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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0150

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EILFTES KAPITEL

C EBER

DEN GEBRAUCH UND DIE ANWENDUNG DER
SPULEN, BEI JEDER ART VON GEBiEUDEN.

So wie die Alten die Säulen vorzüglich zu ihren Tempeln und andern auszuzeichnenden Gebäuden anwand-
ten, so benutzen wir sie auch jetzt noch bei unsern christlichen Kirchen, unsern Pallästen, Theatern u. s. w.
und schmücken damit oft verschiedene grosse Bauräume , von Innen und Aussen , wodurch sie als Zierde
und Stützen dienen. Bei den Gebäuden unserer Zeit, die übrigens mit den Gebäuden der Alten oft
einerlei Zweck haben , wenden wir aber die Säulen vorzüglich an :

1) als freie Stützen im Aeussern oder Innern der Gebäude , welche von unten bis oben ein Stock-
werk bilden, auf welchen das Decken- und Dachwerk ruht.

2) als Stützen , welche durch einige Stockwerke gehen , und ein Dachwerk tragen , oder

3 ) als Stützen , welche in verschiedenen Stockwerken perpendicular auf einander stehen , und solche
besonders bezeichnen. Es können übrigens ganze oder halbe Säulen seyn , oder es können Pilaster

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an ihre Stelle treten. *)

Für die oben angegebenen Fälle mögen aber dem Baumeister folgende Regeln dienen : Im ersten Fall
gebe derselbe seinem Bau das Hauptverhällniss nach einer der in Tab. XXXII Fig. 1. bis 4- vorgeschrie-
benen Ordnungen und verfahre dann hinsichtlich der übrigen Details nach den weitern Vorschriften der
angenommenen Säulenorduung. Soll der Bau , statt mit ganzen , nur mit Halbsäulen versehen werden , so
sind diese nach Maasgabe der von den Halbsäulen und Pilastern Tab. XXX I Fig. 12 angegebenen Vorschrift
zu fertigen , und die Pilaster oder Halbsäulen sind hiebei auch als Verstärkungspfeiler des Mauerwerks anzu-

*) Als junger angehender Baumeister, wo ich noch mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit baute , habe ich gegen die hier
angegebene mannigfaltige Verwendung der Säulen öfters mit anderen protestirt, allein nachdem ich meine architectonischen Projecte
mit der Casse der Bauenden berichtigen musste, war ich dann froh , durch dergleichen Hilfsmittel grosse Summen für Arbeits-
lohn und Bau-Materialien ersparen zu können , ohne dadurch das Gebäude an Solidität und Anstand zu beeinträchtigen.

III. 4-' Heft. 3
 
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