Die erste große Entscheidung am Dnjepr
fiel mit der Einnahme von Smolensk Mitte
Juli. Einer motorisierten Infanteriedivision der
Panzergruppe des Generaloberst Guderian
gelang die Inbesitznahme des südlichen
Teiles der Stadt in schnellem Zupacken.
Der nördliche Teil — durch den Dnjepr
getrennt — wurde von den Bolschewiken
zunächst zäh verteidigt, dann in Brand
gesteckt. Den deutschen Soldaten gelang es
in kürzester Zeit, eine Brücke zum nörd-
lichen Dnjepr-Ufer zu bauen. Das brennende
Chaos auf dieser Dnjepr-Seite — unser
Bild — bleibt in der Geschichte ein ewiger
Makel bolschewistischer Zerstörungswut
Der Dnjepr am Rande des Kessels ostwärts
Smolensk. Nach der Doppelschlacht bei Bialystok
und Minsk erfolgte die zweite Vernichtungs-
schlacht sowjetischer Divisionen im Dnjepr-Bogen
westlich Dorogobusch. Einen Rand des gewaltigen
Kessels bildete der Oberlauf des Dnjepr. Am dies-
seitigen Ufer lagen in starken Sicherungen die
deutschen Schützen und Infanteristen und wiesen
jeden feindlichen Ausbruchsversuch ab. Die So-
wjets hatten die Brücken über den Fluß gesprengt
und sich damit selbst einer Fluchtmöglichkeit
beraubt. Versuchten sie auf Kähnen das andere
Ufer zu erreichen — unser Bild —, dann hatten
sie vorher die Waffen weggeworfen und Zeichen
gegeben, daß sie sich geschlagen bekannten
Bilder links von oben nach unten:
Verbissen verteidigte der Sowjetsoldat
den Dnjepr-Übergang bei dem Eisen-
bahn- und Straßenknotenpunkt Orscha.
Daß der deutsche Soldat den Versuch
machen werde, den Dnjepr vor einer
trostlosen Steppe zu überschreiten, hatte
er nicht angenommen. Und doch gelang
südlich Orscha einem unserer Panzer-
verbände In kühnem Entschluß der Über-
gang, ln wenigen Stunden war die Pon-
tonbrücke fertig, gleich daneben wurde
eine feste Holzbrücke gebaut. Vergeblich
versuchte die sowjetische Luftwaffe wenig-
stens eine Brücke zu treffen. Die Bom-
ben fielen an das Flußufer — und nur
die im Hintergrund unseres Bildes sicht-
baren Einschlagwolken zeigen, daß hier
nicht mar.övermäßig ein heimatlicher
Fluß überquert wurde. + Südlich Mogilew
wurde der Dnjepr — jetzt schon erheb-
lich breiter geworden — ebenfalls in
kürzester Zeit bezwungen. Auch hier
lag, wie bei Smolensk und Orscha, die
glühende Juli-Sonne über dem klaren
Flußbett. Man müßte hier baden kön-
nen — wenn nicht die Einschläge der
feindlichen Artillerie (im Hintergrund des
Bildes sichtbar) d e Überfahrt der Floß-
säcke zu verhindern suchten. + Reißen-
der ist der Fluß geworden, steiler seine
Ufer Der Kampf um die Dnjepr-Über-
gänge nördlich und südlich Kiew hatte
begonnen. Wochenlang verteidigte der
Bolschewik den Raum der ukrainischen
Hauptstadt zäh und hartnäckig. Hatte der
Feind die Absicht, einen Brückenkopf zu
bilden, erkannt, belegte er die steile
Uferböschung mit Artillerie- und MG.-
Feuer. Hier hieß es ganz schnell
und überraschend den Strom bezwingen.
Dazu wurden deutsche Sturmboote ein-
gesetzt . . . die hatten schon einmal den
Rhein in 25 Sekunden überquert und wa-
ren in die Maginot-Linie eingebrochen!
Von Kriegsberichter Bernd £. hl. Overkues
Namen Dnjepr fest einprägen können; wird er doch seit Monaten in den
Berichten und Bildern von der Ostfront genannt und gezeigt. Zuerst in
den ersten Julitagen dieses Feldzuges, als es den Verbänden der Heeres-
gruppe Mitte gelang, in breiter Front den Dnjepr bei und südlich Orscha
und südlich Mogilew zu bezwingen, zuletzt in den Septembertagen, als die
Hauptstadt der Ukraine, Kiew, durch Angriff von Westen genommen und
auch dort der Dnjepr überschritten wurde. Und wieder wurde der Name
Dnjepr genannt, als beiderseits Krementschug der Strom in einer Breite
von 120 km bezwungen wurde und in der Südukraine die deutschen Divi-
sionen und die Verbände ihrer Verbündeten ihren Siegeszug gen Osten
über den unteren Dnjepr fortsetzten.
Seit zwei Monaten erbitterter Kampf um einen Strom! Nie ist in den
Feldzügen seit Beginn dieses Krieges der Name eines Flusses so oft
genannt worden wie der des Dnjepr. Siebt man sich auf der Karte einmal
den Lauf des Dnjepr an, dann wird es deutlich, warum unsere Truppen der
Heeresgruppen Mitte und Süd in den vergangenen Wochen immer wieder
an irgendeiner Stelle kämpfend den Fluß bezwingen mußten. Der kurze
südliche Oberlauf reicht bis Dorogobusch, von da an wendet er sich west-
lieh bis unterhalb Smolensk, von Orscha an südlich, wobei das rechte
Ufer höher wird als das linke. Unterhalb Kiew durchbricht der Dnjepr
in südöstlicher Richtung in vielen Krümmungen die Steppenfläche der
Ukraine. Bis Krementschug finden sich zahlreiche Sandbänke im 1 luß-
bett; von da an werden die Ufer höher und enger. Es folgen nun in süd-
licher Richtung auf einer Strecke von 100 km in einem engen, von Granit-
felsen gebildeten Tal Felsblöcke, die in Reihen quer durch das Flußbett
gehen. Das Gefälle beträgt auf dieser Strecke etwa 50 in. Vom engen
Oberlauf bis zum kilometerbreiten Unterlauf hat der deutsche Soldat
diesen gewaltigen Fluß mit Flößen, Sturmbooten und dem Brückenbau-
gerät der Pioniere fast an allen Stellen überschritten. Der Dnjepr ist ein
bezwungener Strom geworden.
isma
Smolensj
Dorogobusch
Mogilew
Rosiawl
Rogatschew1
Tsdieunigow
KIEW«
Priluki
Charkow
Poltawa
Tscherkassy
Bilder rechts von oben nach unten: Im weiten Bogen, den der Dnjepr
südlich Kiew nach Osten fließt, wurde der Übergang in 120 Kilometer Breite im
September beiderseits Krementschug durch die Heeresgruppe Süd erzwungen. Damit
schloß sich der Ring zur Umklammerung des Feindes ostwärts Kiew: die Verbände der
Heeresgruppen Mitte — die eine Schwenkung von Rosiawl nach Süden gemacht hatten —
und Süd reichten sich die Hände. Wieder war der Dnjepr trotz zerstörter Brücken
bewältigt worden. Weit über 700 000 Gefangene hatte der Feind hinter dem für ihn
schicksalhaften Strom zurü^klassen müssen. <§► Aus dem Staudamm des größten europä-
ischen Wasserkraftwerks bei Saporoshje hatten die Sowjets ein 150 Meter breites Stück
herausgesprengt, um den vordringenden deutschen Truppen den Übergang zu verwehren.
Donnernd brausen die hochgestauten Wasser des hier gewaltigen Dnjepr über die
Sprengsteile weg. Sie verwüsten das Land der Russen, schaden der Zivilbevölkerung —
hindern aber nicht den Vormarsch deutscher Truppen im Osten + 2 Kilometer breit
und mehr ist der Dnjepr am Unterlauf bei Cherson geworden. Ein Brückenbau
ist hier kaum noch möglich. Und doch mußte sich auch an dieser Stelle der
Strom den vorwärtsstürmenden deutschen Soldaten beugen. Der Dnjepr wurde
ein bezwungener Strom — in seiner ganzen Länge vor über 2000 Kilometer
Jfaementsdiug
Dnjeprodsepshinsl
Hirowograd
vjeprfipetmwsh
Saporoshje
Nikolajew
Berislawß
Cherson ...
ODESSA
Aufnahmen: Pk-Greiner (3), PK-Habedanck (1), PK-Hackl (2), PK-Hähle (1), Ltn. Heöke (1)