Die Londoner Zeitung „Daily Herald“ hat ihre Leser
in einem Leicaufsatz davor gewarnt, aus dem Untergang
des deutschen Schlachtschiffes „Bismarck" den opti-
mistischen Rückschluß zu ziehen, daß England nunmehr
wieder die Meere uneingeschränkt beherrsche. Der Krieg
habe bereits so viele „Überraschungen“ für England ge-
bracht, daß man sich vor solchen Übertreibungen hüten
müsse. Amerikanische Stimmen zu dem gleichen Ereignis
heben die Kühnheit der deutschen Seekriegsstrategie
hervor, die den Kampf gegen die zahlenmäßig vielfach
überlegene englische Flotte in die Weiten der Ozeane
hinausträgt.
Die englische Admiralität hat es sich bei Kriegsbeginn
nicht träumen lassen, daß deutsche schwere Seestreit-
kräfte immer wieder wuchtige Vorstöße auf den Ozean
unternehmen würden. Als England im September 1939
dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, da gehörte es
zum eisernen Bestand der englischen Erwartungen über
den Verlauf des Seekrieges, daß die kleine deutsche
Kriegsmarine es niemals wagen könne und würde,
schwere Seestreitkräfte auf den Atlantischen Ozean zu
entsenden. Heute aber ist es soweit, daß England sogar
seine schwersten Schlachtschiffe für den Schutz des See-
verkehrs auf dem Nordatlantik einsetzen muß. An dieser
Tatsache hat sich durch den Verlust eines der deutschen
Schlachtschiffe nichts geändert, denn nach englischem
Eingeständnis müssen die Gegenmaßnahmen Englands
auf dem Atlantik auch nach dem heroischen Endkampf
des Schlachtschiffes „Bismarck“ weiter fortgeführt wer-
den. Die Initiative im ozeanischen Seekrieg ist bei der
deutschen Kriegsmarine und bleibt in ihrer Hand.
Seit dem Anfang des Krieges sind stets von neuem
deutsche Seestreitkräfte auf dem Atlantik erschienen
und haben den Einsatz der Unterseeboote und
Handelsstörer ergänzt. Aber wir wollen hier nur das letzte Halbjahr herausgreifen.
Im November 1940 wird im Nordatlantik, 1000 Seemeilen von Neufundland, ein
britischer Geleitzug von deutschen schweren Seestreitkräften zertrümmert. Über
86 000 Bruttoregistertonnen an britischem Schiffsraum mic dem Hilfskreuzer
„Jervis Bay“ und dem Konteradmiral Maltby sinken auf den Meeresgrund. Weih-
nachten 1940 greift wieder ein starkes deutsches Kriegsschiff einen britischen Geleit-
zug an, versenkt einen Dampfer, beschädigt mehrere andere und erzielt Treffer auf
dem englischen schweren Kreuzer „Berwick“. Im Februar 1941 wird im mittleren
Atlantik auf der Höhe von Madeira ein britischer Geleitzug durch schwere deutsche
Seestreitkräfte zertrümmert. 14 Dampfer mit 82 000 Bruttoregistertonnen werden
versenkt, andere beschädigt. Dann kommt im März die Meldung, daß ein deutscher
Schlachtschiff verband unter dem Flottenchef Admiral Lütjens in mehrwöchiger
Unternehmung im Nord- und Mittel atlantik über 116 000 Bruttoregistertonnen an
feindlichem Handelsschiffsraum versenkt hatte. Bis heute hat sich England über
diese ozeanischen Erfolge schwerer deutscher Seestreitkräfte fast vollständig aus-
geschwiegen, ein Beweis für ihre weitreichenden Folgen, die England zu größtem
Kräfteeinsatz genötigt haben.
Alle, diese ozeanischen Vorstöße der deutschen Kriegsmarine waren ohne Schiffs-
verluste auf unserer Seite geblieben. Ohne Risiko ist im Kriege kein Erfolg zu
erringen: das gilt ganz besonders für den Seekrieg mit seiner Konzentration der
Kampfmittel. Das Schlachtschiff „Bismarck“ aber hat bewiesen, daß die deutschen
Soldaten zur See auch in schwierigster Lage den unbeugsamen Kampfeswillen eines
Volkes zeigen, dem der Sieg über die britische Seetyrannei gewiß ist.
Die Engländer hatten ihre stärksten und ihre neuesten Schlachtschiffe gegen den
deutschen Flottenverband heranholen müssen, mit dem es am 24. Mai in den
Gewässern um Island zur Gefechtsberührung kam. Der englische Admiral Holland,
den man wegen seines Überfalles auf die nicht gefechtsbereite französische Flotte
den „Sieger von Oran“ zu nennen pflegte, wollte, überlegen mit dem größten
Kriegsschiff der Welt, dem Schlachtkreuzer „Hood“, in Begleitung des neuesten
englischen Schlachtschiffes „Prince of Wales“ das deutsche Schlachtschiff „Bismarck“
niederzwingen. Aber Admiral Holland täuschte sich. Schon nach wenigen Minuten
ging er mit seinem Schlachtschiff unter! Ein Engländer, der auf einem anderen
Kriegsschiff das Gefecht mitgemacht hat, schildert den Untergang der „Hood“ mit
folgenden Worten:
„Vor uns auf der Backbordseite jagte die ,Hood‘ (wenige hundert Meter ent-
fernt) auf einem parallelen Kurs vorwärts. Wasserberge schossen hinter ihr hoch.
Da — wurde sie plötzlich getroffen. Eine oder mehrere Granaten schienen genau
vor ihrem hinteren Turm eiijzuschlagen. Ein gewaltiges Feuer brach unter schwarzer
Rauchentwicklung aus. Der Anblick würgte uns in der Kehle. Eine ungeheure
Explosion folgte und das ganze große Schiff war in einen Blitz von Flammen ein-
gehüllt. Der Rauch hob sich wie ein riesiger Pilz empor. Teile des Schornsteins
und der Masten wurden Hunderte von Fuß hoch in die Luft geschleudert und fielen
dann teils auf das Schiff, teils in die See zurück. Der lange scharfe Bug der ,Hood‘
erhob sich senkrecht in die Luft. Drei bis vier Minuten nach dem Einschlagen der
Granate war alles, was von dem Schlachtkreuzer übrigblieb, nur noch einige Wrack-
stücke und etwas Flammen und Rauch an der Oberfläche der See. Ein Zerstörer
wurde zur Rettung der Schiffbrüchigen abkommandiert. Es gelang ihm, nur drei
Mitglieder der Besatzung aufzufischen, zwei Matrosen und einen Kadetten.“
Das war das Ende des 42 000 Tonnen großen Schlachtkreuzers „Hood“ nach
kurzem Gefecht mit dem 35 000 Tonnen großen deutschen Schlachtschiff „Bismarck“.
Die deutschen Panzersprenggranaten hatten auch den besonderen Schutz der
Munitionskammern durchschlagen, der nach den bekannten Erfahrungen in der
Skagerrak-Schlacht gerade auf der „Hood“ verstärkt worden war. Der Kommandant
des Schlachtschiffes „Bismarck“, Kapitän zur See Lindemann, befahl n,-ch der
Explosion der „Hood“ Zielwechsel und es gelang, auch dem britischen Schlacht-
schiff „Prince of Wales“ einen schweren Treffer beizubringen. Der Brite drehte
ab. Nur 93 Schuß brauchte das Schlachtschiff „Bismarck“ in diesem blitzartigen
Seegefecht zu feuern, das in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte. Ein
deutsches Schlachtschiff hatte sich im Kampf gegen eine doppelte britische Über-
legenheit als siegreich erwiesen, eine bittere Lehre, die
England auch für die Zukunft ins Stammbuch ge-
schrieben bleibt.
Der deutsche Flottenverband führte seine Unter-
nehmung weiter fort. Das Schlachtschiff „Bismarck“
hatte in dem Seegefecht am 24. Mai einen Treffer im
Vorschiff und am Abend durch ein Bordflugzeug eines
englischen Flugzeugträgers einen Torpedotreffer erhalten,
so daß es seine Höchstgeschwindigkeit nicht ausnutzen
konnte. Fünf britische Flugzeuge waren beim Angriff
abgeschossen worden. Der Gegner zog weitere Ver-
stärkungen heran, verlor aber trotz Luftaufklärung zeit-
weise die Fühlung mit dem deutschen Verband. Am
Abend des 26. Mai wurden wieder Torpedoflugzeuge eines
britischen Flugzeugträgers gegen „Bismarck“ angesetzt.
Sie erzielten zwei Treffer, von denen der eine nicht
wesentlich war, während der andere unglücklicherweise
die Schrauben- und Rudereinrichtung des deutschen
Schlachtschiffes beschädigte. Es war zu erwarten, daß
nunmehr der englische Gegner, der außer der „Prince
of Wales“ noch die weiteren Schlachtschiffe „King
Georg V.", „Rodney“, „Renown“ und „Ramillies“, zwei
Flugzeugträger, mehrere Kreuzer und zahlreiche Zer-
störer zusammengezogen hatte, nunmehr das Gefecht
mit dem einen manövrierunfähigen deutschen Schlacht-
schiff aufnehmen würde. In dieser Lage gab der Flotten-
chef, Admiral Luetjens, an das Oberkommando der
Kriegsmarine jenen unvergeßlichen Funkspruch, der in
der deutschen Seekriegsgeschichte immer ein Ruhmes-
blatt des Mannesmutes deutscher Seeleute sein wird:
„Schiff manövrierunfähig. Wir kämpfen bis zur
letzten Granate. Es lebe der Führer! Flottenchef.“
Dieses soldatische Gelöbnis von aufrüttelnder Kürze
und Schlichtheit haben die Männer des Schlacht-
schiffes „Bismarck“ wahrgemacht. Wir wissen heute, daß die englische Über-
macht selbst in diesem Augenblick noch keinen Artilleriekampf wagte. In
der Nacht wurden englische Zerstörer zum Torpedoangriff vorgeschickt. Einer
von ihnen wurde versenkt, ein zweiter beschädigt. Zwei Torpedos trafen das
Schlachtschiff „Bismarck“, das ihnen nicht ausweichen konnte. Aber auch diese
Torpedos, von größerer Explosivkraft als die Flugzeugtorpedos, vermochten das
deutsche Schlachtschiff nicht zu versenken. Nochmals wurden Torpedoflugzeuge
von den Briten vorgeschickt. Doch ihr Angriff scheiterte im Feuer des deutschen
Schlachtschiffes. Erst als die Engländer sich davon überzeugt hatten, daß das von
ihnen umstellte Schlachtschiff „Bismarck“ vollständig manövrierunfähig war, be-
gannen am Morgen die Schlachtschiffe „Rodney“ und „King George V." von zwei
Seiten her das deutsche Schiff zu beschießen.
In einem wahren Trommelfeuer-hat auch dann noch das Schlachtschiff „Bis-
marck“ alles getan, um dem vielfach überlegenen Gegner Schaden zuzufügen. Die
Engländer gestehen ein, daß ihre Schlachtschiffe nicht vermocht haben, das lahm-
geschossene deutsche Schlachtschiff durch ihre Salven zu versenken. Stundenlang
hat die britische Flotte aus allen Rohren gefeuert, aber immer noch schwamm das
deutsche Schlachtschiff, ein Symbol der unbezwinglichen Tapferkeit deutscher See-
leute und zugleich ein Sinnbild für die unübertroffenen Leistungen des deutschen
Schiffbaues. Ein englischer Seeoffizier berichtete in der Londoner Presse:
„So oft auch .Bismarck' getroffen wurde, es gab niemals ein Anzeichen für eine
große auseinanderreißende Explosion, die das Schiff zum Sinken gebracht hätte.
Der Feind machte keine Anstalten, sich zu ergeben. Unsere Schlachtschiffe gingen
auf kürzere Entfernung heran und schossen nun auch Torpedos auf .Bismarck' ab.
Ein Torpedo saß mittschiffs. Die britischen Schlachtschiffe ließen weiter Granaten
auf das vom Schicksal gezeichnete Schiff niederregnen. Nachdem dieses Bombar-
dement einige Zeit angedauert hatte, erhielt der Kreuzer .Dorsetshire' Befehl, seine
Torpedos abzufeuern. Drei Torpedos trafen .Bismarck', und erst dann ging das
Schiff unter.“
Mit wehender Kriegsflagge ist das Schlachtschiff „Bismarck“ am 28. Mai, 11 Uhr
1 Minute vormittags, auf den Meeresgrund gegangen. Die Männer des Schlacht-
schiffes „Bismarck“ haben durch ihre Pflichterfüllung bis zum letzten sich selbst
ein Heldenlied geschrieben, das niemals verklingen wird, so lange es deutsches
Soldatentum gibt. Die deutsche Nation steht ergriffen vor dem Opfer der Männer,
die draußen auf dem Ozean gezeigt haben, daß es für uns im Ringen um das
deutsche Recht auf ein freies Meer kein Zurück gibc, sondern nur den Sieg.
In London ist man des Teilerfolges, den der Untergang des Schlachtschiffes
„Bismarck“ in der Atlantik-Schlacht darstellte, trotz ruhmrediger Phrasen offen-
sichtlich nicht recht froh geworden. Der englische Marineminister Alexander
konnte seinem Volke nicht erklären, warum das größte englische Schlachtschiff
„Hood“ unter wenigen Salven zerbrach, während das deutsche Schlachtschiff „Bis-
marck" stundenlang die Artilleriesalven einer mehrfachen Übermacht aushielt und
erst nach insgesamt acht oder neun Torpedotreffern unterging. Der Erste Lord der
Admiralität gebrauchte angesichts der menschlichen Größe des Kampfes die klein-
liche Ausrede, das Schlachtschiff „Bismarck“ sei nicht 35 000 Tonnen, sondern über
50 000 Tonnen, groß gewesen. Es habe nur deshalb so standhalten können, weil
Deutschland den deutsch-englischen Flottenvertrag von vornherein gebrochen habe.
Wenn englische Minister selbst in so ernsten Stunden nur zu solchen Äußerungen
über den deutschen Gegner fähig sind, dann beweisen sie nur die innere Schwäche
der englischen Position in diesem Kriege.
Das Schlachtschiff „Bismarck“ hat nur eine kurze, aber um so glänzendere
Laufbahn gehabt. Sein Blitzsieg über die „Hood“ und ebenso sein unerhört tapferer
Endkampf gegen vielfache Übermacht sind Marksteine zum deutschen Endsieg. Neue
Kämpfer und neue Schiffe füllen die schmerzliche Lücke aus, die uns im Gefecht
gerissen worden ist. Der Kampf geht weiter, auch gerade auf dem Ozean! Aus den
Taten des Schlachtschiffes „Bismarck“ aber erwachsen neue Antriebe für den
Offensivgeist der deutschen Kriegsmarine, die nicht ruhen wird, bis sie Seite an
Seite mit den Kameraden des Heeres und der Luftwaffe unseren Gegner England
trotz seiner zähen Gegenwehr endgültig zu Boden gezwungen hat.
kämpfen
Granate
/
SCHLACHTSCHIFF „BISMARCK" —
BAHNBRECHER DES ENDSIEGES
VON ERICH GLODSCHEY
10
in einem Leicaufsatz davor gewarnt, aus dem Untergang
des deutschen Schlachtschiffes „Bismarck" den opti-
mistischen Rückschluß zu ziehen, daß England nunmehr
wieder die Meere uneingeschränkt beherrsche. Der Krieg
habe bereits so viele „Überraschungen“ für England ge-
bracht, daß man sich vor solchen Übertreibungen hüten
müsse. Amerikanische Stimmen zu dem gleichen Ereignis
heben die Kühnheit der deutschen Seekriegsstrategie
hervor, die den Kampf gegen die zahlenmäßig vielfach
überlegene englische Flotte in die Weiten der Ozeane
hinausträgt.
Die englische Admiralität hat es sich bei Kriegsbeginn
nicht träumen lassen, daß deutsche schwere Seestreit-
kräfte immer wieder wuchtige Vorstöße auf den Ozean
unternehmen würden. Als England im September 1939
dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, da gehörte es
zum eisernen Bestand der englischen Erwartungen über
den Verlauf des Seekrieges, daß die kleine deutsche
Kriegsmarine es niemals wagen könne und würde,
schwere Seestreitkräfte auf den Atlantischen Ozean zu
entsenden. Heute aber ist es soweit, daß England sogar
seine schwersten Schlachtschiffe für den Schutz des See-
verkehrs auf dem Nordatlantik einsetzen muß. An dieser
Tatsache hat sich durch den Verlust eines der deutschen
Schlachtschiffe nichts geändert, denn nach englischem
Eingeständnis müssen die Gegenmaßnahmen Englands
auf dem Atlantik auch nach dem heroischen Endkampf
des Schlachtschiffes „Bismarck“ weiter fortgeführt wer-
den. Die Initiative im ozeanischen Seekrieg ist bei der
deutschen Kriegsmarine und bleibt in ihrer Hand.
Seit dem Anfang des Krieges sind stets von neuem
deutsche Seestreitkräfte auf dem Atlantik erschienen
und haben den Einsatz der Unterseeboote und
Handelsstörer ergänzt. Aber wir wollen hier nur das letzte Halbjahr herausgreifen.
Im November 1940 wird im Nordatlantik, 1000 Seemeilen von Neufundland, ein
britischer Geleitzug von deutschen schweren Seestreitkräften zertrümmert. Über
86 000 Bruttoregistertonnen an britischem Schiffsraum mic dem Hilfskreuzer
„Jervis Bay“ und dem Konteradmiral Maltby sinken auf den Meeresgrund. Weih-
nachten 1940 greift wieder ein starkes deutsches Kriegsschiff einen britischen Geleit-
zug an, versenkt einen Dampfer, beschädigt mehrere andere und erzielt Treffer auf
dem englischen schweren Kreuzer „Berwick“. Im Februar 1941 wird im mittleren
Atlantik auf der Höhe von Madeira ein britischer Geleitzug durch schwere deutsche
Seestreitkräfte zertrümmert. 14 Dampfer mit 82 000 Bruttoregistertonnen werden
versenkt, andere beschädigt. Dann kommt im März die Meldung, daß ein deutscher
Schlachtschiff verband unter dem Flottenchef Admiral Lütjens in mehrwöchiger
Unternehmung im Nord- und Mittel atlantik über 116 000 Bruttoregistertonnen an
feindlichem Handelsschiffsraum versenkt hatte. Bis heute hat sich England über
diese ozeanischen Erfolge schwerer deutscher Seestreitkräfte fast vollständig aus-
geschwiegen, ein Beweis für ihre weitreichenden Folgen, die England zu größtem
Kräfteeinsatz genötigt haben.
Alle, diese ozeanischen Vorstöße der deutschen Kriegsmarine waren ohne Schiffs-
verluste auf unserer Seite geblieben. Ohne Risiko ist im Kriege kein Erfolg zu
erringen: das gilt ganz besonders für den Seekrieg mit seiner Konzentration der
Kampfmittel. Das Schlachtschiff „Bismarck“ aber hat bewiesen, daß die deutschen
Soldaten zur See auch in schwierigster Lage den unbeugsamen Kampfeswillen eines
Volkes zeigen, dem der Sieg über die britische Seetyrannei gewiß ist.
Die Engländer hatten ihre stärksten und ihre neuesten Schlachtschiffe gegen den
deutschen Flottenverband heranholen müssen, mit dem es am 24. Mai in den
Gewässern um Island zur Gefechtsberührung kam. Der englische Admiral Holland,
den man wegen seines Überfalles auf die nicht gefechtsbereite französische Flotte
den „Sieger von Oran“ zu nennen pflegte, wollte, überlegen mit dem größten
Kriegsschiff der Welt, dem Schlachtkreuzer „Hood“, in Begleitung des neuesten
englischen Schlachtschiffes „Prince of Wales“ das deutsche Schlachtschiff „Bismarck“
niederzwingen. Aber Admiral Holland täuschte sich. Schon nach wenigen Minuten
ging er mit seinem Schlachtschiff unter! Ein Engländer, der auf einem anderen
Kriegsschiff das Gefecht mitgemacht hat, schildert den Untergang der „Hood“ mit
folgenden Worten:
„Vor uns auf der Backbordseite jagte die ,Hood‘ (wenige hundert Meter ent-
fernt) auf einem parallelen Kurs vorwärts. Wasserberge schossen hinter ihr hoch.
Da — wurde sie plötzlich getroffen. Eine oder mehrere Granaten schienen genau
vor ihrem hinteren Turm eiijzuschlagen. Ein gewaltiges Feuer brach unter schwarzer
Rauchentwicklung aus. Der Anblick würgte uns in der Kehle. Eine ungeheure
Explosion folgte und das ganze große Schiff war in einen Blitz von Flammen ein-
gehüllt. Der Rauch hob sich wie ein riesiger Pilz empor. Teile des Schornsteins
und der Masten wurden Hunderte von Fuß hoch in die Luft geschleudert und fielen
dann teils auf das Schiff, teils in die See zurück. Der lange scharfe Bug der ,Hood‘
erhob sich senkrecht in die Luft. Drei bis vier Minuten nach dem Einschlagen der
Granate war alles, was von dem Schlachtkreuzer übrigblieb, nur noch einige Wrack-
stücke und etwas Flammen und Rauch an der Oberfläche der See. Ein Zerstörer
wurde zur Rettung der Schiffbrüchigen abkommandiert. Es gelang ihm, nur drei
Mitglieder der Besatzung aufzufischen, zwei Matrosen und einen Kadetten.“
Das war das Ende des 42 000 Tonnen großen Schlachtkreuzers „Hood“ nach
kurzem Gefecht mit dem 35 000 Tonnen großen deutschen Schlachtschiff „Bismarck“.
Die deutschen Panzersprenggranaten hatten auch den besonderen Schutz der
Munitionskammern durchschlagen, der nach den bekannten Erfahrungen in der
Skagerrak-Schlacht gerade auf der „Hood“ verstärkt worden war. Der Kommandant
des Schlachtschiffes „Bismarck“, Kapitän zur See Lindemann, befahl n,-ch der
Explosion der „Hood“ Zielwechsel und es gelang, auch dem britischen Schlacht-
schiff „Prince of Wales“ einen schweren Treffer beizubringen. Der Brite drehte
ab. Nur 93 Schuß brauchte das Schlachtschiff „Bismarck“ in diesem blitzartigen
Seegefecht zu feuern, das in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte. Ein
deutsches Schlachtschiff hatte sich im Kampf gegen eine doppelte britische Über-
legenheit als siegreich erwiesen, eine bittere Lehre, die
England auch für die Zukunft ins Stammbuch ge-
schrieben bleibt.
Der deutsche Flottenverband führte seine Unter-
nehmung weiter fort. Das Schlachtschiff „Bismarck“
hatte in dem Seegefecht am 24. Mai einen Treffer im
Vorschiff und am Abend durch ein Bordflugzeug eines
englischen Flugzeugträgers einen Torpedotreffer erhalten,
so daß es seine Höchstgeschwindigkeit nicht ausnutzen
konnte. Fünf britische Flugzeuge waren beim Angriff
abgeschossen worden. Der Gegner zog weitere Ver-
stärkungen heran, verlor aber trotz Luftaufklärung zeit-
weise die Fühlung mit dem deutschen Verband. Am
Abend des 26. Mai wurden wieder Torpedoflugzeuge eines
britischen Flugzeugträgers gegen „Bismarck“ angesetzt.
Sie erzielten zwei Treffer, von denen der eine nicht
wesentlich war, während der andere unglücklicherweise
die Schrauben- und Rudereinrichtung des deutschen
Schlachtschiffes beschädigte. Es war zu erwarten, daß
nunmehr der englische Gegner, der außer der „Prince
of Wales“ noch die weiteren Schlachtschiffe „King
Georg V.", „Rodney“, „Renown“ und „Ramillies“, zwei
Flugzeugträger, mehrere Kreuzer und zahlreiche Zer-
störer zusammengezogen hatte, nunmehr das Gefecht
mit dem einen manövrierunfähigen deutschen Schlacht-
schiff aufnehmen würde. In dieser Lage gab der Flotten-
chef, Admiral Luetjens, an das Oberkommando der
Kriegsmarine jenen unvergeßlichen Funkspruch, der in
der deutschen Seekriegsgeschichte immer ein Ruhmes-
blatt des Mannesmutes deutscher Seeleute sein wird:
„Schiff manövrierunfähig. Wir kämpfen bis zur
letzten Granate. Es lebe der Führer! Flottenchef.“
Dieses soldatische Gelöbnis von aufrüttelnder Kürze
und Schlichtheit haben die Männer des Schlacht-
schiffes „Bismarck“ wahrgemacht. Wir wissen heute, daß die englische Über-
macht selbst in diesem Augenblick noch keinen Artilleriekampf wagte. In
der Nacht wurden englische Zerstörer zum Torpedoangriff vorgeschickt. Einer
von ihnen wurde versenkt, ein zweiter beschädigt. Zwei Torpedos trafen das
Schlachtschiff „Bismarck“, das ihnen nicht ausweichen konnte. Aber auch diese
Torpedos, von größerer Explosivkraft als die Flugzeugtorpedos, vermochten das
deutsche Schlachtschiff nicht zu versenken. Nochmals wurden Torpedoflugzeuge
von den Briten vorgeschickt. Doch ihr Angriff scheiterte im Feuer des deutschen
Schlachtschiffes. Erst als die Engländer sich davon überzeugt hatten, daß das von
ihnen umstellte Schlachtschiff „Bismarck“ vollständig manövrierunfähig war, be-
gannen am Morgen die Schlachtschiffe „Rodney“ und „King George V." von zwei
Seiten her das deutsche Schiff zu beschießen.
In einem wahren Trommelfeuer-hat auch dann noch das Schlachtschiff „Bis-
marck“ alles getan, um dem vielfach überlegenen Gegner Schaden zuzufügen. Die
Engländer gestehen ein, daß ihre Schlachtschiffe nicht vermocht haben, das lahm-
geschossene deutsche Schlachtschiff durch ihre Salven zu versenken. Stundenlang
hat die britische Flotte aus allen Rohren gefeuert, aber immer noch schwamm das
deutsche Schlachtschiff, ein Symbol der unbezwinglichen Tapferkeit deutscher See-
leute und zugleich ein Sinnbild für die unübertroffenen Leistungen des deutschen
Schiffbaues. Ein englischer Seeoffizier berichtete in der Londoner Presse:
„So oft auch .Bismarck' getroffen wurde, es gab niemals ein Anzeichen für eine
große auseinanderreißende Explosion, die das Schiff zum Sinken gebracht hätte.
Der Feind machte keine Anstalten, sich zu ergeben. Unsere Schlachtschiffe gingen
auf kürzere Entfernung heran und schossen nun auch Torpedos auf .Bismarck' ab.
Ein Torpedo saß mittschiffs. Die britischen Schlachtschiffe ließen weiter Granaten
auf das vom Schicksal gezeichnete Schiff niederregnen. Nachdem dieses Bombar-
dement einige Zeit angedauert hatte, erhielt der Kreuzer .Dorsetshire' Befehl, seine
Torpedos abzufeuern. Drei Torpedos trafen .Bismarck', und erst dann ging das
Schiff unter.“
Mit wehender Kriegsflagge ist das Schlachtschiff „Bismarck“ am 28. Mai, 11 Uhr
1 Minute vormittags, auf den Meeresgrund gegangen. Die Männer des Schlacht-
schiffes „Bismarck“ haben durch ihre Pflichterfüllung bis zum letzten sich selbst
ein Heldenlied geschrieben, das niemals verklingen wird, so lange es deutsches
Soldatentum gibt. Die deutsche Nation steht ergriffen vor dem Opfer der Männer,
die draußen auf dem Ozean gezeigt haben, daß es für uns im Ringen um das
deutsche Recht auf ein freies Meer kein Zurück gibc, sondern nur den Sieg.
In London ist man des Teilerfolges, den der Untergang des Schlachtschiffes
„Bismarck“ in der Atlantik-Schlacht darstellte, trotz ruhmrediger Phrasen offen-
sichtlich nicht recht froh geworden. Der englische Marineminister Alexander
konnte seinem Volke nicht erklären, warum das größte englische Schlachtschiff
„Hood“ unter wenigen Salven zerbrach, während das deutsche Schlachtschiff „Bis-
marck" stundenlang die Artilleriesalven einer mehrfachen Übermacht aushielt und
erst nach insgesamt acht oder neun Torpedotreffern unterging. Der Erste Lord der
Admiralität gebrauchte angesichts der menschlichen Größe des Kampfes die klein-
liche Ausrede, das Schlachtschiff „Bismarck“ sei nicht 35 000 Tonnen, sondern über
50 000 Tonnen, groß gewesen. Es habe nur deshalb so standhalten können, weil
Deutschland den deutsch-englischen Flottenvertrag von vornherein gebrochen habe.
Wenn englische Minister selbst in so ernsten Stunden nur zu solchen Äußerungen
über den deutschen Gegner fähig sind, dann beweisen sie nur die innere Schwäche
der englischen Position in diesem Kriege.
Das Schlachtschiff „Bismarck“ hat nur eine kurze, aber um so glänzendere
Laufbahn gehabt. Sein Blitzsieg über die „Hood“ und ebenso sein unerhört tapferer
Endkampf gegen vielfache Übermacht sind Marksteine zum deutschen Endsieg. Neue
Kämpfer und neue Schiffe füllen die schmerzliche Lücke aus, die uns im Gefecht
gerissen worden ist. Der Kampf geht weiter, auch gerade auf dem Ozean! Aus den
Taten des Schlachtschiffes „Bismarck“ aber erwachsen neue Antriebe für den
Offensivgeist der deutschen Kriegsmarine, die nicht ruhen wird, bis sie Seite an
Seite mit den Kameraden des Heeres und der Luftwaffe unseren Gegner England
trotz seiner zähen Gegenwehr endgültig zu Boden gezwungen hat.
kämpfen
Granate
/
SCHLACHTSCHIFF „BISMARCK" —
BAHNBRECHER DES ENDSIEGES
VON ERICH GLODSCHEY
10