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München.
ist die Tempelfassade über dem hohen Treppenlauf! Sie steht hoch und frei; etwas
triumphierend gegenüber der eingesunkenen Front der Glyptothek. Als die Propyläen
noch hinzukamen, war der schönste Platz des modernen Städtebaus geschaffen. Eine
wunderbare Ruhe und wohltuende Einfachheit hat hier ihre Stätte. An diesen drei
Fronten bricht sich der Lärm und Schwall großstädtischer Hast. Man spürt den
tiefen und besänftigenden Atemzug der klassischen Kunst, die alle moderne Nervosität
und Reizbarkeit verschwinden läßt. Die Baumeister Münchens haben da; Glück ge-
habt, immer ein imposantes Architekturbild vor Augen zu haben, bei dem die stärkste
Wirkung durch die einfachster: Mittelerreicht war.
Wie alles, was Klenze unter den Händen hatte, wurden auch die Propyläen
(Abb. ein solides und durchdachtes Bauwerk, bei dem Stil und Erscheinung in har-
monischem Verhältnis standen. Wie weit auch die Kluft sein mag zwischen originaler
Hellenenkunst und dieser modernen Nachschöpfung, so muß doch Klenze zugestanden
werden, daß er nie mit der dekorativen Illusion oder dem Stimmungswert des
Abb. Klenze: Die Propyläen Us^6—:sso).
antiken Baustiles zufrieden war, sondern der: Geist und das innere Leben desselben
wieder auferstehen ließ. L. Schwanthalers plastische Gruppen können diesen Eindruck
nicht zerstören, wie schwach und dünn sie auch angelegt sind. Leider ist es Klenze
nicht mehr vergönnt gewesen, durch Verbindungsbauten und einen ergänzenden
Musenmsbau an der Stadtseite des Platzes das herrliche Bild abzuschließen. Gerade
für einen Museumsbau plastischer Kunstwerke haben bei der zerstreuten und un-
organischen Aufstapelung der vorhandenen Sammlungsrudimente gewichtige Im-
pulse wahrhaftig nicht gefehlt. Spätere Vorschläge und fruchtbare Gedanken blieben
leider nur Gedanken. Die Pläne dazu kamen in die „historische" Sammlung des
Maillinger Museums. Der König war eben mit seiner Person überall die treibende
Kraft. Mit Ehrfurcht und Staunen erfahren wir, daß der Entwurf zu den Propyläen
am Tage nach seiner Thronentsagung genehmigt und unterzeichnet wurde.
In Ludwigs Charakter war — verwunderlich genug — ein Zug unbeugsamer
Beharrlichkeit: Unter dem Eindruck schnell wechselnder Liebhabereien in künstlerischen
und ästhetischen Dingen wird das nur zu leicht vergessen. Als Bauherr und Mären
war er nicht leicht von einer begonnenen Aufgabe abzubringen. Um so schneller
München.
ist die Tempelfassade über dem hohen Treppenlauf! Sie steht hoch und frei; etwas
triumphierend gegenüber der eingesunkenen Front der Glyptothek. Als die Propyläen
noch hinzukamen, war der schönste Platz des modernen Städtebaus geschaffen. Eine
wunderbare Ruhe und wohltuende Einfachheit hat hier ihre Stätte. An diesen drei
Fronten bricht sich der Lärm und Schwall großstädtischer Hast. Man spürt den
tiefen und besänftigenden Atemzug der klassischen Kunst, die alle moderne Nervosität
und Reizbarkeit verschwinden läßt. Die Baumeister Münchens haben da; Glück ge-
habt, immer ein imposantes Architekturbild vor Augen zu haben, bei dem die stärkste
Wirkung durch die einfachster: Mittelerreicht war.
Wie alles, was Klenze unter den Händen hatte, wurden auch die Propyläen
(Abb. ein solides und durchdachtes Bauwerk, bei dem Stil und Erscheinung in har-
monischem Verhältnis standen. Wie weit auch die Kluft sein mag zwischen originaler
Hellenenkunst und dieser modernen Nachschöpfung, so muß doch Klenze zugestanden
werden, daß er nie mit der dekorativen Illusion oder dem Stimmungswert des
Abb. Klenze: Die Propyläen Us^6—:sso).
antiken Baustiles zufrieden war, sondern der: Geist und das innere Leben desselben
wieder auferstehen ließ. L. Schwanthalers plastische Gruppen können diesen Eindruck
nicht zerstören, wie schwach und dünn sie auch angelegt sind. Leider ist es Klenze
nicht mehr vergönnt gewesen, durch Verbindungsbauten und einen ergänzenden
Musenmsbau an der Stadtseite des Platzes das herrliche Bild abzuschließen. Gerade
für einen Museumsbau plastischer Kunstwerke haben bei der zerstreuten und un-
organischen Aufstapelung der vorhandenen Sammlungsrudimente gewichtige Im-
pulse wahrhaftig nicht gefehlt. Spätere Vorschläge und fruchtbare Gedanken blieben
leider nur Gedanken. Die Pläne dazu kamen in die „historische" Sammlung des
Maillinger Museums. Der König war eben mit seiner Person überall die treibende
Kraft. Mit Ehrfurcht und Staunen erfahren wir, daß der Entwurf zu den Propyläen
am Tage nach seiner Thronentsagung genehmigt und unterzeichnet wurde.
In Ludwigs Charakter war — verwunderlich genug — ein Zug unbeugsamer
Beharrlichkeit: Unter dem Eindruck schnell wechselnder Liebhabereien in künstlerischen
und ästhetischen Dingen wird das nur zu leicht vergessen. Als Bauherr und Mären
war er nicht leicht von einer begonnenen Aufgabe abzubringen. Um so schneller