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„Der Feldzug in Polen ist beendet!" Mit diesem
schlichten Satz beginnt der Kriegsbericht des Sder-
kommandos der Wehrmacht vom 23. September, der
den dramatischen Ablauf des deutsch-polnischen Krieges
zusammenfaßt. Vieser Krieg wird als einer der denk-
würdigsten Feldzüge aller Feiten in die Geschichte ein-
gehen. Ls gibt kein Beispiel sür einen derartigen
krastausbruch, wie ihn die Welt - Freund, Feind
und Neutrale — bewundernd, entsetzt und vor Absr-
raschung völlig erstarrt in diesen Septembertagen
1939 erlebte.
Der in diesen geschichtlichen Stunden sich erinnert,
daß noch im August polnische Militärs sich anmaßten,
„die deutsche Armee zu paaren zu treiben", und pol-
nische Politiker aus dem Papier bereits die Einver-
leibung Sstpreuhens und der deutschen Sstgebiete bis
zur Sder in das neue Sroßpolen vollzogen hotten, der
begreift die Größe des Geschehens, begreift die un-
geheure Erschütterung des von seiner Regierung
betrogenen und jetzt aus allen Wolken gefallenen
polnischen Volkes und kann auch das fassungslose
Entsetzen verstehen, das angesichts des polnischen
Zusammenbruchs in London und Poris Platz ge-
grissen hat.
3n ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung hatte die
polnische Heeresleitung sich in der Hoffnung gewiegt,
in einem Krieg, den Deutschland nach zwei Fronten
zu sühren hatte, nicht nur die Abwehr so lange erfolg-
reich durchsühren zu können, bis die sest versprochene
Hilfe britischer Land-, See-und Luststreitkräste wirksam
geworden war, sondern man sonkite sich in den Kreisen
des polnischen Seneralstabes sogar in dem Gedanken,
das deutsche Sstheer — wenigstens in einem be-
stimmten Ausmaß aus dem Danziger und dem ost-
preußischen Kriegsschauplatz - im Angriff zu schlagen.
— Daß Deutschland durch den Bau seines Westwalles
mit seiner ausgezeichneten Besatzung sich absolut sicher
fühlte und somit, falls es herausgesvrdert wurde, seine
volle Schlagkraft im Ssten entsalten konnte, das haben
weder Marschall Rgdz-Smiglg noch der polnische
Seneralstab in ihrer Verblendung sehen wollen ...
Der polnische Aufmarsch umfaßte vier Armeen.
Gestützt aus die starke Festungslinie am Narew
marschierte die Nordormee in dem Raum zwischen
Lomzo und Mlowa zum Einsall noch Sstpreußen
vom Süden her aus, während gleichzeitig eine weitere

krästegruppe von Ä st e n her — etwa aus dem
Raume Guwalki / Festung Sssowiec — in die deutsche
Grenzprvvinz einsallen sollte.
Trotz dringender Warnungen des französischen
Generalstabes, vor allem des bekannten französischen
Generals Weggand, der den Korridor im Kriegsfall
als unhaltbar bezeichnet hatte, war eine zweite pol-
nische Armee mit sehr starken Kräften im korridor-
gediet ausmarschiert mit der Ausgabe, Danzig über-
raschend zu besehen und sodann von Danzig her
gleichfalls zum Einfall nach Sstpreußen einzuschwenken.
Der Ritt polnischer Kavallerie aus Treuburg nördlich
von Lgck, wo der wachsame deutsche Grenzschutz den
polnischen Vorstoß bereits dicht hinter den deutschen
Srenzpsählen zum Stehen brachte, war alles, was von
dem geplanten großen dreiseitigen polnischen
Angriff aus Sstpreußen übrigblieb.
Am diesem konzentrischen Angriff aus Danzig und
Sstpreußen den notwendigen Rückhalt zu geben, war
die stärkste polnische Armee in dem Raume um Posen
zusammengeballt. Die Provinz Posen bohrt sich
wie ein stumpfer keil weit nach Westen in deutsches
Gebiet hinein und flankiert somit die Provinz Pom-
mern von Süden und gleichzeitig Schlesien von
Norden her. Die ehemalige polnische Grenzstation
Bentschen an der Westgrenze posens trennten von
der deutschen Reichshauptstadt nur 180 Kilometer,
also eine knappe Flugstunde. Ein Blick aus die
Karte zeigt, wie gefährlich e>n« hier versammelte,
zahlenmäßig sehr starke polnische Armee durch ihre
Flonkendrohnng sowohl sür eine aus Pommern wie
aus Schlesien vorbrechende deutsche Stoßgruppe
hätte werden können, wenn ihr überhaupt in den
ersten Tagen des Feldzuges noch die Freiheit des
Handelns gelassen worden wäre. Aber der deutsche
Gegenangriff erfolgte mit einer so blitzartigen
Schnelligkeit, daß diese stärkste polnische Armee in der
Provinz Posen infolge Aufreihung ihrer Flanken und
des drohenden Verlustes ihrer rückwärtigen Verbin-
dungen schleunigst den Rückzug nach Ssten antreten
mußte, ohne vorher überhaupt ernstlich
ins Gefecht gekommen zu sein. Die polnische
Südarmee schließlich war !m Raum Krakau—Lemberg
aufmarschiert. Line von ihr getrennte und zahlen-
mäßig schwächere Kampfgruppe hatte die Aufgabe,
das lebenswichtige Industriegebiet in Sstoberschlesien
zu schützen. Der polnische Seneralstab war überzeugt,
daß die Südarmee und die in Sstoberschlesien an-
gesehte Kampfgruppe, denen eine defensive Ausgabe
zugewiesen war, durchaus im Stande sein mußten,
allen hier angesetzten deutschen Angriffen trotzen zu
können. Soweit der polnische Aufmarsch!
Das deutsche Sberkvmmandv hatte von vornherein
ein Fiel fest ins Auge gesoßt. Ls galt, die in dem

^ weitgeschwungenen Weichselbogen zusammengeballte
Masse des polnischen Heeres beiderseits umfassend
anzugreifen, zu stellen und zu vernichten, bevor noch
stärkeren Teilen des polnischen Heeres der Rückzug
über die rettenden Äser der Weichsel nach Ssten ge-
lungen war. Von Anfang an zielte daher - darauf
weist jetzt der Aufmarsch der einzelnen deutschen
Armeen hin — die Stoßrichtung des deutschen An-
griffs gegen Flanke und Rücken des polnischen Heeres.
Auch die weit in das polnische Hinterland sich er-
streckenden rückwärtigen verbindungsstraßen und
Bahnen waren — wenn der deutsche Stoß schon in
seinen Anfängen tief genug durchdrang — aus das
schwerste bedroht.
Der deutsche Gegenangriff, der — die Provinz
Posen ausgenommen — an der gesamten polnischen
Front, die sich von Sstpreußen über das Kvrridorgediet
bis nach Galizien hinunter nahezu über 2000 Kilo-
meter erstreckt, sturmartig losdrach, warf schon In den
ersten beiden Tagen alle Berechnungen des polnischen
Generalstabes über den Hausen. Mit einem Schlage
hatte das deutsche Sberkvmmandv dos Gesetz des
Handelns an sich gerissen und dem Gegner feinen
Willen ausgezwungen. Noch bevor die im Gebiet der
Narewfestungen versammelte starke polnische Armee
den Vormarsch über die ostpreußische Grenze nach
Norden in Richtung Neidenburg —Srtelsburg aus das
Gebiet der Schlacht von Tonnenberg angetretsn
hatte, sah sie sich bereits von dem wuchtigen Angriff
der Armee des Generals der Artillerie v. Küchler
angefallen, die den Gegner in schweren Kämpfen aus
seinem befestigten Ausmarschraum Mlawo —proshngsz
warf und ihn aus die Narewfestungen zurückdrängte.
Gleichzeitig griffen Teile der ostpreußischen Armee
mit der Stoßrichtung nach Westen die Festung
Groudenz und die Weichsellinie an, um der aus
Pommern heraus zum Gegenstoß angesetzten deutschen
Kampfgruppe die Hand zu reichen.
Die in Pommern ausmarschierte Armee des Generals
der Artillerie v. Kluge hatte als Nächstliegende Aus-
gabe den Auftrag erhalten, einem polnischen Hand-
streich auf Danzig zuoorzukommen, das gesamte
Korridorgebiet von polnischen Streitkrästen zu säubern,
die Volksdeutsche Bevölkerung im Weichsellanb von
dem polnischen Terror zu befreien und die Verbindung
mit Sstpreußen herzustsllen. Der Vorstoß der Armes
o. kluge, der nicht — wie es der polnische Seneralstab
erwartet hatte — aus dem kürzesten Wege zwischen
Lauenburg und Danzig, sondern in scharf südöstlich
gerichtetem Stoß gegen die Weichsellinie Bromberg
— Graudenz erfolgte, traf die feindliche korridvr-
armee so überraschend, daß nach dem Aberrennen
der befestigten Brahelinie und dem ununterbrochenen
Vormarsch, den vor allem der rücksichtslose Einsatz
der jungen deutschen panzerwasse immer wieder
in Fluß brachte, schon am dritten vormarschtage
starke polnische Kräfte abgsschnitten waren. Bereits
am 4. September erreichten Vorhuten der Armee
v. kluge die Weichsel bei Kulm. Am folgenden
Tage nahmen Regimenter der ostpreußischen Armee
in schlagartigem Angriff die Festung Graudenz und
reichten ihren Kameraden von der Armee v. kluge die
Hand. Nach mehrfachen erbitterten Durchbruchs-
oersuchen und schwersten blutigen Verlusten, die zur
völligen Vernichtung mehrerer Divisionen führten,
streckten die Reste — etwa 15 000 Mann — die Waffen.
So hatten die ostpreußische und pommersche Armee,
die in der Heeresgruppe Nord unter dem Sberbesehl
des Generaloberst v. Bock zusammengesaßt waren,
ihre ersten Kampsausgoben glänzend gelöst. Die erste
Linkreisungsschlocht war geschlagen, stärkere feindliche
Kräfte hatten kapitulieren müssen. Der weitere Vor-
marsch, der an der Weichsel vereinigten Teile der
pommerschen und ostpreußischen Armeen, gefährdete
stack die rückwärtigen Verbindungen.
Während sich im kvrridorgediet und südlich der
ostpreußischen Grenze diese Kämpfe abspielten, hatte
die Heeresgruppe Süd, die unter dem Sberbesehl des
Generaloberst v. Rundstedt mit drei Armeen in
Schlesien und der Slowakei aufmarschiert war, einen
Schlag gegen die polnische Südarmee und die in Sst-
oberschlesien stehenden feindlichen Kräfte geführt, die
nach den bereits erlittenen Niederlagen aus dem nörd-
lichen Kriegsschauplatz nun das gesamte Gebäude des
polnischen Sperativnsplanes wie ein Kartenhaus Zu-
sammenstürzen liehen.
Die Stärke des deutschen Angriffs aus Schlesien
heraus traf den polnischen Seneralstab völlig über-
raschend. Unter Aussparung des ostoberschlesischsn
Industriegebietes erfolgte südlich und nördlich des-
selben der Vorstoß der Armeen des Generalobersten
List und des Generals d. Art. von Reichenau
mit einer derartigen Schnelligkeit, daß nicht nur
dos von zwei Seiten umgangene Industriegebiet mit
seinen mächtigen Werken so fluchtartig geräumt

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