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Weinbrenner, Friedrich
Ausgeführte und projectirte Gebäude (Heft 3): Projectirtes Rath- und Ständehaus und Landstandsgebäude — Karlsruhe, Baden-Baden, 1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.7740#0004
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E I N L E IT U N G.

Der Baumeister Hermogenes soll, wie uns Vitruv , Buch IV. Cap. 5 und andere
Schriftsteller melden, beim Bau des Bacchustempels zu Teos, nachdem er schon die
Marmorblöcke dazu auf der Baustelle hatte, den ersten Plan, nach welchem der
Tempel in der dorischen Bauart aufgeführt werden sollte, mit Bewilligung des Ma-
gistrats, in den jonischen Baustyl verwandelt haben, weil er den dorischen Tempel-
bau wegen des Frieses, nach welchem die Ecksäulen um etwas weniger weit von
ihren nächsten Säulen, als die übrigen zu stehen kommen, nicht so vollkommen
als den jonischen fand.

So wie sich demnach oft die Ideen des Baumeisters ändern können, wenn er
unbefangen nach Ehre strebt, und seinen Werken, für die er mit ganzer Seele
lebt, die grösstmöglichste Vollkommenheit zu geben sucht, so geschieht es auch
nicht selten, dass die Bauenden von ihren ersten Ideen abgehen, was dann zwar
ohne Nachtheil der Sache geschieht, wenn der Bau noch nicht vorgerückt ist, und
der Bauplan, mit beträchtlichen Abänderungen von den ersten Bauideen wieder neu
umgearbeitet werden kann. Tritt ein solcher Fall aber wie gewöhnlich, während
des Bauens ein, so ist eine solche Abänderung, zumal wenn der Bau in seinen Haupt-
theilen bereits gediehen ist, öfters mit grossen Nachtheilen verbunden, weil ein
wohlüberlegter, und von allen Seiten gehörig durchdachter Bauriss nicht so leicht
eine wesentliche Abänderung erleiden kann, ohne dass das Ganze dadurch beein-
trächtiget würde.

Da sich nun wohl kein Baumeister, welcher für jeden Bedarf des menschlichen
Lebens schon etwas ausgeführt, und der freien Ansicht des kunstliebenden Publi-
cums vor Augen gestellt hat, rühmen kann, dass er dabei nicht hin und wieder
dergleichen nachtheilige Einwirkungen auf seine Baupläne erfahren, und dadurch
auch oft ungerechte Urtheile über sich ergehen lassen musste, so darf ich wohl hier
 
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