Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

l^H4C^Joßbrvfeji ftfe

Von Kriegsberichter Dr. Erich Lorenz

Mit großer raumgreifender Bewegung war nach Ab-
schluß der Schlacht um Uman eine der Panzerdivisionen
der Gruppe von Kleist in fast genau nord—südlicher
Richtung gegen das Schwarze Meer vorgesroßen und
hatte den Hafen Nikolajew im Osten und Süden um-
faf.t. Tagelang wurde um die Stadt gerungen, die die
Sowjets schon lange Zeit vorher in mächtigen Ver-
teidigungszustand versetzt hatten. Ohne Unterbrechung
rannten unsere Panzer gegen den mit Artillerie und
anderen schweren panzerbrechenden Waffen gut aus-
gerüsteten Gegner an, bis Nikolajew am 17. August als
erster Hafen am Schwarzen Meer in unsere Hand fiel.
Damit verloren die Sowjets, die ja nur über ganz wenige
bedeutende Häfen am Schwarzen Meer verfügen, den
einen ihrer wichtigsten Umschlaghäfen für Getreide (der
andere ist Odessa) und für die Eisenerze des großen
Beckens um Kriwoj Rog, das schon einige Tage vor
Nikolajew erobert wurde. Werften für Kriegsschiffbau,
riesige Getreidesilos und die Erzkais gerieten unter
unsere Kontrolle.
Als wir zwei Tage nach dem Fall von Nikolajew die
Stadt von Norden her — aus der Einöde der menschen-
leeren Steppe kommend — erreichten, standen wir vor
einer zerstörten Holzbrücke, die einen schmalen Bug-
arm überquerte. Dem Ziel greifbar nahe, konnten wir
es doch nicht erreichen und mußten in weitem Bogen
zurück durch die Steppe den Bugarm umfahren, bis
Nikolajew, das sich weit ausgebreitet am Liman des
Bug hinzieht, erneut vor uns lag. Eine Straßenbahn-
linie, deren Masten schief über die Straße hingen und
deren Schienen vom Steppenwind bloßgelegt waren,
führte uns in eine Stadt, in der graue, schmutzige ein-
stöckige Häuser sich an völlig verwahrlosten Straßen
hinzogen, auf denen einige staubbedeckte Akazien ver-
geblich versuchten, die glühendheißen Strahlen einer
fast tropischen Sonne abzuhalten. Diese Stadt bot einen
trostlosen Anblick und unterschied sich kaum von den
verfallenden Dörfern der Steppe. Die im Straßenkampf
zerstörten und ausgebrannten Häuser taten ein übriges,

v,'

Weit über einen Kilometer breit ist bei Nikolajew, dem ersten Schwarzmeer-Hafen, der in unsere Hände
fiel, der Bug. Ununterbrochen marschiert nach der Einnahme der Stadt unsere Infanterie, pausenlos rollen
unsere motorisierten Divisionen über eine primitive von den Sowjets gebaute Floßbrücke — nach Osten

Auf den Hellingen der Staatswerft fan-
den unsere Truppen den riesigen un-
vollendeten Rohbau eines 35 000-t-
Schlachtschiffes vor, das bereits im Jahre
1937 auf Stapel gelegt wurde. Neben
dem Koloß des Schlachtschiffes liegt der
schlanke Rumpf eines 10000-t-Kreuzers,
halbfertig im Rohbau. Links das Schlacht-
schiff, rechts der Kreuzer ♦ Vergeblich
hatten die Sowjets versucht, den Kreu-
zer zu sprengen. Deutlich ist auf un-
serem Bild der von der Sprengladung
verursachte Erdtrichter zu erkennen

tiTTM

Bild links.- So hatten die Sowjets
in Nikolajew gehaust, bevor sie
aus der Stadt vertrieben wurden

*
f .
v
;
\
■ ■'
:
** JH
 
Annotationen