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Schlusswort.

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konventionell und weichlich und verliert sehr von der anfäng-
lichen Frische.
In Venedig, wo nach den ersten vereinzelt gebliebenen
Versuchen an den Kapitalen des Dogenpalastes, infolge des
längeren Vorherrschens der gotischen Formen, der Putto sich,
wie die Renaissance - Kunst überhaupt, verhältnismässig erst
spät, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, einbürgert, auch
wesentlich durch den Einfluss Donatellos, behält derselbe länger
die ursprüngliche Frische in der Darstellung, in stärkerer An-
lehnung an die Antike, doch wird auch hier das Kind wesent-
lich von der anmutigen Seite aufgefasst, wie ja überhaupt die
Plastik Ende des 15. Jahrhunderts weniger das Markige als
Schönheit der Formen sucht. Donatello selbst hatte hierfür
gerade beim Putto in der letzten Zeit seines Lebens bereits
den Anfang gemacht, während allerdings bei seinen übrigen
Gestalten Ernst und Gewalt des Ausdruckes sich an seinen
letzten Werken noch steigern. Gerade seine lieblichen Engel-
kinder in Padua aber hatten ja in erster Linie Venezianischen
Künstlern, wie den Lombardi, zum Vorbilde gedient.
In der Malerei, in welcher in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts der Putto nur vereinzelt, und dann stets als
Statue gedacht, vorkommt, führt zuerst Andrea Mantegna das
geflügelte Engelkind als selbständiges Glied ein, doch in An-
lehnung an die Vorbilder Donatellos in der Skulptur. Von
diesem Meister übernimmt auch Albrecht Dürer das Flügelkind,
welcher Künstler dasselbe zuerst in der deutschen Kunst in
ausgedehnterer Weise verwendet. So ist der Putto mit dem
Beginne des 16. Jahrhunderts Eigentum der gesamten Kunst
geworden, aus welcher derselbe von nun ab nie wiedeh ganz
geschwunden. — Das Verdienst, das spielende Flügelkind zuerst
der neueren Kunst völlig geschenkt zu haben, aber gebührt
dem grossen, bahnbrechenden Bildhauer der Frührenaissance:
Donatello.

Weber, Die Entwickelung des Putto.
 
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