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I.
Der antike Eros.

Fast alle Götter und Heroen des Altertums sind mit be-
stimmten Sagen und Mythen fest verknüpft, nur Eros
allein hat nirgends in der Mythologie eine feste Stelle. Unstät
und flatterhaft, wie der junge Liebesgott ist, überliess er es den
Dichtern und Künstlern, ihn nach freiem Gutdünken da in ihre
Erzählungen und Darstellungen einzuflechten, wo es ihnen be-
liebte. Aber gerade darum konnte die Kunst, sei es Dichtung,
sei es Malerei oder Skulptur, nicht durch Bande der Tradition
gehemmt, den Genius in der Darstellung und Verwendung des
Eros um so freier walten lassen. Trotzdem nun also Eros mit
keiner der altgriechischen Göttersagen fest verknüpft ist, so ver-
dankt er seine Existenz doch keineswegs der Poesie und Kunst.
Er war ein Gott, so gut wie die übrigen Bewohner des Olymps,
und zwar einer der ältesten (Hes. Theog. 120). Die Uranfänge
des Eros sind im Kulte zu suchen. Auf denselben jedoch näher
einzugehen, seine Entwickelung und Art an den verschiedenen
Orten eingehender zu untersuchen, würde aus dem Rahmen
dieser Arbeit herausfallen, zumal derselbe auf die Kunst nur
geringen Einfluss gehabt hat. Erwähnt sei nur, dass Thespiä
wohl die älteste Kultstätte des Eros war; hier wurde er seit
ältester Zeit unter einem rohen Steine, ap7Ö<; als Gott
der Zeugungskraft verehrt (Paus. IX. 27, 1). Eine ebenfalls
sehr alte dem Erosdienste geweihte Stätte war zu Parion. Auf
 
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