Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weinbrenner, Friedrich
Ausgeführte und projectirte Gebäude (Heft 2): Gartengebäude Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Markgräfin Amalie zu Baden — Karlsruhe, Baden-Baden, 1830

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7739#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

welche der Verewigte vor seiner Abreise so sein- in Schutz genommen hatte, und mit in die Anlage
gezogen wissen wollte , zu schliessen , und dem Verstorbenen zugleich ein Denkmal in diesem Garten zu
errichten seyn möchte.

Diese Aufgabe suchte ich , wie es der Situationsplan Tab. L angibt, so zu lösen, dass ich , wie es die
Risse des gothischen Thurms weiter bezeichnen, auf der südöstlichen Ecke des Gartens einen hohen
Thurm projectirte, oben mit einem Belvedere, von wo man die angrenzenden Felder und die
benachbarten Gebirge etc. übersehen kann, Diesen Thurm, welchen ich noch mit andern in dem
Garten fehlenden Baulichkeiten verband , rückte ich so weit vor, dass er die, wegen der 3 Bäume ro bis
12' vorzusetzende Gartenbef riediguugsmauer deckte , und dass man auf dem Wege von der Stadtmauer
gegen diesen Thurm hin , denselben im Gesicht hat, und mit dessen Bilde im Auge an ihm vorübergeht,
ohne die ] o bis l a 1 vorgerückte Grenzlinie des Gartens zu bemerken.

Da nun diese Garteneinfassung längs der Kriegsstrasse bis an die südwestliche Ecke, wo ein Voliere den
Garten schliesst, und eine Gasse mit einezn Seitenthor der Stadt angrenzt, eine Hahamauer bildet, die
durch ihre Vertiefung eine freie Aus - und Einsicht in den Garten gewährt, so nimmt man um so
weniger diese vorgerückte Linie wahr, indem nun das Bild der Gartenansicht die ganze Aufmerksamkeit
beschäftigt. Beim Schlüsse des Gartens, verband ich noch einige fehlende Gebäude mit dem gothischen
Thurme, nämlich eine kleine gothisclie Kapelle für das Monument des verewigten Erbprinzen , ein Bad
etc. und was überhaupt den Wünschen der nun verwittweten Fürstin gemäss scheinen konnte; da die
Anlage itzt ihr Eigenthum wurde. Seine Königliche Hoheit der Grossherzog Karl Friedrich genehmigten
meine Pläne und Vorschläge durchaus, und es wurde sogleich an die Ausführung gegangen, damit Ihro
Hoheit die verwittwete Frau Markgräfin bei Höchstdero Bückkehr das Ganze so weit als möglich
vorgerückt und ausgeführt finden möchte.

Im Mai i8o3 kam die verehrte Fürstin aus Schweden, wo sie im tiefen Schmerz über den erlittenen
Verlust die Wintermonate zugebracht hatte, wieder in der Residenz an , von den neuen Baulichkeiten
war schon ein grosser Theil fertig, auch der gothische Thurm bereits über die Hälfte ausgeführt, und es
musste Höchstdieselben von der einen Seite sehr erfreuen , dass Ihr erhabener Schwiegervater, Seine
Königliche Hoheit der Grossherzog, diese zarte Aufmerksamkeit gegen Sie bewiesen , auf der andern Seite
aber musste auch das Gefühl ihres Verlustes um so lebhafter wieder hervortreten, da der Geliebte fehlte,,
dessen Lieblingsgedanke hier verwirklicht war.

Bevor ich etwas über die Details der verschiedenen Bauten in diesem Garten sage, will ich noch eine
kleine, rührende Begebenheit erzählen , auf welche ein Denkmal in diesem Garten hindeutet. Der
verstorbene Herr Erbprinz Hess, bei seiner Abreise einen Hund zurück , der mit seltener Treue an ihm
hing. Das Thier trauerte die fünf Vierteljahre über, während sein Herr abwesend war. Bei der Rückkehr
der Fürstlichen Familie sprang er dieser freudig entgegen , und suchte in allen Wagen nach, als er den
Prinzen nicht sah. Auf einmal war die Fröhlichkeit des Hundes wieder dahin, er wurde trauriger als
zuvor und starb nach einigen Tagen. Die gerührte Fürstin Hess ihm in der Nähe der Kapelle bei
s. Tab. I. einen Denkstein, auf dem er schlafend vorgestellt ist, setzen.
 
Annotationen