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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 4
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Otto, Fr.: Nordwestdeutsche Kunstausstellung in Oldenburg i Gr. 1905
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Die Seele in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0056

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52

Die Werkstatt der Ärmst.

Heft

und mit großem Erfolg. Der Kunstausschuß setzt sich zu-
sammen aus den programmäßig jedem Ausschuß zugehörenden
Herren: Geheimrat Schnitze und Or. Dursthofs, ferner
dem Vorstand der großherzoglichen Kunstsammlungen, Dber-
kammerherr v.Bothmer, kserrn Prof. p. Behrens-Düssel-
dorf und den Oldenburger Künstlern Bakenhus, Tom Di eck,
Otto und Pros. Winter.
Dem ursprünglichen Projekt, eine Kunstausstellung nur
von Werken oldenburgischer Künstler zu veranstalten, konnte
ich nicht zustimmen, und mein Antrag, die Ausstellung auf
Nordwestdeutschlaud auszudehnen, wurde angenommen,
nachdem ich mich des Interesses der führenden Künstler dieser
Gruppe vergewissert hatte. Und ich kann das Programm
dieser Ausstellung nicht besser präzisieren, als mit der Ant-
wort des Herrn Professors L. auf meine diesbezügliche An-
frage: „Heimatkunst a tont prix ist scheußlich, Heimatkunst
als Schlagwort hasse ich — aber ergibt sich aus den Merken
von landsmännischen Künstlern zusammengetragen ein Wieder-
schein der Heimat im Geistigen, Innerlichen, nicht nur im
Motiv — so ist's gut!"
Möge diese Hoffnung sich verwirklichen!
Die Jury besteht aus den Herren: Prof. Grethe,
Prof. Kuehl, Maler Mackensen, Prof. Olde, Maler Vo-
geler und Pros. Winter.
Herr Pros. Behrens baut die Kunsthalle.
Besondere Räume sind Herrn Vogeler und dem Bremer
Gewerbemuseum zur Ausstattung überwiesen.
Das Protektorat der Ausstellung hat der Großherzog
übernommen.
Nach Vorschlag der Jury findet eine Verteilung von
Medaillen statt.
Es werden Ankäufe für eine Lotterie gemacht.
wenn Sie in irgend einer weise die Bestrebungen
dieser Ausstellung, die bei geringem räumlichem Umfang durch
ausgewählte Werke ein umfassendes Bild nordwestdeutscher
Kuust (Hannover, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg,
Lübeck und Oldenburg) geben soll, unterstützen können, wären
wir Ihnen sehr dankbar und ich bin sehr gerne zu jeder
weiteren Auskunft bereit.
Hochachtungsvoll
Fr. Otto, Schriftführer.
Die Seele ln äer Kunst.
von Professor Wilhelm St einhausen-Frankfurt?)
Zn der Seele eines Kunstwerks, wie eines
Menschen, liegt ein tiefes schweigen, wie ein fünd-
naturhafter Zwang, den zu lösen kein Mensch vermag.
Die Grnndstimmung aller Annst ist Sehnsucht.
Mer sich selbst so ganz vergessen könnte —
eine gar schwere Annst — wäre ein glücklicher
Mensch und könnte ein großer Aünstler werden.
Er gibt seine Seele der Natur zurück, von der er
sie empfangen hat — nun spricht sie und er horcht
staunend zu, wie er seine Stimme hört.
Die Malerei ist die Aufzeichnung eines Wechsel-
gespräches zwischen der Seele und der Natur. Sie
ist ein Versuch, sich mit der Natur zu verständigen,
ch Aus der Wochenschrift „Der Deutsche" (Herausgeber
Adolf Stein, Verlag des „Deutschen" in Berlin).

ihre Sprache zu verstehen. Zn jeder Horm, in
jedem Dinge liegt ein Geist verborgen, der mit
uns zu reden verlangt: das ist der notwendige
Znhalt des Aunstwerks.
Der Natur gegenüber muß der Aünstler
immer in Leidenschaft bleiben. Gr muß sie ja
lieben. Wie könnte er das, wenn er sie nur „ob-
jektiv" anschauen dürfte.
Ich komme immer mehr zu der Ueberzeugung,
daß alle Malerei, da sie auf Anschauen der in
der eigenen Natur sich spiegelnden Außenwelt be-
ruht, kontemplativ sein muß. Darum entstanden
im Mittelalter so große Werke der Malerei, so
seelisch reich, weil der Hang zu kontemplativ sich
versenkender Betrachtung so vielen Gemütern mitten
unter den stürmischen Bewegungen der tatenreichen
Zeit eigen war. Es war derselbe Hang, der Un-
zählige in die Stille der Alöster und Wälder zog.
Ein großer Reiz des Bildes liegt außerhalb
des Bildes. Die Saite vibriert und tönt, aber das
Echo antwortet von überallher.
Daß die Natur uns antwortet, wenn wir
fragen, daß sie ein Echo unserer Sprache wird,
das ist eben ein Beweis einerlei Ursprungs, einerlei
Schicksals, einerlei Hoffnung.
Ein Bild enthält nichts Übernatürliches, es
führt aber die Phantasie in solches hinein.
Man muß betrachten, daß der Gegenstand
allein nie wirkt, sondern immer die Situation.
Denn der einfachste Gegenstand (Stilleben) ist in
irgend welchem Verhältnis zur Umgebung. Zn
diesem Verhältnis ist immer ein Bruchstück der
ganzen Welt. Das Stück Licht, welches an einem
Gegenstand haftet, wirkt nach den ewigen Gesetzen,
die es im Weltall leiten. Und diese Beziehung zum
Ganzen drückt unwillkürlich dem Einzelnen eine Be-
deutung auf, und der Beschauer, sie ahnend und
erkennend, fühlt sich von ihm stimmungsvoll berührt.
Wer in der Annst sein Streben nach Har-
monie betätigt und an die Möglichkeit, sie zu ge-
stalten glaubt, kann denn der von seinem Leben
geringer denken und hier aufgeben, was in jener
 
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