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Der Putto bei Donatellos Zeitgenossen und Nachfolgern.

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Wie dieses, wohl früheste, zeigen auch die meisten übrigen
Grabmäler aus der Mitte des 15. Jahrhunderts in Aufbau und
Dekoration Donatellos Einfluss; die Flügelkinder werden in der
Art des bekannten antiken Sarkophag-Motivs schwebend oder
auch kauernd, wie am Coscia-Grabe und dem des Giov. Me-
dici, die Grabinschrift oder das Wappen haltend, verwendet;
ihre Gesichtchen sind meist ernst, doch individuell im Ausdruck,
in welch letzterer Eigenschaft man den Einfluss Donatellos
erkennt; im übrigen aber ersieht man gerade aus diesen typisch
sich wiederholenden und wenig belebten Kindergestalten den
grossen Abstand zwischen den nachahmenden Zeitgenossen und
dem übersprudelnden, bahnbrechenden Geiste. Nur einige
dieser Grabdenkmäler seien als Beispiele erwähnt, so dasjenige
des 1450 verstorbenen Orlando de’ Medici in S. Annunziata in
Florenz, auf welchem Flügelgenien die Grabinschrift halten;
ausgeführt ist dasselbe von unbekannter Hand. Ferner das des
Neri Capponi in Sto. Spirito zu Florenz, welches urkundlich von
Simone de’ Bardi, vermutlich dem Bruder Donatellos, geschaffen
ist1. Zwei schwebende, ernste Genien von voller, blühender
Körperbildung halten das Medaillon mit dem Bildnisse des
Toten, als Zierde des Sarkophags, welcher hinter einem
Bronzegitter, das einem Geflecht von Stricken nachgebildet ist,
verwahrt ist. Von unbekannter Hand gemeisselt ist das Grabmal
des Filippo Inghirami im Dome zu Prato, auf welchem zwei
Flügelgenien die Grabinschrift halten; dieselben haben sehr
kurze Flügel und starkes Hervortreten der Fleischfalten an den
Handwurzeln und den Beinen, welche den Kindern im jugend-
lichen Alter eigentümlich sind und somit auf gute Natur-
beobachtung hinweisen. Das Grabmal des Francesco Sassetti in der
Capella Sassetti in Sta. Trinitä ist unter anderen antiken
Motiven auch mit einem die Nische einfassenden Puttenfriese
geziert, welcher an den der Bronzekanzeln in San Lorenzo
1 Siehe Burckhardt-Bode, Cicerone, 6. Aufl., S. 384 f., und Semper, Do-
natellos Leben und Werke, 1887, S. 3, Anm. 1.
 
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