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Wellesz, Emmy
Die buddhistische Kunst von Gandhâra — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 73: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.74258#0010
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gebiet angesiedelt und innerhalb weniger Jahr-
zehnte zum Kulturvolk gewandelt; bald traten sie
auch erobernd auf, und ungefähr in der Mitte des
ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ver-
trieben sie die letzten „indo-griechischen" Fürsten
aus dem nordwestlichen Indien. Gandhära wurde
nun zum Mittelpunkt des gewaltigen „Kushän"-
reiches, welches ungefähr vier Jahrhunderte hin-
durch bestand, und dessen Höhepunkt mit der Re-
gierung Kanishkas, ca. 100 n. Chr., zusammenfiel.
Schon die „graeco-indischen" Fürsten hatten die
Lehre Gautama Buddhas angenommen, ebenso wa-
ren die Yüe-tchi wohl schon auf baktrischem Boden
zu ihr bekehrt worden, so daß die Untertanen des
neuen Reiches zwar den verschiedensten Völker-
schaften angehörten, die mannigfaltigsten Kultur-
elemente in sich vereinten, aber doch einen ge-
meinsamen religiösen Mittelpunkt im Buddhismus
besaßen, der seinerseits freilich unter den vielen
fremden Einwirkungen mancherlei Veränderungen
durchgemacht hatte.
Buddhistische fromme Pilger aus China, die in
den folgenden Jahrhunderten nach dem Ursprungs-
land ihres Glaubens wallfahrteten, berichten, wie
in Gandhära ein Kloster (Sangharäma) ans andere
grenzte, wie das Land besät war von Stüpen, jenen
seltsamen Bauwerken, die man ursprünglich wohl
über Grabstätten errichtete, die aber dann als Denk-
mäler anheiligen Orten, über heiligen Reliquien, oder
auch nur als ein durch die Tradition geheiligtes Sym-

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