Favor Plotinae. Die Freunde.
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wandtschaft und — hoher Protektion zu verdanken: cuius studio etc.
Sowohl Dio 69, 1, 2 als die vita und die Späteren sagen, daß Hadrian
Plotinas Günstling gewesen ist. Beide Parteien bringen den Zug herein.
Insonderheit die vita 2, 10: favente Plotina, Traiano leviter, ut Marius
Maximus dicit, volente96). Unsere Stelle gibt den favor Pl., er erscheint
wieder bei der Designation zum Cos. II, und dann kommt das Motiv
in der „Nebenquelle", im „Klatsch"bericht 4, 1097). Aber sofort beim
Empfang des Adoptionsbriefs und des Briefes über Traians Tod wird
Plotinas Name sehr ungeschickt weggelassen. Sie ist doch die Ab-
senderin der Briefe, denn sie ist in Selinus98). Der Hauptbeweis ist
auf den favor Plotinae gebaut, und jetzt, aus Freude darüber, daß der
Beweis gelungen ist, vergißt der Exzerptor die Namen derjenigen zu
erwähnen, die in Selinus die Briefe an Hadrian geschickt haben,
seiner Parteigänger Plotina und Attianus. Die Parteigänger haben
bei Hofe gesehen, wie Hadrian von Plotina bevorzugt wurde, da die
Bericlite alle, gleichgültig welcher Partei sie angehören, das gleiche
erzählen. Die Freunde nehmen es mit Genugtuung99), die Feinde
mit Haß auf.
v. 4, 3: in adoptionis sponsionem venit Palma et Celso inimicis
semper suis et quos postea ipse insecutus est, in suspicionem adfectae
tyrannidis lapsis. Zur Erklärung der Stelle ist notwendig heranzu-
96) Der Ausdruck 'leviter volente' hat kaum Sinn. Er ist später Zusatz,
wie das Zitat aus Marius Maximus; s. auch Heer, vita Commodi 198ff. u. sonst,
der beweist, daß derartige Schwindeleien nicht aus diesem Schriftsteller stammen
können.
97) Die Art wie Dio es erwähnt 1. l.: και ή Πλωτιναέξ ερωτικής φιλίας u. 10, 3:
οθεν ου θανμαβτόν, εΐ και την Πλωτϊναν άποθανουσαν, δί ής &τνχε της άρ%ης ^ρώόης
αυτού, διαφερόντως έτίμησεν etc., ist m. W. sonst nirgends ähnlich zu finden und
von Dio sicher bis zur Gehässigkeit entstellt, die wohl nur aus persönlicher
Feindschaft zu "erklären wäre. Ist vielleicht der Konsul des Jahres 117 Rebilus
Apronianus mit Cassius Dios Vater Apronianus irgendwie verwandt und diesem
ex auctoritate Hadriani ein Unrecht geschehen, das wir nicht mehr kennen?
Schmutzige Entstellung wäre diesem Manne sonst nicht zuzutrauen, besonders
da noch das Kaiserhaus des Sev. Alexander zu hohe Achtung vor Hadrian hatte,
und Dio in seiner Liebe für diesen Kaiser die Bemerkung wohl unterlassen
hätte, zumal in der Zeit des Regimentes der Frauen. Groags seltsame Berufung
auf den Epikureerbrief (R. Μ. 14, 272, 18) ist doch keine Stütze, weit eher — und
um so auffallender — der Widerspruch, der in Dios eigenen Worten liegt, 68,
5, 5 u. 69, 1, 2 (Groag 272, 17).
98) Über den anderen Brief aus Selinus (an den Senat, Dio 69, 1, 3) s. unten
adn. 139.
99) Das ist psychologisch wahrscheinlich, folgt aber auch aus der Stellung
von 4, 2 zu 4, 3.
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wandtschaft und — hoher Protektion zu verdanken: cuius studio etc.
Sowohl Dio 69, 1, 2 als die vita und die Späteren sagen, daß Hadrian
Plotinas Günstling gewesen ist. Beide Parteien bringen den Zug herein.
Insonderheit die vita 2, 10: favente Plotina, Traiano leviter, ut Marius
Maximus dicit, volente96). Unsere Stelle gibt den favor Pl., er erscheint
wieder bei der Designation zum Cos. II, und dann kommt das Motiv
in der „Nebenquelle", im „Klatsch"bericht 4, 1097). Aber sofort beim
Empfang des Adoptionsbriefs und des Briefes über Traians Tod wird
Plotinas Name sehr ungeschickt weggelassen. Sie ist doch die Ab-
senderin der Briefe, denn sie ist in Selinus98). Der Hauptbeweis ist
auf den favor Plotinae gebaut, und jetzt, aus Freude darüber, daß der
Beweis gelungen ist, vergißt der Exzerptor die Namen derjenigen zu
erwähnen, die in Selinus die Briefe an Hadrian geschickt haben,
seiner Parteigänger Plotina und Attianus. Die Parteigänger haben
bei Hofe gesehen, wie Hadrian von Plotina bevorzugt wurde, da die
Bericlite alle, gleichgültig welcher Partei sie angehören, das gleiche
erzählen. Die Freunde nehmen es mit Genugtuung99), die Feinde
mit Haß auf.
v. 4, 3: in adoptionis sponsionem venit Palma et Celso inimicis
semper suis et quos postea ipse insecutus est, in suspicionem adfectae
tyrannidis lapsis. Zur Erklärung der Stelle ist notwendig heranzu-
96) Der Ausdruck 'leviter volente' hat kaum Sinn. Er ist später Zusatz,
wie das Zitat aus Marius Maximus; s. auch Heer, vita Commodi 198ff. u. sonst,
der beweist, daß derartige Schwindeleien nicht aus diesem Schriftsteller stammen
können.
97) Die Art wie Dio es erwähnt 1. l.: και ή Πλωτιναέξ ερωτικής φιλίας u. 10, 3:
οθεν ου θανμαβτόν, εΐ και την Πλωτϊναν άποθανουσαν, δί ής &τνχε της άρ%ης ^ρώόης
αυτού, διαφερόντως έτίμησεν etc., ist m. W. sonst nirgends ähnlich zu finden und
von Dio sicher bis zur Gehässigkeit entstellt, die wohl nur aus persönlicher
Feindschaft zu "erklären wäre. Ist vielleicht der Konsul des Jahres 117 Rebilus
Apronianus mit Cassius Dios Vater Apronianus irgendwie verwandt und diesem
ex auctoritate Hadriani ein Unrecht geschehen, das wir nicht mehr kennen?
Schmutzige Entstellung wäre diesem Manne sonst nicht zuzutrauen, besonders
da noch das Kaiserhaus des Sev. Alexander zu hohe Achtung vor Hadrian hatte,
und Dio in seiner Liebe für diesen Kaiser die Bemerkung wohl unterlassen
hätte, zumal in der Zeit des Regimentes der Frauen. Groags seltsame Berufung
auf den Epikureerbrief (R. Μ. 14, 272, 18) ist doch keine Stütze, weit eher — und
um so auffallender — der Widerspruch, der in Dios eigenen Worten liegt, 68,
5, 5 u. 69, 1, 2 (Groag 272, 17).
98) Über den anderen Brief aus Selinus (an den Senat, Dio 69, 1, 3) s. unten
adn. 139.
99) Das ist psychologisch wahrscheinlich, folgt aber auch aus der Stellung
von 4, 2 zu 4, 3.