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Der Mistrauische.
Theresre. Du liebst Julie?
Seefeld. Ich bete sie an; aber das verschlagt
nichts. Ich werde nichts destoweniger meine Handlungen
so einzuschränken wissen, daß ich vor der Welt nicht
lächerlich werde. Ich bin ein Mann. Ich habe alle
Hofnungen vor mir, im Range zu steigen, und man
wird es vielleicht einst eben nicht abgeschmack finden,
(wenn ich um Julie werbe. Aber du bist, und bleibst,
so wie du bist. Ein bischen Schönheit, und Tugend ist
Hein ganzes Verdienst. Setz dich einmal m die Lage, wo
du zu seyn wünschest. Wir übersteigen alle Hinderniße.
Gut, du bist itzt die glückliche Frau Wallstroms. Er
liebt dich, er betet dich an; aber nur heut; Gelegen»
heit, Beyspiel, Verführung rüsten sich schon , sein Her;
abtrünnig zumachen. Das gleichgültigste Geschöpfe gegen
dich im ganzen Hause wird dein Mann seyn. Du wirst
vor langer Weile gähnen, und dich grämen, unterdes»
sen sich der artige Ehegatte allen Modeausschweifungen
-rgiebt. Die Ehre wird endlich in seiner S eele erwachen,
er wird überlegen, wie hoch er hätte steigen können,
und welch ein kostbares Opfer er dir gebracht ha^, da
er sich mit seiner Hand wichtige Familie hätte verbin-
den können; und er wird dich verachten, und hassen.'
Therefre. Ein schönes Gemälde, das du mir
wachst.'
Seefeld. Ich spreche als dein Bruder. Ich habe
Henug gelebt, daß ich die Menschen nicht kennen sollte.
Lauter Betrüger hab ich angetroffen; äusserlich warme
Freunde, aber im Herzen Schlangen! Der Eigennutz ist
die Kette, welche sie gesellschaftlich zusammenhält. Hören
die Hofnungen der Dortheile auf, so sind alle Bande
der Gesellschaft zerrissen»
Theresia
Der Mistrauische.
Theresre. Du liebst Julie?
Seefeld. Ich bete sie an; aber das verschlagt
nichts. Ich werde nichts destoweniger meine Handlungen
so einzuschränken wissen, daß ich vor der Welt nicht
lächerlich werde. Ich bin ein Mann. Ich habe alle
Hofnungen vor mir, im Range zu steigen, und man
wird es vielleicht einst eben nicht abgeschmack finden,
(wenn ich um Julie werbe. Aber du bist, und bleibst,
so wie du bist. Ein bischen Schönheit, und Tugend ist
Hein ganzes Verdienst. Setz dich einmal m die Lage, wo
du zu seyn wünschest. Wir übersteigen alle Hinderniße.
Gut, du bist itzt die glückliche Frau Wallstroms. Er
liebt dich, er betet dich an; aber nur heut; Gelegen»
heit, Beyspiel, Verführung rüsten sich schon , sein Her;
abtrünnig zumachen. Das gleichgültigste Geschöpfe gegen
dich im ganzen Hause wird dein Mann seyn. Du wirst
vor langer Weile gähnen, und dich grämen, unterdes»
sen sich der artige Ehegatte allen Modeausschweifungen
-rgiebt. Die Ehre wird endlich in seiner S eele erwachen,
er wird überlegen, wie hoch er hätte steigen können,
und welch ein kostbares Opfer er dir gebracht ha^, da
er sich mit seiner Hand wichtige Familie hätte verbin-
den können; und er wird dich verachten, und hassen.'
Therefre. Ein schönes Gemälde, das du mir
wachst.'
Seefeld. Ich spreche als dein Bruder. Ich habe
Henug gelebt, daß ich die Menschen nicht kennen sollte.
Lauter Betrüger hab ich angetroffen; äusserlich warme
Freunde, aber im Herzen Schlangen! Der Eigennutz ist
die Kette, welche sie gesellschaftlich zusammenhält. Hören
die Hofnungen der Dortheile auf, so sind alle Bande
der Gesellschaft zerrissen»
Theresia