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Weinbrenner, Friedrich
Ausgeführte und projectirte Gebäude (Heft 2): Gartengebäude Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Markgräfin Amalie zu Baden — Karlsruhe, Baden-Baden, 1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.7739#0019
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den Gesang der Vögel bezweckt werden, indem man, wie dort durch das Auge, hier durch das Gehör
von dem Misssland der ungleichen Stadlbeschliessung abgezogen wird.

Zugleich sollte der untere Theil des Vogelhauses zu dem Standpunkt einer Regelbahne dienen, welche
in dem andern Theil des Gartens stand und bei der Anpflanzung dieses Gartensiücks eingehen musste.

lieber dieser Regelstätte steht das Voliere in Form eines Tempels, in der Mitte mit ein«» Wassersehale
auf einer Ära, zu der man vermittelst der in der Mauer angelegten Wendeltreppe kommen kann, mit Draht
umstrickt, und rings um das Ganze stehen auf den Gradinen allerlei Pflanzen, welche zur Sommerzeit in
Gefässen aufgestellt sind, um dadurch die Vögel in einem Gebüsche erscheinen zu lassen, damit sie zum
Singen mehr aufgelegt, und ihrer geraubten Freiheit nur tun so leichter vergessen.

Ausserdem sind auch auf Tab. I. der gothische Brunnen, der Altar y. mit der Büste des Höchstseligen
Grossherzogs Rarl Friederich, und die Grund- Auf- und Durchschniltrisse des Hühnerstalls einzeln auf-
gezeichnet, worin sich mancherlei ausländisches Geflügel befindet, und woselbst Ihro Hoheit gewöhnlich
in den Sommertagen ihr Frühstück einnehmen, auch von da aus, dem Geflügel das Futter selbst geben.
Der Hühnerstall ist mit Baumrinde überzogen und mit einem Strohdach versehen, so ist auch tler angren-
zende Hof oben mit Draht überstrickt, damit kein Raubvogel die Jungen wegholen könne.

Noch ist mir eine in diesem Garten bei p'- in Stein eingehauene Inschrift anzuführen übrig, welche das
heimathliche Sehnen und die Erinnerung an die, in diesem Garten verlebten frohen Jugendjahre Einer
der erhabenen Töchter Ihro Hoheit dej Frau Markgräfin, nach langer Trennung, im reinsten Gefühle
ausspricht, sie lautet:

DU RLEINER ORT, WO ICH DAS ERSTE LICHT GESOGEN,
DEN ERSTEN SCHMERZ, DIE ERSTE LUST EMPFAND!

SEY IMMERHIN UNSCHEINBAR, UNBERANNT;
MEIN HERZ BLEIBT EWIG DOCH VOR ALLEN DIR GEWOGEN,
FUEHLT UEBERALL NACH DIR SICH HEIMLICH HINGEZOGEN,
FUEHLT SELBST IM PARADIES SICH DOCH AUS DIR VERBANNT.
 
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