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Weber, Wilhelm
Die Adoption Kaiser Hadrians — Heidelberg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.71223#0006
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I. Der neue Kaiser.

Die beiden Angaben sind genau entgegengesetzt. Um sie drehen
sich die Untersuchungen aller Alten1) und Neueren. Die übrigen
uns erhaltenen Berichte zeigen den gleichen Gegensatz.
Victor, Caes. 13, 11: (Traianus) periit grandaeva aetate ascito
prius ad imperium Hadriano cive propinquoque2). Ferner 13, 13:
quamquam alii Plotinae, Traiani coniugis, favore imperium assecutum
putent, quae viri testamento heredem regni institutum simulaverat.
cfr. auch Eutrop VIII, 6, 18): Defuncto Traiano Aelius Hadrianus
creatus est princeps, sine aliqua quidem voluntate, sed operam dante
Plotina Traiani uxore; nam eum Traianus quamquam consobrinae suae
filium vivus noluerat adoptare.
Alle diese Schriftsteller lassen ihre Angaben ohne nähere Be-
gründung durch sichere Zeugen4). Dio allein verteidigt seine Ansicht
durch Anführung seiner Quelle: δ γάρ πατήρ μου Άπρωνιανός, τής
Κιλικίας άρ^ας, πάντα τα κατ' αυτόν έμεμαθήκει σαφώς, 'έλεγε δε
τά τε άλλα ως ε'καβτα, και ότι δ θάνατος του Τραϊανού ήμέρας τινάς
διά τούτο 6υνεκρύφθη, ϊν' ή ποίησες προεκφοιτήόοι. Seine Quelle
ist also sein Vater, der etwa 65 Jahre, nachdem Traian in Selinus
gestorben war, als Statthalter Kilikien verwaltete5). Der Wert dieser

1) Die Prüfung der Einzelgründe der alten Schriftsteller, soweit sie für das
Problem in betracht kommen, ist zumeist identisch mit einer Interpretation der
Stellen in Verbindung mit den Monumenten, die erst weiter unten folgen soll.

2) cfr. Auson. Caes. 2, 59 f. (== Mon. Germ. V, 2, 117):
hie (Traianus) quoque prole carens sociat sibi sorte legendi
quem fateare bonum, diffiteare parem.

3) s. auch seinen Ableger Landolfus 140 (Mon. Germ. II 311) und die ver-
schiedenen Ansichten der ,alii' in der vita 4, 8—10.

4) Der von Dio 69, 1 und 2 und von vita 1, 1 bis 4, 10 ausführlicher belegte
Grund der Verwandtschaft ist für Victor allein maßgebend. Auch Eutrop will
es nicht begreifen, daß Traian ihn 'vivus noluerat adoptare'. Bei diesen Spät-
geborenen bricht die Ansicht ihrer Zeit durch. Victor und Eutrop haben beide
Ansichten gekannt und sind, mehr oder weniger selbständig denkend, der einen
oder der andern gefolgt.

5) Dio 72, 7, 2. 'sub Commodo' Prosopogr. Imp. Rom. I, 312 n. 413; ,etwa

65 Jahre später' Dessau, Festschrift f. Kiepert 88, 1; Groag, P(auly) — W. R. E. III,

1681 n. 27: ,Legat von Kilik. vor 182 n. Chr. wahrscheinlich schon unter Marcus
wegen Dio 72, 4, 2'. Aber dies ist kein zwingender Grund. Groag, Röm. Mitt.

XIV, 269, 3: ,ungefähr 60 Jahre später', ähnlich Camozzi, Riv. di Numism. 13
(1900), 159, 1. Die Ansicht von Gutschmid Kl. Sehr. V, 547, Liebenam „Le-
gaten" 130 und Vaglieri, Ruggieros Diz. epigr. II, 232, daß er 117 Statthalter
war, ist richtig abgewiesen von Groag, P-W. R. E. 1. 1. Unverständlich ist mir
die Datierung von Schulz, Leben des Kaisers Hadrian p. 12, der die Legation in
die letzten Jahre Hadrians oder in die vierziger und fünfziger Jahre des II. Jahr-
hunderts setzt, da Dio 72, 7, 2 doch datierbar ist (Heer, vita Commodi p. 54).
Ihm folgt Kornemann, „Kaiser Hadrian" usw. p. 11 und adn. 4.
 
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