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Werdich, Franz Joseph
Der Jugendfreund, oder gründliche Lehren, zur Verbesserung der Sitten: besonders des jugendlichen Alters — Augsburg, 1796 [VD18 1266121X]

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https://doi.org/10.11588/diglit.38781#0205
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Von der Schuldigkeit, Gott von Jugend rc. 185
Sohn! ach mein Sohn, gieb mir für meine Liebe ge-
gen dich, deine Gegenliebe, — gieb mir dein Herz,
— liebe mich?
Der heilige Augustin sagt, die Liebe habe Gott
Lewogen, uns mit Gutthaten zu erfüllen; und wir
sollen ihm unser Herz, — unsre Liebe entziehen?
Wäre dieses rucht die gröbste, die sündhafteste und
unerträglichste Undankbarkeit? Eines solchen schänd-
lichen Undankes der Menschen wegen beklagt sich der
Herr durch Jeremia, den Propheten: Ein Mägdchen
vergißt ihres Aufputzes nicht, sie wird mehr, dann
zwölfmal des Tages, daran denken; und nichts desto-
weniger har mich mein Volk vergessen. ,, Soll wohl
eine Jungfrau ihres Schmuckes vergessen? — Oder
eine Braut ihrer Brustzierde? — Aber mein Volk
hat Meiner vergessen, unzählbar viele Tage lang.
Ierem. 2, za. Und Augustin seufzet nach seiner
Bekehrung reuemüthig zu Gott: Ach! ich habe dich
zu spat geliebet! — ich habe dich zu spät geliebet!
Sotten wir uns wohl auch solcher Vorwürfe
schuldig machen? Ach, doch das nicht, liebe Kinder!
Die Liebe Gottes ist das Leben unsrer Seele. Wer
nicht für Gott ist, ist bey Gott angesehen, wie wenn
er nicht lebte. Ihn zu lieben sind wir erschaffen,.--
leben wir. Daher der, welcher chn nicht liebet, im
Tode bleibt, wie -Johannes, der Evangelist saget.
Der heilige Franziskus von Sales erklärt sich hier-
über also: „Der Mensch ist die Vollkommenheit der
Welc; die Seele ist die Vollkommenheit des Menschen,
und die Liebe Gottes ist die Vollkommenheit der
Seele: es ist demnach in der Wett Alles für diese
M 5 himm-
 
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