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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0154

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Z W OE L F T E S KAPITEL.

U E B E R

DIE ANWENDUNG DER S KLU.N PROPORTrONEN

BEI GEBjEUDEN , WELCHE GLATTES MAUERWERK. UND KEINE SjEULEN HABEN.

r

enn an einem Gebäude Säulen vorkommen, so sind solche nach oben angegebener Vorschrift, im Ganzen,
so wie in ihren einzelnen Theilen maasgebend zu fertigen. Oft aber ereignet es sich, dass ein Gebäude kei-
ner Säulen oder Pilaster bedarf, und auch nicht haben soll ; in diesem Fall kann man jedes Stockwerk
oder auch 2 und 3 Stockwerke zusammenziehen und als einen Theil des Hauses, so wie die Stockwerke auf
Tab. XXXII und XXXIII betrachten. Solchen Stockwerken kann man alsdann den Charakter einer Säu-
lenordnung geben , indem man dieselbe bis oben auf das Gesims

1) bei der dorischen Ordnung in 8 bis 10 1

2) bei der jonischen Ordnung in 10 bis 12 ( Tab> XXXV. Fig. t. 2. 3. 4. 5 und 6.

3) bei der corinthischen in 12 bis 14 )

Theile theilt und dem Haupt- oder Deckelgesims einen solchen Theil gibt *) , wodurch diese Gesimse
die Proportion wie bei den Säulenordnungen (den Architrav und Fries mitgerechnet) erhalten. Da durch
die Weglassung des Architravs und Frieses Tab. XXXV Fig. 1, 2, 3, 4 > 5 und 6 die Faqaden mehr Höhe
als die Säulen erhalten , ohne dass dadurch das Deckelgesims grösser wird, als es die Säulenordnung des Stock-
werks erfordert., so kann solches sehr oft zum Besten eines Gebäudes und selbst oft zu einem weitern Stock-
werk angewendet werden. Bei dreistöckigen Gebäuden macht sich diese Eintheilung besonders geschickt,
wenn man das untere Stockwerk, wie bei Fig. 2 Tab. XXXII, als Piedestal oder Unterbau und die zwei
obern Etagen als den Säulenraum betrachtet, und hiernach das Hauptgesims in dem Charakter einer Säulen-
ordnung formt. Wollte man, in Hinsicht auf diese Norm der Hauptgesimse, alle drei Stockwerke als eine Säule
oder bei dreien ein jedes derselben, als eine besondere Säulenhöhe betrachten, so würde im ersten Fall das Haupt-
gesims öfters etwas zu gross, im andern hingegen zu klein ausfallen. Bei einstöckigen Gebäuden ist die Proportion
der Gesimse von den Säulenordnungen wohl die beste, weil (wie im 2." Theil gelehrt worden) die Höhe

*) Ein solcher Theil ist auch für die Haupt-Mauerdicke anzunehmen, und die Verhältnisse der Säulenordnungen haben auch hierin

ein grossen Werth , dass sie zugleich die Mauerstärke nach Maasgabe des Charakters von dein Gebäude angeben, wenn man

für denselben den ion, 12° oder 14" Theil von ihrer ganzen Höhe inclusive des Kranzgesiinses dazunimmt.
HI. 4.' Heft. 4
 
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