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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0145

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ACHTES KAPITEL.

U E B E R

DIE ANWENDUNG DER SPULEN, BESONDERS BEI

DEN TEMPELN DER ALTEN.

enn gleich die Griechen und Römer die Säulen als die vorzüglichsten architektonischen Zierden betrach-
teten und dergleichen überall an öffentlichen Gebäuden anwendeten, z. B. an Hallen und überhaupt da,
wo es um Pracht und , bei einigen Gebäuden , um eine freie, offene Aussicht zu thun war, so bedienten
sie sich derselben doch vorzüglich bei ihren Tempeln, welche davon auch ihre besondere Benennung erhiel-
ten , je nachdem die Tempelzelle von vorn, oder vorn und hinten, oder mit einer oder mehreren Säu-
lenreihen von allen Seiten umgeben waren.

Nach Vitruvs Angabe nannte man die Tempel, wie Tab, XXXI Fig. i , welche nur zwischen den Fron te-
il lauern zwei Säulen hatten, uedes in antis, Tempel mit noch einer davorstehenden Reihe von 4 Säulen
prostjlos, Fig. 2, und solche, wo die Tempelzellen hinten und. vom eine bedeckte Halle hatten, Fig. 3,
amphipröstflos. Hatte die Zelle ringsherum eine einlache Säulenstellung, so hies er peripteros, Fig. 4? und
doppelsäulig , wie Fig. 5 , dipteros. In Tempeln dieser Art brächten die Alten gewöhnlich 6 und in der
zweiten 8 Säulen in die Fronte, und auf den Seiten i3 bis 17 , die Ecksäulen mitgerechnet. *) War der
Tempel gleich dem dipteros eingerichtet, jedoch mit Weglassung der zweiten , zunächst den Tempel-
mauern stehenden Säulenreihen, wie in Fig. 6, so nannte man ihn pstudodipteros, oder falsch - (blind)
doppelsäulig. War die Tempelzelle mit doppelten Säulenreihen versehen, und im hinein der Zelle eine
doppelte Säulenreihe auf einander gestellt, der mittlere Raum aber unbedeckt, wie in Fig. 7, so Iiiess der
Tempel Hjpaethros. Die Fronte dieses Tempels hatte gewöhnlich 10, die Seiten, wie dipteros, 17 bis ig
Säulen mit den Ecksäulen. Runde Tempel mit einer ebenlälls runden Säulenhalle rings umher, welche
Form man besonders für die Tempel der Vesta oder des Feuers wählte (weil sich dasselbe nach

*) Durch das , dasä die lange Seite der Tempel gewöhnlich eine Säule mehr als die doppelte Zahl der in den Fronten stellenden
erhielt , bekamen dieselben das Verhältniss wie 1 zu 2. Späterhin wichen die Römer von dieser Vorschrift ab , da sie den lan-
gen Seilen oft mir 11 — 15 Säulen gaben.
 
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