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Deutsches Reich / Wehrmacht / Oberkommando [Hrsg.]
Die Wehrmacht — 6.1942

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Nr. 5 (25.02.)
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■i-.

Als unter dem Einfluß des unerbittlichen russischen Winters die
große strategische .Offensivoperation eingestellt werden und
der deutsche Soldat im Osten zum Abwehikampf übergehen
mußte, begannen die Bolschewisten mit großen Hoffnungen
ihren Winterfeldzug, durch den sie unsere Truppen zerschla-
gen und aus dem eroberten Gebiet hinauswerien wollten.
Nachstehend veröffentlicht „Die Wehrmacht* den Auszugs aus
einem Gefechtsbericht, der zeigt, mit welchen brutalen Mit-
teln die Sowjets versuchten, die deutschen Linien einzurennen.

Nach einem dunstigen Morgen heben sich die
Nebelschleier und lassen einen weiten Blick in die
frostklare Winterlandschatt werfen. Wir stehen auf
einem Höhenrücken bei der B - Stelle einer Batte-
rie. In 3000 Meter Entfernung läuft der Rand
eines in den Horizont verschwindenden Waldes
entlang. Zwischen uns und dem Walde dehnen
sich kilomeierbreite Felder mit wenigen Büschen. —
Plötzlich sind vor uns 60 bis 70 Reiter zu sehen, die

nach wenigen Schüssen der Artillerie in der Ferne des
Waldes verschwinden. Mit dem Auttreten von Reitern
ist gerechnet, und daher wird ihrem Marsch in nörd-
licher Richtung kein besonderer Wert beigelegt.
Rechts von uns, im Süden, wachsen unweit die niedri-
gen strohbedachien Holzkaten des Dorfes aus dem
Boden. Hufeisenförmig zum Walde geöffnet reiht sich
ein Haus an das andere. Dies Dorf war schon gestern
der Schauplatz schweren Infanteriekampfes gewesen,
und auch jetzt zeigt es sich wieder als das lockende
Ziel der Angriffe der Sowjetsoldaten.
Da tauchen — wie aus dem Schnee gestampft —
vier Panzer vor diesen von einem Bataillon des Re-
giments besetzten Hütten auf. Nicht tastend und vor-
sichtig wie sonst kommen diese stählernen Ungetüme
herangehumpelt, sondern mit einem auffallenden
Schneid fahren sie diesmal geradewegs auf ihr Ziel
zu. Einmal nur wird kurz abgestoppt und ein kleiner
Kreis gefahren, dann stürmen sie wieder vor. Wes-

Zeichnvng s Kriegsberidifer Arlart

halb schießen die unsichtbar am Dorfrand stehenden
Haubitzen und die gut getarnte Pak nicht? fragen wir
uns auf der Höhe. Zwar folgt keine Infanterie den
rollenden, ständig feuernden Stahlkolossen, aber die
Einbruchsgefahr scheint immer größer zu werden.
Doch hinter den Geschützen und Kanonen stehen in
manchen Kämpfen erprobte Männer, die gestern noch
auf nächste Entfernung mehrere Panzer erledigten,
deren Trümmer in der weißen Landschaft jetzt als
Richtpunkt dienen. Und dann krachen auch schon die
ersten Panzergranaten. Brennend fährt der vorderste
Panzer noch hundert Meter weiter und explodiert mit
schwarzem Qualm. In zehn Minuten hat sich das
gleiche Schicksal bei den restlichen drei Ungetümen
wiederholt Sie brennen langsam aus.
Alle Aufmerksamkeit ist noch auf diesen harten
schnellen Kampf gewendet, da schreckt uns plötz-
lich das kurze Kommando unseres in vorderster Linie
stehenden Divisionskommandeurs auf und wirft un¬

sere Blicke von Süden nach Osten herum. Sein schar-
fes Auge hat tief im Walde auf einer langen Schneise
reitende Kavallerie erspäht. Es scheinen ansehnliche
Mengen von-Reitern zu sein, die bald hinter den
schneebehangenen Bäumen verschwinden, bald wie-
der über kleine Lichtungen nach Süden reiten und
dann unsichtbar werden. Schnelle klare Befehle gehen
durch den Fernsprecher der B-Stelle zur Batterie. In
kürzester Zeit schlagen ihre Gruppen drüben ein.
Plötzlich kommen aus dem Waldrand 3000 Meter vor
uns Reiter hervor. Erst wenige, dann scheinen es
SO, 100, 300 zu sein, jetzt brechen rechts und links
davon immer neue Massen von Osten nach
Westen hervor. Wir wollen es noch' immer nicht
glauben, daß der Feind uns auf diesem weiten
Paradefeld angreifen will. Gelegentlich ist von
dieser Möglichkeit gesprochen worden, aber daß
der Gegner das Wagnis einer von mehr als -einer Es-
kadron gerittenen Attacke gegen unsere Waffen und

in einem von uns beherrschten Gelände auf sich
nehmen würde, ersheint als ein sinnloses Unterneh-
men. Und dennoch spielt der Gegner se nen Trumpf
aus. Die aus dem Walde unregelmäßig herausspren-
genden Reiterschwärme formieren sich in kaum faß-
barer Schnelligkeit zu einem Gliede, ein zweites
setzt sich dahinter.
Es ist ein unbeschreibliches Bild, wie in dieser
sonnenklaren Winterlandschaft, Bügel an Bügel tief
über die Pferdekörper gebeugt und mit geschwunge-
nen blitzenden Säbeln, ein Reiter-Regiment in voller
Attacke über die Felder rast. Die Zeiten des Mon-
golensturmes scheinen wiedergekommen zu sein, wo
die kleinen schwarzen zottigen Pferde mit ihren wie
angewachsen sitzenden Asiaten im unaufhaltsamen
Strom ins Abendland einbrachen.
Dann aber ist der Zauberbann gebrochen. Der
BeobachtungsoffizieT ruft die Schießgrundlagen in
den Fernsprecher. Die auf der Höhe sichernden
 
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