerecht werden.
Der durcb Jahrzehnte fast vergessene, oder doch in den Hintergrund ge-
drängte Meister Amerling ist nun auch wieder zum Leben erwacht. Es gibt
schier keine Auktion mehr, auf welcher nicht eine seiner Arbeiten zum Vorschein
kommt und immer bedeutet dies einen Erfolg für Amerlings Kunst, die ja auch
seinerzeit so hoch geschätzt war und der das abgeklärtere Urteil der Nachwelt
nun wieder zu der ihr gehührenden Ehre verhilft. Wir kennen Amerlings Werde-
gang. In England holte er sich seine künstlerische Richtung im Porträtfache und
er tat gut daran, denn England war von jeher der Boden für das individualistische
Porträt und war es namentlich schon zu einer Zeit, wo in Frankreich und Deutsch-
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