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EINE NEUE SCHREIBFEDER
Röntgenstrahlen, Funkentelegraphie und
lenkbareLuftschiffe kennt,nicht rückschritt-
lich denken oder gar handeln.
Neue Zeiten, neue Gedanken: Wenn wir
das verschönte Bildnis als etwas Unwahres
empfinden, dann sind wir aufdemWege zur
WAHRHEIT, die uns Deutschen so not tut.
Kein Volk der Erde bedient sich so ausgiebig
wie wir ausländischer Worte, Namen, Er-
Zeugnisse. Da wird es wirklich Zeit, deut-
sches Wesen und deutschenStil auszubilden.
Damit werden wir über alle Glattmeier und
Süßlinge hinweg auch zu einem DEUT-
SCHEM BILDNIS gelangen.
Verkleidungen, insbesondere das Her-
vorholen alter Trachten für das Bildnis ist
falsch. Unsere besten Künstler haben auf
ihren vortreff lichstenBildnissen immer nur
die Dargestellten in der Tracht ihrer Zeit
wiedergegeben. Ist die Photographie wieder
ehrlich geworden, folgt sie künstlerischen
Gesichtspunkten, dann hört sie auf süßlich,
unnatürlich, konventionell zu sein.
Das PUBLIKUM muß dazu allerdings bei-
tragen, indem es mehr Geld als bisher auf ein
wirklich gutes Kamerabildnis verwendet.
Ein wirklich gut ausgeführtes Bild befrie-
digt nicht nur das eigene Auge, sondern es
übt eine erzieherische, eine kulturelle Wir-
kung auf das ganze Haus aus und im Grunde
genommen auf recht breite Schichten der
Bevölkerung, Denn nichts betrachtet man
so gern als sein Bild oder das Bild Nahe-
stehender. Alles Gemachte und Gesuchte ist
im photographischen Bildniszu vermeiden.
Das, was unsere käuflichen Bilder, insbe-
sondere unsere Postkartenbilder, an ge-
schmacklicherVerbiIdungIeisten,kannman
nicht ernsthaft genug brandmarken.
Die deutsche Kunst und das deutsche
Kunstgewerbe ziehen NEUE BAHNEN, ge-
leitet von Männern, die ihrem Schaffen deut-
sches Wesen aufprägen. Die Ausstellungen in
St. Louis und in Dresden haben das gezeigt,
und Städte wie Darmstadt, Dresden, Mün-
chen und Berlin und einzelne andere noch
können sich heute rühmen, Sitz eines vor-
trefflichen Geschmacks zu sein. Aber leider
ist dieser Geschmack immer nur auf einige
wenige beschränkt, deren unbewußte Wirk-
samkeit auf die anderen nicht ausreicht.
Es ist gar nicht notwendig, daß man die
Photographie zur Kunst rechnet. Sie kann in
sichihr vollesGenüge finden, wenn derLicht-
bildner in sie seine künstlerische Absicht
einträgt, wenn er sich in den Grund allen
menschlichenWesens vertieft, dieSchönheit
der freiwilligen und der unwillkürlichen
Bewegungen studiert und beiden alten Mei-
stern des gemalten Bildnisses eifrig in die
Schule geht
Unser neues Kamerabildnis stellt keine
Wilhelm Ohler nach —.
Ernst Petersen in Hanau 5.Ü
Mode, kein gesellschaftliches Erfordernis
dar, sondern ein INDIVIDUELLES Bedürf-
nis. Es ist das Wahrzeichen einer künstleri-
schen Kultur, die nach dem Höchsten auf Er-
den strebt, nach WAHRHEIT und LEBEN.
— Eine umfangreiche Ausstellung von Wer-
ken des Vortragenden begleitete die Aus-
führungen. VomVorstandstische wurde da-
raufhingewiesen, wie außerordentlich not-
wendig es ist, daß das Publikum das Gute zu
sehen und von dem Schlechten zu scheiden
lernt.Deshalb dürfe es keineGelegenheitvor-
ühergehen lassen, um so mehr als sich in
Berlin dasnicht so oft biete. Man möge daher
auch die Arbeiten besichtigen, die unser Mit-
glied NICOLA PERSCHEID im Hohenzol-
lern-Kunstgewerbehause ausgestellt hat.
EINE NEUE SCHREIBFEDER
Im Verlage von Heintze&Blanckertz in
Berlin ist erschienen: ’Ly, Lehrmittel für
Renaissance-Schrift4. In einer Enveloppe
einVorlagenheftmithistorischer Einleitung
und zwanzigMusterblättern für denSchreib-
unterricht von Rudolf Blanckertz, dazu ein
Übungsheft mit Linien blatt und eine Feder-
EINE NEUE SCHREIBFEDER
Röntgenstrahlen, Funkentelegraphie und
lenkbareLuftschiffe kennt,nicht rückschritt-
lich denken oder gar handeln.
Neue Zeiten, neue Gedanken: Wenn wir
das verschönte Bildnis als etwas Unwahres
empfinden, dann sind wir aufdemWege zur
WAHRHEIT, die uns Deutschen so not tut.
Kein Volk der Erde bedient sich so ausgiebig
wie wir ausländischer Worte, Namen, Er-
Zeugnisse. Da wird es wirklich Zeit, deut-
sches Wesen und deutschenStil auszubilden.
Damit werden wir über alle Glattmeier und
Süßlinge hinweg auch zu einem DEUT-
SCHEM BILDNIS gelangen.
Verkleidungen, insbesondere das Her-
vorholen alter Trachten für das Bildnis ist
falsch. Unsere besten Künstler haben auf
ihren vortreff lichstenBildnissen immer nur
die Dargestellten in der Tracht ihrer Zeit
wiedergegeben. Ist die Photographie wieder
ehrlich geworden, folgt sie künstlerischen
Gesichtspunkten, dann hört sie auf süßlich,
unnatürlich, konventionell zu sein.
Das PUBLIKUM muß dazu allerdings bei-
tragen, indem es mehr Geld als bisher auf ein
wirklich gutes Kamerabildnis verwendet.
Ein wirklich gut ausgeführtes Bild befrie-
digt nicht nur das eigene Auge, sondern es
übt eine erzieherische, eine kulturelle Wir-
kung auf das ganze Haus aus und im Grunde
genommen auf recht breite Schichten der
Bevölkerung, Denn nichts betrachtet man
so gern als sein Bild oder das Bild Nahe-
stehender. Alles Gemachte und Gesuchte ist
im photographischen Bildniszu vermeiden.
Das, was unsere käuflichen Bilder, insbe-
sondere unsere Postkartenbilder, an ge-
schmacklicherVerbiIdungIeisten,kannman
nicht ernsthaft genug brandmarken.
Die deutsche Kunst und das deutsche
Kunstgewerbe ziehen NEUE BAHNEN, ge-
leitet von Männern, die ihrem Schaffen deut-
sches Wesen aufprägen. Die Ausstellungen in
St. Louis und in Dresden haben das gezeigt,
und Städte wie Darmstadt, Dresden, Mün-
chen und Berlin und einzelne andere noch
können sich heute rühmen, Sitz eines vor-
trefflichen Geschmacks zu sein. Aber leider
ist dieser Geschmack immer nur auf einige
wenige beschränkt, deren unbewußte Wirk-
samkeit auf die anderen nicht ausreicht.
Es ist gar nicht notwendig, daß man die
Photographie zur Kunst rechnet. Sie kann in
sichihr vollesGenüge finden, wenn derLicht-
bildner in sie seine künstlerische Absicht
einträgt, wenn er sich in den Grund allen
menschlichenWesens vertieft, dieSchönheit
der freiwilligen und der unwillkürlichen
Bewegungen studiert und beiden alten Mei-
stern des gemalten Bildnisses eifrig in die
Schule geht
Unser neues Kamerabildnis stellt keine
Wilhelm Ohler nach —.
Ernst Petersen in Hanau 5.Ü
Mode, kein gesellschaftliches Erfordernis
dar, sondern ein INDIVIDUELLES Bedürf-
nis. Es ist das Wahrzeichen einer künstleri-
schen Kultur, die nach dem Höchsten auf Er-
den strebt, nach WAHRHEIT und LEBEN.
— Eine umfangreiche Ausstellung von Wer-
ken des Vortragenden begleitete die Aus-
führungen. VomVorstandstische wurde da-
raufhingewiesen, wie außerordentlich not-
wendig es ist, daß das Publikum das Gute zu
sehen und von dem Schlechten zu scheiden
lernt.Deshalb dürfe es keineGelegenheitvor-
ühergehen lassen, um so mehr als sich in
Berlin dasnicht so oft biete. Man möge daher
auch die Arbeiten besichtigen, die unser Mit-
glied NICOLA PERSCHEID im Hohenzol-
lern-Kunstgewerbehause ausgestellt hat.
EINE NEUE SCHREIBFEDER
Im Verlage von Heintze&Blanckertz in
Berlin ist erschienen: ’Ly, Lehrmittel für
Renaissance-Schrift4. In einer Enveloppe
einVorlagenheftmithistorischer Einleitung
und zwanzigMusterblättern für denSchreib-
unterricht von Rudolf Blanckertz, dazu ein
Übungsheft mit Linien blatt und eine Feder-