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Weinbrenner, Friedrich
Ausgeführte und projectirte Gebäude (Heft 2): Gartengebäude Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Markgräfin Amalie zu Baden — Karlsruhe, Baden-Baden, 1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.7739#0013
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G

ERKLvERUNG DER ZEICHNUNGEN.

Tab. I.

Die Anlage dieses kleinen zusammen nicht ganz 20 Morgen grossen Gartens gehört wohl mit zu den
schönsten Arbeiten des verstorbenen Garteninspectors Schweiger. Durch eine durchziehende Strasse der
Stadt wird er in zwei Theile geschieden. Durch zwei Hahamauem ist die Strasse zu beiden Selten vom
Garten getrennt , ohne dass , im Garten selbst, die Trennung sichtbar würde. So erscheint er immer
durch die Auf- und Abgehenden belebt. Die Communication hat durch einen unterirdischen Gang
Statt, der unter der Strasse quer hinzieht. Dies gibt dieser Anlage etwas Interessantes, und fast Einziges,
obgleich ihr Umfang nicht gross, und das Terrain flach ist. Die Wege und Alleendes Gartens hat
Schweiger ganz sparsam, und zwar nur da angelegt, wo sie unmittelbar zu einem Gegenstande fuhren,
was öfters bei dergleichen Anlagen ausser Acht gelassen wird. Hingegen sind die Bäume , Gesträuche und
Pflanzen *) so reichhaltig und sinnig auf den Wiesen vertheilt und in Gruppen geordnet, dass sie durch
die Abwechselung ihrer Blüthe, einen immerwährenden Frühling zeigen. Selbst noch im Winter , wenn
der Schnee die Gehölze bedeckt, erscheinen die Massen in angenehmen Formen , unter deren M eissen
Gewand oft die purpurrothe Vogelbeere [Sorbus aueuparia) der Sauerdorn [Berberis vulgaris) und
andere Samengewächse mehr hervorblinken. Einen angenehmen Contrast mit diesen wenigen Gruppi-
rungeu macht der hinten anstossende kleine Eichenhain, den Schweiger so wunderschön mit der übrigen
Anpflanzung in Verbindung zu setzen wusste, dass dieser ehrwürdige Hain gar nicht als der Ueberrest eines
ehemaligen Waldes erscheint, der schon den alten Germanen Schatten und Anmuth gab.

Obsehon übrigens diese Gartenanlage zwischen Wohngebäuden und andern Privatgärten liegt, wo die
Aussichten zum Theil beschränkt sind, so hat doch Schweiger eine herrliche Aussicht von dem Gesell-
schaftsbaus, nach der Linie d1 d1 Tab. 1. benutzt, welche den freien Anblick der Rirchthürme von
Beyertheim und Bulach, zwei, eine halbe Stunde davon gelegener Dörfer, und einen Theil des Schwarz-
waldgebürges gegen die Westseite hin, gewährt. Die Stellung des Wohngebäudes wurde ferner auch so
angeordnet, dass der Haupteingang gegen die Ihro Hoheit der Frau Markgräfin zu Ehren angelegte Amalien-
strassegeht, welche bis an das Mühlburger Stadtthor in gerader Linie zieht, und nun wegen eines Gar-
tens nicht ganz bis zu diesem Gebäude eröffnet werden konnte. Was unten im Garten dem Auge
von der Umgebung verborgen bleibt, ersetzen dann die Aussichten des Belvederes oben auf dem Wohn-
gebäude und die reiche und schöne Aussicht auf dem gothischen Thurm, von wo die Vogesen und die
einheimischen Schwarzwaldgebürge, den südöstlichen Gesichtskreis in manniglältigen malerischen Formen,
und Abwechslungen von Feldern und Waldungen schliessen.

s) In dem kleinen Situationsplan konnte die Anpflanzung nur im Wesentlichen angegeben werden, weil sonst dieselbe zu viel
gedeckt und die Anlage zu undeutlich gemacht haben würde.
 
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