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bei der sich die rechte Hand unter den Faltenwurf abzeichnet; auch das ist ein
Merkmal später Entstehung. Die mittelantoninische weibliche Büste aus der Zeit
des Marcus Aurelius wird vertreten durch die zugehörigen Büsten der Wieder-
holungen Paris, Louvre 1144 (Taf. 36), und Florenz, Uffizien Inv. 1914, 172. Die
Aufmachung dieser Büsten ist reicher und weiter entwickelt als die knappe Büste des
Jugendbildnisses im Museo Capitolino, Imperatori 39 (Taf. 34). Der Abschnitt des
Oberkörpers und der Oberarme reicht weiter hinab; über das auf beiden Schultern
geknöpfte Hemd aus feinerem Tuch ist der Mantel geschlungen, dessen größere
Stof fülle reichere und krausere Faltenlagerungen ermöglicht. Die Büste mit der
verborgenen Hand bildet diese Formen noch weiter und kunstvoller aus.
Die Wiederholungen des Bildnistypus mit unterteilter Wellenfrisur sind auch bis
in die Provinzen Nordafrika und Griechenland verbreitet. Aus Markouna stammt
ein Kopf im Louvre 1173; in Timgad findet sich noch heute eine Gewandstatue der
jüngeren Faustina. Diese beiden nordafrikanischen Stücke folgen dem Typus
Louvre 1144 getreulich, verwenden dagegen in der Ausführung ausgiebiger den
laufenden Bohrer. Sie wirken darin fortschrittlicher; die Statue in Timgad zu-
mindest ist schon deswegen spät zu datieren, denn der Schleier über dem Haupte
deutet auf postume Aufstellung, als Gegenstück zu einer gleichfalls postumen
Statue der älteren Faustina.
Vier griechische Bildnisse der jüngeren Faustina verwahrt das Athener National-
museum (Taf. 38). Sie wahren die Grundform der Haartracht, weichen aber
darin ab, daß das Stirnhaar einer Flechte ähnlich in kunstvoll durchzogenen
Wellen angeordnet ist. In der zweiten Unterteilung über dem Scheitel wird ferner
ein gedrehter Reif sichtbar, und statt der Löckchen im Nacken hängt eine korken-
zieherförmige Locke hinab. Daß es sich trotz dieser Abweichungen um Bildnisse
der jüngeren Faustina handelt, stellt die Übereinstimmung der Gesichtszüge außer
Zweifel.
Nur ein einziges plastisches Bildwerk wiederholt die Drehsträhnenfrisur der
spätesten Prägungen, der Kopf mit hohem Diadem im Museo Capitolino,
Colombe 31 (Taf. 37 c u. d). Die unglückliche Aufnahme läßt den Gesichtsschnitt
allzu oval erscheinen. Kürzer und stumpfer als gewöhnlich ist die Nase. Aber
Augen, Mund und Kinn haben die übliche, charakteristische Bildung. Die Aus-
führung bedient sich bereits grober, abgesetzter Bohrgänge in den gedrehten,
parallel gelegten Strähnen des Stirnhaares. Dieser letzte Bildnistypus ist im Denk-
mälerbestand ohne Wiederholungen; er scheint zu Lebzeiten der Fürstin keine
nennenswerte Verbreitung und Anerkennung mehr gefunden zu haben, so daß
die postumen Bildnisse der Diva Faustina vorzüglich auf den etwas früheren
Haupttypus zurückgriffen.
 
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