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entspricht dem lebenslangen Wunsche des Großen Kö-
nigs, seinem Gssizierkvrps, in dem er das Fundament
seines Staates sah, auch sür alle Zukunft die Möglich-
keit einer in den Wissenschaften vertieften Berussaus-
bildung zu geben. Gewiß haben schon vordem klei-
nere Regimentsbibliotheken und auch größere Samm-
lungen sklnstaltsbiblivthekens bestanden, jedoch ermög-
lichten diese Inspektionsbidliotheken eine Sammlung
des Materials unter einheitlichen militärischen und
wissenschaftlichen Gesichtspunkten nach dem Willen der
Führer.
Bis zum Ende der alten kleines im gahre 1919 Hot
das Sssizierkorps aus eigenen Mitteln bei den ein-
zelnen Regimentern Bibliotheken unterhalten, so daß
dis staatliche Fürsorge sich nur aus die unumgänglich
notwendige Zahl der Garnison- und Anstaltsbiblio-
theken zu erstrecken braucht«. Erst mit Gründung der
Reichswehr wird das gesamte Büchereiwesen des Hee-
res unter einheitlicher Leitung im Kriegsministerium
zusammengesaßt und aus staatlichen Mitteln unter-
halten.
Ms wir vor kurzem die zentralste»« des deutschen
Heeresdüchereiwesens in Berlin, die Deutsche Heeres-
dücherei, „Öffentliche Reichsdiblivthek für Wehrwissen-
schaften", besichtigten, die als jüngste unter den deut-
schen Sroßdibliotheken am 1. Oktober 1919 gegründet
wurde, mußten wir erkennen, daß weder militärische
Niederlagen noch kulturelle oder wirtschaftliche Kata-
strophen die Entwicklung dieses umfangreichen Gebie-
tes deutscher Geistesgeschichte aufhalten konnten.
Großes ideelles Wollen und Haushalten mit den ge-
ring bemessenen Mitteln hoben im Gebäude der alten
Kriegsakademie in unermüdlicher Arbeit eine einzig-
artige, gewaltige Sammlung von 500 000 Büchern
und 250 000 Karten zusammengetragen.
Der Direktor der Deutschen tzeeresbücherei, Haupt-
mann sL) Dr. Gieraths, empfängt uns in seinem
Arbeitsrnum, der so manche kulturhistorische und
bibliophile Kostbarkeit birgt. Bevor wir den Rund-
gang durch die Bibliothek antreten, werden wir in
militärischer Knappheit über den jetzigen Aufbau des
deutschen Heeresbüchereiwesens orientiert.
Die Deutsche Heeresbücherei svHB.s entstand aus
der Eingliederung der wertvollsten Büchereien der
aufgelösten Dienststellen des alten Heeres: des Großen
Senerolstabes, der Kriegsakademie, der Seneralinspek-
tivn des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festun-
gen, der Inspektion der Berkehrstruppen und etwa
40 kleinerer Büchereien. Damit wurde die VHB. zu
der umfassendsten Sammlung der deutschen und aus-
ländischen kriegswissenschostlichen Fachliteratur, der —
natürlich in beschränkter Fohl — Werke aus anderen
Geistesgebieten deigefügt und durch Neukäufe aus dem
Lausenden gehalten werden.
Wenn man am Standbild Moltkss vorbei die
historischen Räume des Hauses betritt, bewundernd

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vor der in ihrer ursprünglichen
Anordnung erhaltenen Bibliothek
der alten Kriegsakademie mit
ihren literarischen Schätzen ver-
weilt oder die schmalen Gassen
der vielen hundert Regale durch-
wandert, dann fühlt man, daß
dieses Gebäude die Brücke bildet
zwischen einer großen militäri-
schen Tradition und einer neuen
gegenwärtigen Wehranschauung.
Diese Sammlung militärwissen-
schaftlicher Fachliteratur aus Ver-
gangenheit und Gegenwart ist
Bestätigung des Friedrich-Wortes,
daß die Kenntnis der Geschichte
großer Feldherren neue Feld-
herren zu bilden fähig sei.
Die DHB. gliedert sich in mehrere Abteilungen, von
denen die wichtigsten genannt seien: Benutzungsabtei-
lung, Katalog-, Lrwerdsabteilung, Kartensammlung,
Druckoorschriftenabteilung, Ubernahmeobteilung und
Sekretariat. Da es unmöglich ist, aus die Funktionen
der einzelnen Abteilungen einzugehen, sei im nach-
folgenden nur auf die hingewiesen, die sür den Be-
nutzer von besonderer Wichtigkeit sind.
Recht interessant ist die Kartenabteilung. Linen
großen Teil der 250 000 Karten, die sich aus amtlichen
kartenzwecken, Spezialkarten, Schlachtenplänen usw.
zusammensehen, kann der Besucher entleihen. Man
vergißt nicht so leicht die Plastik des alten gezeichne-
ten Kartenmaterials, z. B. der Schlachtenpläne Fried-
richs des Großen, die er noch Beendigung eines Krie-
ges von seinen Generalen ansertigen ließ. Besondere
Ausmerksamkeit erregt der Atlas des alten Reitergene,
rals Fielen, den er im Siebenjährigen Kriege ständig
in der Packtasche bei sich trug.
Wie sich die Deutsche tzeeresbücherei schon in der
Art des gesammelten Materials von den Fivildiblio-
theken unterscheidet, so weist sie diesen gegenüber noch
einen weiteren und zwar grundsätzlichen Unterschied
aus: Wissenschaftliche Beratung und Auskunft stehen
bei ihr an erster Stelle. Die Bücherei verbirgt ihre
Schätze nicht ängstlich vor den nach wissenschaftlicher
Erkenntnis Suchenden, sondern stellt einen bis ins
feinste durchorganisierten Auskunftsapparat bereit, der
unter Anleitung von fünf Referenten, deren jeder ein
militärisches Spezialgebiet bearbeitet, in wenigen
Augenblicken den Stoff selbst sür die schwierigste
Themastellung dem Besucher vermittelt.
Die „Wissenschaftliche Auskunft" bzw. den zustän-
digen Referenten und das Publikum unterstützen die
üblichen Kataloge, die bei der VHB. noch durch einen
Schlagwortregister-Katalog vermehrt werden. Um die
wissenschaftliche Forschung jederzeit auf dem aktuellsten
Stand holten zu können,
werden von den Referenten die
laufenden Zeitschriften auch in-
haltlich ausgenommen, verzettelt
und systematisch eingeordnet.
Dieses grandiose Hilfsmittet, dos
eineDurchorbeitung von monat-
lich rund 1500 Zeitschriften er-
fordert, erspart dem Ansragen-
den das zeitraubende Durch-
blättern ganzer Stöße von Zet-
schriften und gibt ihm wirklich
die Gewähr, daß ihm eine um-
fassende Auskunft erteilt wird.
Das Prinzip der schnellen Aus-
kunfterteilung wird durch so-
fortige Zuleitung des benötig-
ten literarischen Stoffes in der
Leihstelle ergänzt. Der Benutzer

braucht nicht tagelang auf die Ausgabe von Büchern
und Zeitschriften zu warten, denn der Beamtenstab
der Leihstelle häntz^t ihm bereits nach wenigen Mi-
nuten das SewünjHte zur Mitnahme aus oder merkt
es bei Verliehensein vor.
Neben den annähernd hundert täglichen Besuchern
lausen Tag sür Tag eine Anzahl schriftlicher Anfragen
aus allen Teilen des Reiches ein, die mit derselben
militärischen Exaktheit bearbeitet werden, wie die per-
sönlich vvrgebrachten. Dabei ist es unerheblich, ob der
Anfragende Militär- ober Zivilperson ist. Allen Reichs-
deutschen — Ausländern nur unter bestimmten und
begrenzten Voraussetzungen — ist diese „öffentliche
Reichsdiblivthek für Wehrwissenschaften" zugänglich.
Vom handgeschriebenen „Feuerwerksbuch" Abra-
ham von Memmingens aus dem Zähre 1410 und von
der ersten rein militärwissenschastlichen Zeitschrift des
Jahres 1755 mit dem etwas umständlichen Titel:
„Krieges-Bidliothek oder Sesammiete Beiträge zur
Krieges-Wissenschaft" bis zu den neuesten Erkenntnissen
der Kriegskunst zeigt die DHB. dem Besucher in einer
lückenlosen Schau die Entwicklung eines Zweiges deut-
schen Schrifttums, der nach Wiederoufrichtung der
deutschen Wehrsreiheit noch lebhafter zu treiben und
zu blühen beginnt. »
Welche Büchereien bestehen nun noch neben der so-
eben durchwanderten Berliner Zentrale? Am Standort
der Generalkommandos ssrüher Wehrkreiskommandos)
befinden sich Wehrkreisdüchereien, die in erster Linie
fachwissenschastliche Literatur enthalten und im reaen
Austausch mit der DHB. stehen. Entsprechend der Zahl
der Wehrkreise vor der Wiedererlangung der Wehr-
sreiheit waren sieben Wehrkreisdüchereien über das
Reich verteilt, die sich nach dem 16. März 1925 um
weitere vier vermehrten. Ihre Buchbestände bewegen
sich zwischen 40 000 und 160 000 Werken. Die letzte
Ziffer gilt sür München, das die seit 1804 bestehende
ehemalige Bayerische Armeebibliothek — jetzt Wehr-
kreisbücherei VII — auf den heutigen Umfang er-
weitert hat. Die Leitung dieser Provinzial-Büchereisn
liegt ebenfalls in den Händen je eines fachlich vor-
gedildeten Offiziers. Der Wirkungskreis dieser Grvß-
düchereien ist durch die Grenzen des Kvrpsbezirkes
Umrissen, in denen besondere Sssizierbüchereien in den
Standorten mit ihren rein wissenschaftlichen Beständen
die berufliche Weiterbildung unterstützen. Die Mann-
schaft wird zum weitaus größten Teil nur in seltensten
Fällen zur fachwissenschastlichen Literatur greifen und
greisen müssen. Die bei den Truppenteilen errichteten
Truppendüchereien, die etwa den Lharokter von Volks-
büchereien trogen, dienen daher dem Soldaten in der
dienstfreien Zeit zum Selbststudium und zur Unter-
haltung. Besondere, von der DHB. eingerichtete
laufende Verzeichnisse, die „Mitteilungen", unterstützen
die Arbeit der Truppenbücherwarte, geben Anregung
und erleichtern die Auswahl.
Vas deutsche Heeresdüchereiwesen, eine gewaltige
Organisation, geschossen und geleitet von Männern,
die mit militärisch-kühlem Verstände, aber auch mit
heißem Herzen an diese große Ausgabe gehen, hat
unumschränkte Bewunderung und Anerkennung in der
ganzen militärischen Welt gesunden.

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