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Wo immer es im «Lande der nassen Erde" möglich
war, haben sich die deutschen Soldaten bis dicht
hinter der Front am Wolchow-Fluß in die Abhänge
der Senken und Täler ihre Unterkünfte hineingegra-
ben. Spezialtruppen, Baubataillone, Pioniere und
andere haben mit der kämpfenden Truppe zusam-
men auf Grund ihrer in den bisherigen Feldzügen ge-
sammelten Erfahrungen Wohnverhältnisse geschaf-
fen, wie sie bisher noch nicht da waren, wie sie aber
die Kampfesweise an der Wolchow-Front mit sich
gebracht hat. Jedes Bataillon schuf sich in seinem
Abschnitt seine Dörfer, so daß eine ganze Division
wie eine kleine Stadt unter der Erde anmutet. So tief
es ging, wurden unter der Oberfläche die Unter-
stände, zu denen der nahe Wald billig das Material
lieferte, in die Abhänge hineingetrieben und einge-
richtet. Es überrascht, in der sonst so düsteren Wol-
chow-Atmosphäre plötzlich diese aus weißen Bir-
kenstämmen bestehenden, sauberen Dörfer und
Knüppeldammstraßen anzutreffen. Mit viel Liebe für
die Sache ist der deutsche Soldat ans Werk gegan-
gen. Denn die Unterstände ersetzen ja jetzt und auch
für den kommenden Winter das Zuhause. Aus Schutt,
Lehm und Sand wurden Steine geformt und Öfen und
Schornsteine daraus gemauert. Eiserne Öfen aller-
dings kamen aus Deutschland. Aus alten, zerbroche-
nen Wagenreifen wurden Ofentüren geschmiedet. Es
gab viel Arbeit, bis die Unterstände fertig waren.
Jetzt stehen sie. Aus dem Nichts heraus haben die
deutschen Soldaten sich und ihren Pferden in kurzer
Zeit Heime direkt an der Front geschaffen und es
sich in ihnen mit ihren wenigen Mitteln wohnlich
eingerichtet. Sie schützen vor Feindbeschuß, vor
der Wolchow-Nässe und vor der kommenden Kälte.
Ein Bericht aus dem Wolchow-Gebiet
von Kriegsberichter Bruno Waske und Heinz Diestelmann
Oben: Die Unterstände sind untereinander mit Knüppeldämmen verbunden. Auf ihnen allein spielt sich der
Verkehr ab. An gefährlichen und abschüssigen Stellen sind Geländer angebracht worden. Der tiefe Morast,
die aufgeweichte, schmierige tonige Erde lassen ein anderes Vorwärtskommen für Mensch und Tier nicht zu
Unten: Dicht hinter der Front hat sich eine Infanteriedivision in dem hügeligen Gelände des Wolchow-Flusses
ihre Unterkünfte geschaffen. Metertief Hegt Unterstand neben Unterstand, meist kreisförmig angelegt, und bildet
so eine kleine Stadt für sich unter der Erde. Die wie Maulwurfshügel aussehenden Unterstände sind in die
Abhänge so hineingebaut, daß die Feuchtigkeit ihnen nichts anhaben kann. Das sich ansammelnde Wasser
läuft an den Hohlwänden und durch den Hohlraum unter dem Fußboden nach draußen in die Abflußgräben ab